Die Kanzlerkandidatinnen Alice Weidel und Sahra Wagenknecht waren am Mittwochabend bei "Maischberger" zu Gast. Es dauerte nicht lange, bis die Debatte hitzig wurde und die beiden Frauen sich lauthals zankten. Daraus mitnehmen konnte man einiges über die inhaltlichen Unterschiede – am Ende war es aber vor allem ein Satz von Alice Weidel, der von dem Abend in Gedächtnis blieb.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

7 Prozent für das BSW, 21,5 Prozent für die AfD – diese Umfragewerte gab das Meinungsforschungsinstitut INSA zuletzt für die Sonntagsfrage aus. Beide Parteichefinnen – Sahra Wagenknecht und Alice Weidel – sind Kanzlerkandidatinnen. Wie nah oder fern sie einander in verschiedenen Themen sind, zeigte sich bei Maischberger im Studio.

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Wie ähnlich sind sich Alice Weidel (AfD) und Sahra Wagenknecht (BSW)? Um das herauszufinden, fühlte Maischberger am Mittwochabend den beiden Parteichefinnen in Sachen Wirtschaft bis Verteidigung auf den Zahn. Im Fokus standen dabei der Umgang mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump, mögliche Koalitionsoptionen und die Pläne für die Zukunft unseres Landes.

Das sind die Gäste

  • Alice Weidel (AfD): "Trump hat eine sehr erfolgreiche außenpolitische Bilanz als Friedenspräsident. Er hat Waffenruhe im Nahen Osten verhandelt. Er möchte Frieden schaffen in der Ukraine. Man sollte ihm die Gelegenheit geben, das zu tun", sagte die AfD-Chefin. Später drückte sie ihre Bewunderung für Elon Musk aus: "Ich finde es extrem wichtig, dass jemand wie Elon Musk als erfolgreicher Unternehmer Geld in die Hand genommen hat, um Twitter, also heute X, zu kaufen." Er habe damit den Korridor der Meinungsfreiheit weiten wollen.
  • Sahra Wagenknecht (BSW): "Sollte Trump den Ukraine-Krieg beenden, wäre das ein Verdienst. Ich habe wenig Vertrauen", so die Parteivorsitzende. Seine Präsidentschaft könnte dennoch etwas Positives bringen, wenn sie uns "wachrüttele, nicht immer in blinder Gefolgschaft das zu tun, was Washington will", sagte sie weiter.
  • Linda Zervakis: "Das einzig Berechenbare an Trump ist seine Unberechenbarkeit", so die Moderatorin. Das Gespräch zwischen Weidel und Musk habe der AfD allein schon dadurch im Wahlkampf geholfen, dass sie wieder Gesprächsthema sei. Später sagte sie: "Ich kann nur hoffen, dass Friedrich Merz sein Wort hält und nicht mit der AfD in eine Koalition geht."
  • John Bolton: Als der ehemalige Trump-Berater hörte, dass Friedrich Merz Golf spielt, witzelte er: "Das macht ihn wahrscheinlich zum besten Kandidaten für die Kanzlerschaft. Ich würde raten, dem Ansatz des früheren japanischen Premierministers Shinzo Abe zu folgen: Er hat mit Trump Golf gespielt und Trump hat komischerweise immer gewonnen. Er hat ständig mit Trump gesprochen, nicht erst, wenn er ein Problem hatte." Das habe Vertrauen geschaffen.
  • Albrecht von Luke: Der Politikwissenschaftler und Publizist sagte: "Donald Trump meint das goldene Zeitalter für Amerika. Wenn er den dezidierten Willen hat, Amerika gegebenenfalls auch räumlich größer zu machen – dann ist das eine Drohung."
  • Nikolaus Blome: "Trump hat gesagt, er sei in göttlicher Mission unterwegs. Gott habe ihn von dem Attentat errettet, damit er Amerika wieder groß mache – und er werde das Territorium der USA erweitern. Normalerweise redet Wladimir Putin so." Im weiteren Verlauf der Sendung äußerte er sich: "Die Kommunisten und Stalin haben Menschen umbringen lassen, weil sie einer bestimmten Klasse angehörten. Hitler hat unendlich viele Menschen umbringen lassen, weil sie einer bestimmten Rasse angehörten. Das ist ein wirklicher Unterschied. Und wenn Alice Weidel das nicht begreift, dann ist ihr bis auf Weiteres nicht zu helfen."

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Alice Weidel sprach über die Brandmauer der Union und behauptete: "Die CDU macht momentan Wahlkampf mit AfD-Positionen. Zur Wahrheit gehört dazu, dass sie mit den Wunschkoalitionspartnern – also mit den Grünen und der SPD – ihre Versprechen nicht wird umsetzen können." Die Union werde die Wahlversprechen für einen politischen Wandel nur mit der AfD umsetzen können.

Weidel weiter: "Am besten wählt man dann gleich das Original statt einer Kopie. Hier wird den Wählern kein reiner Wein eingeschenkt. Die Wähler werden knallhart angelogen von Seiten der CDU." Man sehe bereits in den Landesregierungen, dass dort kein politischer Wandel stattfinden werde.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Weidel und Wagenknecht sprangen sich mehrmals ziemlich an die Kehle. Was zu Beginn noch als einigermaßen respektvolles Gespräch startete, gipfelte schnell in gegenseitige Vorwürfe. Maischberger brachte die Aussage von Weidel, Hitler sei Kommunist gewesen, noch einmal auf den Tisch. Das hatte die AfD-Chefin im Gespräch mit Elon Musk behauptet. Auch nun wiederholte sie, Hitler sei "im Geiste ein Linker" gewesen.

Wagenknecht nannte dies eine Ungeheuerlichkeit gegenüber den Opfern von Hitler. Weidel wiederum relativierte mit Stalins Opfern – und kritisierte Wagenknecht für ihre frühere Mitgliedschaft bei der Kommunistischen Plattform.

"Heute sehe ich die Dinge anders und ich würde sagen, bei Ihnen ist die Entwicklung eher in die andere Richtung", giftete Wagenknecht zurück. Weidel habe sich von einer rechtskonservativen Politikerin "ganz radikal entwickelt". Die wiederum stichelte: Wagenknecht habe erst die Linke "zerlegt" und drohe nun, selbst nicht in den Bundestag einzuziehen.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Als es um Björn Höcke und dessen gescheiterten AfD-Parteiausschluss von 2017 wegen "Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus" ging, gelang es Maischberger, Weidel dazu zu bringen, sich mit einem Satz selbst zu demaskieren. Weidel hatte den Parteiausschluss damals unterstützt, inzwischen aber hat sie mit dem Thüringer ihren Frieden gemacht. Ob Höcke sich etwa gemäßigt habe, wollte Maischberger wissen. "Höcke gewinnt Wahlen", lautete Weidels Antwort lediglich.

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

In Fragen zur Migration, zu Gas-Lieferungen aus Russland und zur Stationierung von US-Raketen in Deutschland mögen AfD-Chefin Alice Weidel und BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht inhaltlich einiges an Schnittmengen haben, am Mittwochabend traten jedoch vor allem die Unterschiede zwischen beiden Parteien hervor – zum Beispiel bei den Themen Vermögenssteuer, Verteidigungsausgaben und der Bewunderung für Trump.

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