Die geplante Cannabis-Legalisierung, die Krankenhausreform, Datenbanken für die Pharmaforschung und mehr: Karl Lauterbach läutete bei "Markus Lanz" die "Schicksalswochen" für das Gesundheitssystem ein, verhakte sich aber in so manchem Widerspruch.
Sollen die Deutschen legal kiffen dürfen? Geht es nach Bundesgesundheitsminister
Ab 1. Juli könnte man Cannabis für den Eigenbedarf in Cannabis-"Genossenschaften" beziehen. Damit soll der Cannabis-Konsum eingebremst, der Schwarzmarkt unter Kontrolle gebracht und die Attraktivität der Droge für Kinder und Jugendliche verringert werden.
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Im US-Bundesstaat Colorado und in Kanada hätte die Legalisierung von Cannabis Studien zufolge bereits Erfolge gezeigt: Der Schwarzmarkt sei etwa in Kanada um zwei Drittel kleiner geworden. Auf solche Effekte hoffte bei
Unumstritten ist die geplante Legalisierung von Cannabis allerdings hierzulande nicht. Nicht nur in der Innenpolitik hagelt es Kritik - und zwar sowohl vonseiten der Union als auch von Parteikollegen aus der SPD. Auch bei Markus Lanz musste sich der Gesundheitsminister vor allem gegenüber Melanie Amann vom "Spiegel" und der Kinderärztin Tanja Brunnert behaupten.
Es sei "ein Kampf", gab er zu und bezog sich damit nicht nur auf die Cannabis-Legalisierung. Auch andere große Umwälzungen im Gesundheitssystem waren Themen der Talkshow: Die Krankenhausreform und das Transparenzgesetz, mit dem ab 1. Mai für jeden die Kompetenzgebiete einer Klinik einsehbar werden. Zudem zeigte der Radiologe Felix Nensa auf, welches Potenzial Digitalisierung und KI unter anderem für die Krebsbehandlung hätten.
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Das sind die Gäste
- Karl Lauterbach, SPD-Politiker: "Es sind Schicksalswochen für die Versorgung der Babyboomer, denn wenn wir diese Reformen nicht bekommen, können wir die (...) nicht so gut versorgen, wie wir müssen."
- Melanie Amann, Journalistin: (zur Cannabis-Legalisierung) "Ich habe den Eindruck, Sie haben den Kopf aus dem Sand genommen und einen Meter weiter wieder reingesteckt. Mit dem Modell funktioniert es nicht."
- Felix Nensa, Radiologe: "Wenn er das (Lauterbach, die Reform) nicht schafft, fährt dieses System gegen die Wand - das dauert nicht mehr lange."
- Tanja Brunnert, Kinderärztin: "Ich hoffe nicht, dass der Benefit ist, dass ich mit 85 durch das Exoskelett gesteuert mit dem Chip noch in der Praxis umherlaufe, sondern dass es ein anderer Benefit sein wird. Denn dass wir Unterstützung brauchen und dass die Manpower zu gering ist, wir zu wenig Personal haben in verschiedenen medizinischen Bereichen, das trifft uns überall in der Branche."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
"Bubatz wird legal", steht da in fetter Schrift. Darunter ist ein grünes Cannabis-Blatt zu sehen, und in der unteren Ecke "Bundesregierung". Dieses Instagram-Posting hatte bereits für rege Diskussionen bei Markus Lanz gesorgt, jetzt wurde es für alle sichtbar in der Sendung eingeblendet.
"Sie machen Werbung, posten als Bundesregierung 'Bubatz wird legal'", hatte Kinderärztin Tanja Brunnert dem Bundesgesundheitsminister Lauterbach schon Minuten zuvor vorgeworfen. "Sie bedienen sich der Jugendsprache, um Ihren Gesetzesentwurf unters Volk zu bringen." Ihre 18-jährige Tochter hätte den Post auf ihrem Handy gesehen.
Karl Lauterbach sagte dazu: "Das darf ich so nicht stehen lassen, wir würden Werbung für Cannabis machen". "Wir klären in der Jugendsprache auf: Bubatz schädigt ihr Gehirn", betonte er. Jegliche Werbung für Cannabis bleibe verboten.
