Die Oppositionsrolle der Union rückt mit Blick auf die Energiewende immer mehr in den Fokus. Am Donnerstagabend stellte sich CSU-Politiker Martin Huber bei "Markus Lanz" deshalb nicht nur unbequemen Fragen einer Klimaaktivistin, sondern geriet auch mit dem ZDF-Moderator aneinander.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bei "Markus Lanz" wurde kontrovers über die Energiewende in Deutschland diskutiert. Dabei ging es vor allem um die bayerische Klimapolitik und das politische Wirken von Martin Huber. Der CSU-Generalsekretär geriet am Donnerstagabend aber nicht nur mit dem ZDF-Moderator mehrmals aneinander, weil der Bayer kontinuierlich Fragen nicht beantwortete und haltlose Überspitzungen von sich gab. Sondern er musste sich auch heftige Kritik von Klimaaktivistin Pauline Brünger gefallen lassen.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die bayerische Klimapolitik sorgt längst nicht nur in Bayern für jede Menge Diskussionsstoff. Weil Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vermehrt gegen die Ampel-Koalition in Berlin stichelt, wählte auch CSU-Generalsekretär Martin Huber bei "Markus Lanz" harte Worte mit Blick auf die führende Regierung.

Gleichzeitig versuchte er, die klimapolitischen Errungenschaften und Konzepte seiner eigenen Partei anzupreisen, was vor allem bei Klimaaktivistin Pauline Brünger gar nicht gut ankam. Die Sprecherin von "Fridays for Future" lieferte sich deshalb am Donnerstagabend neben ZDF-Moderator Lanz, Journalistin Kristina Dunz und Windkraftunternehmer Johannes Lackmann ein hitziges Wortgefecht mit dem CSU-Politiker.

Das sind die Gäste

  • Martin Huber, Politiker und CSU-Generalsekretär: "Ich kann die Krokodilstränen der Grünen nicht verstehen."
  • Kristina Dunz, Journalistin und Politikexpertin vom "RedaktionsNetzwerk Deutschland": "Die Gesellschaft muss verstehen, dass der Klimawandel teurer und dramatisch wird, wenn wir nicht entgegensteuern."
  • Pauline Brünger, Klimaaktivistin und Sprecherin von "Fridays for Future": "Was man vonseiten der CSU hört, ist blanker Populismus."
  • Johannes Lackmann, Windkraftunternehmer: "Wir können die Wärmewende auch kostengünstig hinkriegen."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

"Er ist in der CSU der neue Mann für Attacke." So stellte Markus Lanz Generalsekretär Martin Huber vor und wollte zunächst ganz lapidar bis ironisch von ihm wissen: "Warum läuft es in der CSU so gut?" Huber im Wahlkampfmodus antwortete: "Weil wir kraftvolle Politik für Bayern machen. Wir sind ein Gegenmodell zur Chaos-Ampel in Berlin!"

Eine Aussage, die bei Markus Lanz für schallendes Gelächter sorgte. Er merkte an: "Ich habe gedanklich heruntergezählt, bis das Wort Chaos-Ampel fällt." Dies brachte Lanz dazu, auf die allgemein provokante Wortwahl des Politikers in der jüngsten Vergangenheit einzugehen.

"Schurkenstaat, Heiz-Sozialismus, Chaos-Ampel: Wer denkt sich sowas aus?", wollte Lanz wissen. Martin Huber erklärte dazu nüchtern: "Die Jobbeschreibung eines Generalsekretärs ist doch, dass man zugespitzt auf Dinge hinweist. Ich versuche nur, meine eigenen Akzente zu setzen."

Einen Akzent setzte Huber auch am Donnerstagabend, als er Markus Lanz einbremsen musste, weil der ihn zu Beginn der Sendung vermehrt und auch provokativ als "Dr. Huber" ansprach. Ein Titel, den der Politiker nicht mehr führe. Der Grund? Die Überprüfung seiner Doktorarbeit durch die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ergab, "dass die Handhabung der Formalia als wissenschaftliche Technik nicht den wissenschaftlichen Anforderungen an eine Dissertation entspreche" und Hubers Doktorarbeit demnach "nicht als Dissertationsleistung" hätte angenommen werden dürfen.

