CDU und SPD stecken in der Krise – und müssen bei den Landtagswahlen im Osten die nächsten Niederlagen befürchten. Auch nach der Sendung von Maybrit Illner stehen die vermeintlichen Volksparteien nicht unbedingt besser da.
Die Talkshow-Sommerpause ist vorbei und die Redaktion von
Danach kriegt auch die SPD ihr Fett weg: Die zahlreichen Kandidaten für den Parteivorsitz werden als Schießbudenfiguren dargestellt, die die Mitglieder bald im Doppelpack abwerfen dürfen.
Was ist das Thema?
Die SPD sucht mal wieder eine neue Parteiführung. In das Rennen sind inzwischen 17 Kandidaten eingestiegen – womöglich ein Zeichen für die große Verunsicherung der Partei. Die CDU hat ihre neue Vorsitzende zwar schon gefunden, doch AKK hat seitdem eine recht unglückliche Figur abgegeben.
Nun drohen beiden Parteien bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg in etwas mehr als einer Woche weitere Tiefschläge: Zusammengezählt kommen sie dort in Umfragen nur noch auf 35 bis 40 Prozent. Lässt sich da noch von Volksparteien sprechen?
Wer sind die Gäste?
Paul Ziemiak: Der CDU-Generalsekretär hat keine leichten Wochen hinter sich, weil er ständig die umstrittenen Äußerungen seiner Chefin erklären und zurechtrücken musste. "Mir sind jetzt andere Dinge wichtiger", betont Ziemiak. Doch sein Wunsch, über Themen und Inhalte der Landtagswahlen zu reden, bleibt in der Sendung größtenteils unerfüllt.
Jana Hensel: Die Autorin schreibt unter anderem für die Wochenzeitung "Die Zeit" und beschäftigt sich vor allem mit Befindlichkeiten und Einstellungen in Ostdeutschland. "Im Osten ist so viel in Bewegung geraten", sagt sie – und meint das keineswegs negativ.
Nikolaus Blome: Der stellvertretende Chefredakteur stimmt den Abgesang auf die Große Koalition an: Nach 14 Jahren Kanzlerschaft Angela Merkels sieht er große "Ermüdungserscheinungen", im Osten sogar einen drohenden "Ermüdungsbruch". Daran könne auch die noch so gute Arbeit der Regierung nichts ändern.
Was war das Rede-Duell des Abends?
Von einem Rede-Duell kann man in diesem Fall zwar nicht reden, wohl aber von einem Augen-Duell. Die interessantesten Kontrahenten an diesem Abend sind der Philosoph Precht und die Autorin Hensel. Jedes Mal, wenn einer von ihnen spricht, runzelt der andere die Stirn, reißt genervt die Augen auf oder starrt an die Decke.
Offenbar sind sich da zwei Intellektuelle in Abneigung verbunden. Richard David Precht macht sich darüber lustig, dass Jana Hensel "eine neue Erzählung" für das Land einfordert. Hensel macht sich darüber lustig, dass Precht sich darüber lustig macht. Ansonsten bleibt es beim Augen-Duell, mit Worten fechten die beiden ihren Konflikt nicht aus. Schade eigentlich.
Was war der Moment des Abends?
Jana Hensel steht nicht im Verdacht, Sympathien für die AfD zu hegen. Doch sie formuliert einen Gedanken, über den es sich nachzudenken lohnt. Vielleicht hat der große Zuspruch der rechten Populisten zumindest eine positive Folge: "Der Rechtsruck hat Ostdeutschland nach vielen Jahren wieder sichtbar gemacht", sagt sie. "Zum ersten Mal seit 25 Jahren reden wir wieder kontinuierlich über den Osten."
Wie hat sich Maybrit Illner geschlagen?
In den sozialen Netzwerken sorgt während der Sendung eigentlich nur Illners mutig gefärbte Bluse für Diskussionen. Wenn schon über Äußerlichkeiten gesprochen wird, kann das nur heißen: An ihrem Moderationsstil lässt sich nicht viel aussetzen. Wie gewohnt hat Illner das Gespräch fest im Griff und verschont ihre Gäste nicht vor unangenehmen Fragen.
Was ist das Ergebnis?
Eigentlich lässt sich aus dieser Sendung nur ein Schluss ziehen: Die Große Koalition hat keine Zukunft mehr. Philosoph Precht spricht Union und SPD die Konzepte für die Zukunft ab, Autorin Hensel vermisst die berühmte "Erzählung". Journalist Blome sagt: "Die Leute haben mit der Form Große Koalition abgeschlossen." Und SPD-Mann Lauterbach will das Bündnis ohnehin verlassen.
In der Runde bleibt nur CDU-Generalsekretär Ziemiak, der für Mut, Schneid und ein "Durchziehen" der "GroKo" wirbt. Doch auch er muss eingestehen: Eigentlich habe ja auch die Union dieses Bündnis gar nicht gewollt. Warum machen die beteiligten Parteien also nicht gleich Schluss? Diese Frage bleibt dann doch unbeantwortet.
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