Keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr ab 2024: Der jüngste Gesetzesentwurf der Grünen, der zuerst in den Medien veröffentlicht und schon jetzt landesweit scharf kritisiert wird, lässt viele Bürger verärgert zurück. Auch bei "Markus Lanz" wurde am Dienstagabend über die Heizungspläne von Robert Habeck gesprochen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Im Zentrum der Debatte: Grünen-Politiker Anton Hofreiter, der nicht nur im Gespräch mit ZDF-Moderator Markus Lanz, sondern auch mit Journalistin Antje Höning ins Straucheln kam.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

"Was passiert da gerade mit den Wärmepumpen und wie ist das an die Öffentlichkeit gelangt?", fragte Markus Lanz seinen Gast, den Grünen-Politiker Anton Hofreiter, ganz offen. Die Heizungspläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sorgen aktuell nicht nur für Verwirrung, sondern auch für jede Menge Wut in Deutschland.

Kein Wunder also, dass sich Habecks Parteikollege am Dienstagabend bei "Markus Lanz" kritischen Fragen stellen musste. Dabei geriet er nicht nur mit dem ZDF-Moderator, sondern auch mit Journalistin Antje Höning in eine hitzige Diskussion. Weitere Themen der Sendung waren zudem die wachsende Freundschaft zwischen China und Russland und das jüngste Treffen von Putin und Xi Jinping in Moskau.

Das sind die Gäste

  • Anton Hofreiter, Politiker (Die Grünen): "Die Maßnahmen bei den Heizungen werden wir so gestalten, dass wir alle gut damit leben können."
  • Antje Höning, Journalistin und Leiterin des Wirtschaftsressorts der "Rheinischen Post": "Da ist eine gewisse grüne Heuchelei im Spiel."
  • Daniela Schwarzer, Politologin und Expertin für internationale Beziehungen: "China ist ohne Frage zu einer wichtigen Versorgungsquelle für Russland geworden."
  • Florian Flade, Reporter und Investigativjournalist der Recherchekooperation aus NDR, WDR und SZ: "Wir haben uns im Energiesektor abhängig gemacht."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Zu Beginn der Sendung wollte Markus Lanz zunächst über die wachsende Freundschaft zwischen Russland und China sprechen. Mit Blick auf das jüngste Treffen von Russlands Präsident Wladimir Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau sagte Grünen-Politiker Anton Hofreiter: "Ich glaube, dass China in einem nicht zu unterschätzenden Dilemma steckt. Der chinesische Herrscher ist sich mit dem russischen Diktator einig, dass sie die Ordnung, die wir im Westen schätzen, grundlegend ablehnen. Aber gleichzeitig hat er eine ganz schwierige wirtschaftliche Lage. Er hat eine hohe Abhängigkeit seiner Exportwirtschaft vom europäischen und US-amerikanischen Markt. Deshalb versucht er irgendwie, auf diesem Grat zu balancieren."

Politologin Daniela Schwarzer stimmte zwar zu, ergänzte jedoch gleichzeitig, dass es bereits zu chinesischen Waffenlieferungen nach Russland gekommen sein soll: "Es sollen um die 1.000 Schusswaffen von China nach Russland geliefert worden sein. Schwere Waffen sind aber noch nicht dokumentiert worden. Aber China ist ohne Frage zu einer wichtigen Versorgungsquelle für Russland geworden."

Kurz darauf lenkte Markus Lanz die Diskussion auf die deutsche Abhängigkeit von autokratischen Staaten wie Russland oder China: "Wie lange diskutieren wir darüber, bis sich etwas ändert?" Journalistin Antje Höning erklärte zustimmend: "Viele Unternehmen sind einfach noch nicht so weit." Ein Satz, der bei Anton Hofreiter für schlechte Laune sorgte. Der Grünen-Politiker stellte klar: "Wir sind die letzten 16 Jahre einfach blindlings in die falsche Richtung gelaufen. Was damals grundlegend falsch gemacht worden ist, kann man in einem Jahr nicht alles umdrehen." Er finde es absolut richtig, nun dafür zu sorgen, dass man zukünftig "resilienter aufgestellt" sei, man müsse bei den Handelspartnern mehr "diversifizieren".

Investigativjournalist Florian Flade fügte abschließend hinzu: "Vieles wurde in den letzten Jahren immer als Paranoia abgetan. Aber die Warnung von Experten war ja: 'Macht euch nicht abhängig' - und wir haben uns vor allem im Energiesektor abhängig gemacht."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Beim Thema Energiesektor kippte die Stimmung bei "Markus Lanz". Der ZDF-Moderator sprach den Gesetzesentwurf aus dem grünen Wirtschaftsministerium an, der besagt, dass ab 2024 jede neue Heizung mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. "Das bedeutet das Aus für Öl- und Gasheizungen. Aber wo soll all das Geld herkommen?", so Lanz mit kritischem Blick. Der Moderator fragte Anton Hofreiter, wie der Entwurf überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen konnte: "Wie kann denn sowas passieren - das Wärmepumpen-Gate?"