Bei "Markus Lanz" erklärte der Politiker: "Ich habe mich freiwillig entschieden, den Titel nicht mehr zu führen. Ich will es hier klarstellen, damit nicht ein falscher Zungenschlag reinkommt. Für mich ist das Thema abgeschlossen." Journalistin Kristina Dunz stellte dazu lachend fest: "Das scheint in der Natur der CSU-Generalsekretäre zu liegen!"

ZDF-Moderator Markus Lanz lenkte daraufhin das Thema auf die klimapolitischen Errungenschaften der CSU: "Ein anderer schöner Begriff, den Sie gerne nutzen: Heimat-Energien. Was zur Hölle sind Heimat-Energien?" Der CSU-Generalsekretär reagierte flapsig: "Mich freut es, dass Ihnen dieses Wort gefällt." Lanz hakte erneut nach und wollte wissen: "Was bedeutet denn Heimat? Was soll das?" Martin Huber erklärte schwammig: "Mir ist Heimat schon sehr wichtig. Das ist Zuhause, sich wohl fühlen, sich verstanden fühlen."

Der ZDF-Moderator wollte sich darauf nicht einlassen und fragte weiter: "Wenn Sie die ganze schöne Windenergie aus Nordrhein-Westfalen kriegen, ist das auch noch Heimat-Energie?" Das wollte Huber nicht unkommentiert lassen und konterte: "Jetzt werden Sie schon sehr kleinlich. Heimat-Energie heißt ja auch die Wertschöpfung im eigenen Land. Das heißt, dass wir die Strom- und Energieversorgung vor Ort stärken."

Windkraftunternehmer Johannes Lackmann steuerte glücklicherweise eine knappere Zusammenfassung bei: "Heimat-Energien sind die, die wir nicht importieren müssen."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Die Stimmung bei "Markus Lanz" wurde hitziger, als der ZDF-Moderator in Richtung Huber fragte: "Sind Sie bei Windkraft Nummer eins?" Der CSU-Mann, der davor referierte, dass Bayern bei erneuerbaren Energien "ganz weit vorne" sei, reagierte erneut schwammig: "Bei Windkraft sind wir im guten Mittelfeld, aber wir werden da aufholen."

Lanz, der Bayern als "miserabler Achter" verortete, hakte erneut nach: "Wie viele Windräder haben Sie im vergangenen Jahr in Bayern gebaut?" Als der Politiker auf seine Gegenfrage ("Wissen Sie, wer die meisten Klagen einreicht gegen Windkraftanlagen?") pochte, wurde der Moderator sauer: "Warum antworten Sie nicht auf diese einfache Frage?" Huber erwiderte daraufhin: "Sagen Sie's schnell, dann geben Sie Ruhe."

Als Lanz mit der Zahl "22" Licht ins Dunkle brachte und obendrein mickrige zwei Genehmigungen für neue Anlagen aufführte, fügte er ironisch hinzu: "Es macht Spaß mit Ihnen. Ich hatte noch nie jemanden, der partout auf gar keine Frage antwortet."

Klimaaktivistin greift CSU-Generalsekretär an

Nachdem Martin Huber vermehrt von den vermeintlichen Klima-Konzepten der CSU geschwärmt hatte, platzte auch Klimaaktivistin Pauline Brünger der Kragen. Sie stellte in der Runde fest: "Was Herr Huber hier erzählt, ist mir ehrlich gesagt zu billig. Die Wahrheit ist, dass wir in Bayern sehr weit zurück sind, was den Ausbau von Windenergien angeht. Wir haben in der Klimakrise ganz viele Ziel-Konflikte, die wir klug auflösen müssen. In Bayern haben wir dagegen immer noch sehr restriktive Regeln." So gelte - von einigen Ausnahmen abgesehen - eine 1.000 Meter-Regel, die den Abstand zwischen Windkraftanlagen und Wohnbebauung bemisst.

Windkraftunternehmer Johannes Lackmann stimmte zu und prophezeite Huber: "Die Windenergie wird Ihnen massiv auf die Füße fallen, wenn Sie die nicht ausbauen. Wir haben in Deutschland genügend Flächen, um den ganzen Strom zu erzeugen und die Wärmeversorgung abzudecken."