Sehr warnend sei das nicht, gab Amman zu bedenken, und Brunnert bestätigte: "Bubatz wird legal - das ist das, was bei den Jugendlichen hängen bleibt." Wenn es eine Aufklärung oder gar Warnung sein sollte, sei sie schlecht gemacht.
"Sie hätten darüber schreiben können: Bubatz schädigt euer Gehirn - machen Sie aber nicht", zeigte sich der Moderator irritiert, als er dann endlich das viel diskutierte Instagram-Posting zu Gesicht bekam. Noch überraschter war da nur noch Karl Lauterbach: "Das ist ehrlich gesagt nicht die Kampagne, die wir gemacht haben", meinte er. Bei der Kampagne, die das Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben und mit Jugendlichen getestet hätte, mache man in Jugendsprache auf die Gefährlichkeit der Droge aufmerksam.
"Das ist nicht von Ihnen?", war jetzt Lanz an der Reihe, verblüfft zu reagieren. "Das kann ich zunächst nicht bewerten, ob das von uns ist", so Lauterbach. "Das haben wir für Sie schon gemacht", entgegnete Lanz. Das Posting käme von einem offiziellen Account der Bundesregierung.
Das ist das Rede-Duell des Abends
So oft Karl Lauterbach auch betonte, mit der Cannabis-Legalisierung junge Menschen vor dem Schwarzmarkt und verunreinigten Drogen bewahren zu wollen (Lanz: "Wir drehen uns im Kreis, wir hören das zum fünften Mal"): Der Teufel steckt im Detail. "Wie weit müssen die Leute, die Cannabis dabei haben, künftig von Kitas und Schulen entfernt sein?", wollte es Lanz zum Abschluss der Themenrunde ganz genau wissen.
Lauterbach hatte die Antwort parat: "100 Meter. Die Anbauer 200 Meter, die Konsumierer 100 Meter." - "Und würden Sie sagen, dass im Jahr 2024 junge Menschen in der Lage sind, 100 Meter zu überwinden?", machte sich der Moderator über die Ausführung lustig.
Lauterbach blieb ernst: "Das hoffe ich sehr", sagte er. "Machen wir uns nichts vor, ich kann zulassen, dass man vor der Kita steht und das Zeug konsumiert, oder ich habe eine Grenze, und es gibt sehr viele Regeln - Abstandsregeln - die sporadisch kontrolliert werden. Aber auf eine Regel zu verzichten, wäre Unsinn. Dann würde ich erlauben, dass vor der Kita oder sogar auf dem Schulhof konsumiert wird, das kann nicht richtig sein. Jetzt kann ich sagen, es müssen drei Kilometer sein, das wäre absurd. 100 Meter ..."
"Kommt man in der großen Pause relativ zügig zu", beendete Lanz sarkastisch den Satz. "Pragmatisch gesprochen ist das etwas, damit kann man aus meiner Sicht arbeiten", verstrickte sich Lauterbach. "Stimmt, damit können die anderen auch arbeiten, das ist wahr", konnte sich Lanz den letzten Kommentar zum Thema nicht verkneifen und lenkte über zu einem medialen Lob am Bundesgesundheitsminister, "zum angenehmen Teil des Abends". Lauterbach war sichtlich froh, - zumindest für den Moment - von der Schippe gesprungen zu sein.
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Den "Spießer" wollte Markus Lanz nicht heraushängen lassen. Dass ihm die Cannabis-Legalisierung aber nicht geheuer war, daraus machte der mehrfache Vater keinen Hehl ("Wir reden nicht über einen Liter Milch, wir reden über Drogen"). Immer wieder zeigte er in der Diskussion Humor, ließ seinen Charme spielen und fühlte sich in der Runde mit den drei Ärzten und vielen "Lauterbach-Groupies" sichtlich wohl.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Karl Lauterbach muss es hinkriegen - so könnte man die Sendung vom 8. Februar zusammenfassen. Die Krankenhausreform im Allgemeinen, das Transparenzgesetz im Besonderen und ja, auch die Cannabis-Legalisierung. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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