Der Politiker beschwichtigte zunächst: "Wärmepumpen-Gate ist ein bisschen hochgegriffen. Ich habe jedenfalls keine Grünen im Verdacht." Statt sich auf Spekulationen einzulassen, erklärte Hofreiter nüchtern, was hinter dem geplanten Gesetz steckt: "Wenn einem die Heizung kaputtgeht und sie auch nicht mehr reparierbar ist, dann baut man eine Heizung in sein Haus ein, die zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist wird." Die genaue Umsetzung hänge dann vom Standort ab, so der Grünen-Politiker.

Journalistin Antje Höning klinkte sich in die Debatte mit ein und mahnte: "Die Lieferzeit der Wärmepumpe liegt bei zehn bis 15 Monaten. Das weitere Thema sind die Kosten. Das kostet 30.000 bis 40.000 Euro. Mit staatlichen Förderungen sind wir bei 25.000 Euro. Wer hat das, um eine Heizung einzubauen? Es hätte andere Wege gegeben, um den Gebäudesektor zum Klimaschutz zu bewegen. Sie gehen den völlig falschen Weg und viel sinnvoller wäre es, Anreize zu geben." Markus Lanz stimmte zu und sprach von einem "katastrophalen Eindruck", der mit Blick auf den Gesetzesentwurf entstehe. Der Grünen-Politiker versuchte, sich zu verteidigen und erklärte: "Das stimmt ja so nicht. Sie können auch eine Hybrid-Heizung einbauen. Nicht alle müssen Wärmepumpen einbauen. Strombetriebene Heizungen sind auch möglich." Lanz hakte fassungslos nach: "Sie wollen wieder zum Nachtspeicher zurück?"

Antje Höning stichelte hinterher: "Aber der Strom ist doch nicht grün! Sie machen Klimapolitik mit der Brechstange statt mit Anreizen." Ein Anlass für den ZDF-Moderator, mit Blick auf Anton Hofreiter Klartext zu reden: "Wie heizen wir? Sie haben ja offenbar Angst vor Ihren eigenen Wählern, weil Sie nicht sagen: Wärmepumpen - darauf läuft's hinaus." Daraufhin platzte es aus dem Grünen-Politiker heraus: "Ich weiß nicht, warum Sie immer versuchen, dieses Gesetz völlig anders darzustellen, als es bisher bekannt ist! Es ist einfach von irgendjemand, wahrscheinlich aus der FDP oder SPD, durchgestochen worden, weil die Koalition gerade im Moment ein paar Schwierigkeiten hat."

Hofreiter weiter: "Der Gesetzentwurf ist noch nicht mal fertig. Es ist extrem ärgerlich, dass er durchgestochen worden ist. Deswegen haben wir jetzt die Debatte. Wenn der Gesetzentwurf fertig ist, wird es nicht dazu kommen, dass Menschen ihr Haus verlieren. Es soll am Ende für die Verbraucher nicht teurer werden als die Gasheizung."

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So hat sich Markus Lanz geschlagen

Lanz moderierte solide und konnte seinen Gästen, allen voran Anton Hofreiter, einige interessante Aussagen entlocken. Ein roter Faden lief durch die Sendung, auch wenn der Grünen-Politiker es in einigen Situationen schaffte, vom Thema abzuweichen.

Dennoch ließ Markus Lanz nicht locker und hakte immer wieder genau bei Hofreiter nach, der sich am Ende der Sendung dazu bereit erklärte, zu versprechen, dass der Einbau von Wärmepumpen nicht für immense Mehrkosten aufseiten der Verbraucher sorgen soll.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Während sich die Gäste bei "Markus Lanz" bei Fragen zur russisch-chinesischen Beziehung mehrheitlich einig waren, wurde es beim Thema Energiewende durchaus hitziger. Vor allem zwischen Markus Lanz, Anton Hofreiter und Antje Höning entbrannte eine lautstarke Diskussion, bei der der Grünen-Politiker im Mittelpunkt der Kritik stand.

Hofreiter musste für den Gesetzesentwurf aus seiner Partei Rede und Antwort stehen und äußerte sich überraschend schwammig, als es um konkrete Zahlen und Fakten in Bezug auf die Nutzung von Wärmepumpen ging. Markus Lanz machte daher innerhalb der Sendung mit Blick auf den Grünen-Politiker mehr als deutlich: "In der Wirkung ist das alles katastrophal."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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