Die Argumentation wollte sich Martin Huber nicht gefallen lassen und erklärte mit ernster Miene: "Erneuerbare Energien sind ja nicht nur Windkraft. Es geht auch um Biomasse und Wasserkraft. Sie reden immer nur über den Wind! Reden wir doch auch mal darüber, was die Stärken in Bayern sind!"

Lackmann reagierte erbost: "Der Wasserstoff, über den Sie die ganze Zeit sprechen, ist viel zu teuer! Das sind begrenzte Ressourcen, auf denen Sie sich nicht ausruhen können." Auch Pauline Brünger konterte: "Wir haben bewährte Technologien, von denen wir wissen, dass sie funktionieren. Immer, wenn wir das haben, kommen Sie mit einer halbgaren Idee um die Ecke. Das ist an der Stelle reine Blockade!"

Journalistin Kristina Dunz fügte hinzu: "Jetzt haben Sie einen bayerischen Scherbenhaufen. Die CSU ist mit dafür verantwortlich, wo wir heute stehen - und zwar nicht gut. Es wäre jetzt angebracht, ein bisschen selbstkritischer zu sein." Abschließend warnte Klimaaktivistin Brünger schließlich: "Ich weiß nicht, ob ich in dem gesamten Gespräch ein kohärentes Argument von Ihnen gehört habe. Die Klimakrise wird von den reichsten Menschen verursacht und sie trifft die ärmsten Menschen am meisten. Es kann doch nicht sein, dass man sich so polemisch hier hinsetzt und sagt, dass wir so, wie es jetzt läuft, durch die Klimakrise kommen. Die Klimakrise eskaliert gerade und das ist eine Verantwortung, die riesig ist."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz hat es innerhalb der Sendung zumindest an manchen Stellen geschafft, mit hartnäckigen und konkreten Fragen, den CSU-Generalsekretär Martin Huber aus der Reserve zu locken. Der bayerische Politiker sah sich mehrmals in die Ecke gedrängt, als nicht nur der ZDF-Moderator, sondern auch Klimaaktivistin Pauline Brünger und Windkraftunternehmer Johannes Lackmann heftige Kritik an der bayerischen Umweltpolitik übten.

Lanz schaffte es zwar, trotz zahlreicher Ausweichmanöver des CSU-Mannes die Stimmung trotzdem hochzuhalten, sodass eine angeregte Diskussionsrunde mit klarem roten Faden entstehen konnte. Manche Peinlichkeit wurde auch schlicht weggelacht - bei einer anderen "Zuspitzung" von Huber wurde es Lanz aber zu viel: Als der CSU-Generalsekretär unterstellte, die Ampelpläne sähen pauschal vor, "dass im nächsten Jahr die Heizungen ausgewechselt werden müssen", fuhr der Moderator dazwischen: "Das ist einfach Quatsch! Herr Dr. Huber, warum machen Sie das?"

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Am Donnerstagabend wurde bei "Markus Lanz" einmal mehr klar, wie groß der Graben zwischen Politikern wie CSU-Mann Martin Huber und Klimaaktivisten wie Pauline Brünger ist. Die beiden lieferten sich hitzige Wortgefecht, bei dem Brünger nicht nur von Windkraftunternehmer Johannes Lackmann, sondern auch von Journalistin Kristina Dunz verbal unterstützt wurde. Huber geriet in der Debatte mehrmals in Bedrängnis und konnte mit schwachen Floskeln und schwammigen Thesen nicht wirklich überzeugen.

Kein Wunder, dass Pauline Brünger am Ende der Sendung ein trauriges Resümee ziehen musste: "Was man vonseiten der CSU hört, ist blanker Populismus, um eine unzureichende Politik noch irgendwie gut zu verkaufen. Mich erinnert das an vielen Stellen an die Politik in Berlin, die sie so kritisieren."

Man verliere sich in Märchengeschichten und erzähle den Leuten, dass man die Klimakrise bekämpfen könne, ohne dass man etwas verändern muss, ohne dass es Einschränkungen gebe, ohne dass die Preise steigen - frei nach dem Motto: "Mit ein bisschen Feenstaub kriegen wir das am Ende hin."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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