In aktuellen Umfragen liegt Friedrich Merz mit rund 30 Prozent deutlich vor seinem SPD-Herausforderer Olaf Scholz. Bei "Markus Lanz" debattierten mehrere Chefredakteure, darunter Melanie Amann und Martin Machowecz, über die Wahlkampfstrategien des CDU-Chefs und des amtierenden Kanzlers. Außerdem sprachen die Gäste auch über den weiteren Umgang mit der AfD.
In nur wenigen Tagen steht die nächste Bundestagswahl an. In der letzten Ausgabe vor der großen Wahl blickte
Die Gäste
- Die stellvertretende "Spiegel"-Chefredakteurin Melanie Amann warnte vor einem schwammigen Umgang mit der AfD: "Demokraten machen sich selbst immer Angst und tanzen wie das Kaninchen um die Schlange herum."
- Der "Stern"-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz kritisierte den Wahlkampf der demokratischen Mitte: "Die Bereitschaft, wirklich über die Themen, die gerade anstehen, zu verhandeln, war sehr niedrig."
- Der "Welt am Sonntag"-Chefredakteur Jacques Schuster sah in naher Zukunft keinen Anstieg der AfD-Wählerstimmen: "Wenn wir der großen Mitte vertrauen, dann können wir doch auch etwas gelassener sein."
- Der stellvertretende "Die Zeit"-Chefredakteur Martin Machowecz lobte die inhaltlich deutliche Positionierung der großen Parteien im Wahlkampf: "Wir haben sehr klar konturierte politische Lager."
Das Wortgefecht
Bei "Markus Lanz" lobten einige der Gäste den aktuellen Wahlkampf von CDU-Chef

Ein Argument, das Melanie Amann nicht unkommentiert ließ: "Das bezog sich auf seine Abstimmung! (...) Ich glaube, der Auftritt nach Aschaffenburg wurde (...) schon unterschiedlich kommentiert. (...) Und die Kritikpunkte galten den Inhalten." Mit Blick auf die gemeinsame Abstimmung von AfD und CDU merkte Markus Lanz derweil an: "Es war (...) am Ende doch ein Moment der Wahrheit, zu dem das alles geführt hat. Ein Moment, der zu mehr Ehrlichkeit geführt hat." Lanz fügte energisch hinzu: "Jeder war gezwungen, sich plötzlich dazu zu verhalten und eine Position zu finden. Und das habe ich als gut empfunden. Endlich mal eine echte Auseinandersetzung!"

Melanie Amann sah die gemeinsame Abstimmung derweil kritischer. Sie warnte: "Das ist ein Schritt in Richtung Normalisierung. Das muss man sich einfach klarmachen und das Tor hat Merz geöffnet." Jacques Schuster reagierte skeptisch und kritisierte: "Wir haben diese Diskussion und diesen Streit auch so ein bisschen verlernt vielleicht in den letzten 20 Jahren." Der Chefredakteur der "Welt am Sonntag" ergänzte hoffnungsvoll: "Vielleicht ist die AfD eben bei ihren 20 Prozent ausgereizt, weil zum Glück die Mitte (...) bei 80 Prozent liegen." Eine Hoffnung, die Martin Machowecz nicht teilen konnte, denn: "Das dachten wir vor ein paar Jahren aber auch bei 10 Prozent schon." Schuster hielt prompt dagegen: "Der Teufel kommt nur einmal durch dieselbe Tür und wir können das aushalten als Demokraten. Und deswegen würde ich sagen: Bleibt ein bisschen ruhiger!"
Die Offenbarung des Abends
Als der ZDF-Moderator von seinen Gästen wissen wollte, wie sie "diesen Wahlkampf beschreiben" würden, reagierte vor allem Melanie Amann kritisch. Die stellvertretende Chefredakteurin von "Der Spiegel" bezeichnete den für sie "ungewöhnlichen Wahlkampf" als "in der Anfangsphase unerträglich inhaltsleer. Dann kippte es zu Inhalten, (...) aber immer mit einer gewissen schrillen Begleitmusik". Gregor Peter Schmitz nickte zustimmend: "Ich glaube, die Bereitschaft, wirklich über die Themen, die gerade anstehen, zu verhandeln, war sehr niedrig. Gleichzeitig waren die Erwartungen sehr niedrig."
Jacques Schuster zeigte sich derweil schockiert über die "einbetonierten" Umfrageergebnisse der großen Parteien. "Es ist schon so eine Form von Wechselstimmung da, aber die Umfragen sind eben betoniert. (...) Wirkt der Wahlkampf überhaupt?", fragte der Chefredakteur der "Welt am Sonntag" streng.
Martin Machowecz reagierte daraufhin nüchtern: "Ich fand das nicht so einen schlechten Wahlkampf. (...) Wir haben sehr klar konturierte politische Lager." Machowecz lobte dabei auch die vergangenen Debatten als "nicht schlecht" und sagte über
Auch Gregor Peter Schmitz musste zugeben, dass sich Scholz "wesentlich besser geschlagen" hat, "seitdem er (...) dem politischen Tod geweiht scheint". Eine Aussage, die Melanie Amann schmunzelnd kommentierte: "Ob das aus der Erkenntnis kommt, da würde ich ein kleines Fragezeichen setzen ..."
Der Erkenntnisgewinn
Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, dass der richtige Umgang mit der AfD auch nach der Bundestagswahl ein großes Thema bleiben wird. Melanie Amann stellte dabei klar: "Die Lösung liegt ja eigentlich auf der Hand: Friedrich Merz muss jetzt mit den Parteien, die links von ihm sind, Kompromisse finden. Das ist ja das Geile an der Demokratie." Auch Jacques Schuster zeigte sich optimistisch: "Wenn wir der großen Mitte vertrauen, (...) dann können wir doch auch etwas gelassener sein." Der Journalist machte weiter deutlich: "Die deutsche Gesellschaft ist nicht nach rechts gerückt, sondern sie will einfach Probleme gelöst bekommen und das muss jetzt getan werden!" © 1&1 Mail & Media/teleschau