Das Attentat auf Donald Trump, bei dem der Ex-Präsident leicht verletzt wurde, könnte weitreichende Folgen haben. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen warnte aktuell bei "Markus Lanz" vor einer potenziell eskalierenden Gewaltspirale.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

In Deutschland fehlen die Fachkräfte, während die Wirtschaft immer weiter schrumpft. Bei "Markus Lanz" machte sich Hubertus Heil für den neuen Bundeshaushalt stark, während er von Gästen wie Journalist Michael Bröcker im Zuge der Bürgergelderhöhung scharf kritisiert wurde. Zudem geht es nach dem Attentat auf Donald Trump um die aktuelle Lage in den USA.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Nach zahlreichen Debatten und langen Diskussionen konnte sich die Ampel Anfang Juli auf einen Bundeshaushalt für das kommende Jahr einigen. Den Plänen zufolge soll die Schuldenbremse eingehalten werden, während gezielte Maßnahmen die Wirtschaft ankurbeln sollen. Markus Lanz blickte in dem Zusammenhang aktuell auf den ewigen Streit ums Bürgergeld, der vor allem Arbeitsminister Hubertus Heil mehr und mehr unter Druck setzt. Gleichzeitig analysierte der ZDF-Moderator die Siegeschancen von Donald Trump nach dem auf ihn verübten Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania.

Das sind die Gäste

  • Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent: "Dass der Attentäter nicht gestoppt wurde, ist ein eklatantes Versagen des Secret Service"
  • Hubertus Heil, SPD-Politiker: "Wir dürfen niemals Gruppen der Gesellschaft gegeneinander ausspielen"
  • Michael Bröcker, Journalist: "Die SPD muss dringend wieder an die arbeitende Mitte denken"
  • Melis Sekmen, CDU-Bundestagsabgeordnete: "Ich frage mich manchmal: Haben wir so sehr das Gespür für die Menschen verloren?"
Im Studio diskutierte (v.l.) Markus Lanz mit Hubertus Heil, Melis Sekmen und Journalist Michael Bröcker. © ZDF/Markus Hertrich

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Nach dem Attentat auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump im US-Bundesstaat Pennsylvania erklärte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, dass seitens der zuständigen Behörden viele Fehler gemacht wurden. In Bezug auf den Täter sagte er: "Tatsächlich hat niemand gemerkt, dass er da oben auf dem Dach war, bis Augenzeugen etwa 86 Sekunden vor den eigentlichen Schüssen auf Donald Trump die Polizisten auf ihn aufmerksam gemacht haben."

Normalerweise koordiniere sich "der Secret Service sehr, sehr eng mit der lokalen Polizei". Dies sei bei der jüngsten Wahlkampfveranstaltung jedoch laut Theveßen nicht geschehen. "Dass der Attentäter nicht gestoppt wurde, ist ein eklatantes Versagen des Secret Service", so der Korrespondent.

Er ergänzte: "Irgendjemand hat es versäumt, einfach um dieses Gebäude herum aufzupassen. Und es ist eigentlich fast ein Wunder, dass dieser einzelne Mann (…) es geschafft hat, einfach mal genau auf dieses Gebäude, das nicht überwacht worden ist, drauf zu klettern und dann das Feuer zu eröffnen." Markus Lanz wollte daraufhin wissen, inwiefern das Attentat Trump verändert habe. Elmar Theveßen, der aus Milwaukee zugeschaltet war, gab zu, dass Trump "jetzt angeschlagen" und "nicht einfach nur alt, sondern ein stückweit fragiler" wirke. "Er wirkte wackliger, er war nah am Wasser gebaut", so Theveßen weiter.

Lanz merkte daraufhin an: "Dieses Attentat hat offensichtlich auch Folgen und das kann man ihm schwer verdenken." Mit Blick auf den US-Wahlkampf hakte der Moderator nach, ob die Reaktion von Trump auf das Attentat ihm im Kampf um das Präsidentenamt nützen könnte. Der ZDF-Korrespondent gab daraufhin zu, dass Trumps Reaktion "sehr, sehr gut" angekommen sei und viele die Meinung vertreten, "er hat überlebt, um Präsident zu werden". "Donald Trump nutzt das natürlich mit seinem Wahlkampfteam jetzt auch entsprechend aus. Aber zunächst mal gibt es natürlich für diese Reaktion von ihm große Bewunderung im Land", so Theveßen.

Grund genug für Lanz, zu fragen, wie groß die Gefahr sei, dass nun die Stimmung im Land eskaliert. "Die Angst ist sehr groß", gab der Journalist zu und fügte hinzu: "Es ist durchaus vorstellbar, dass die Gewalt in den USA jetzt zunimmt."

Dafür spreche auch die Wahl des Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance. "Er deckt den wirklich extrem rechten Flügel in der republikanischen Partei ab", warnte Theveßen und erklärte, dass Vance für ein "striktes Abtreibungsverbot" sowie gegen "Militärhilfen für die Ukraine" sei. "Da kommt ein richtiger Hardliner ins Amt, wenn die beiden gewählt würden", so Theveßen, der weiter erklärte, dass Trump von ihm "absolute Loyalität" erwarten könne. SPD-Politiker Hubertus Heil reagierte nachdenklich: "Man kann nur hoffen, dass die amerikanische Demokratie wieder zu sich findet."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Arbeitsminister Hubertus Heil äußerte sich nicht nur zur US-Wahl, sondern er bezog auch Stellung zum deutschen Bundeshaushalt. "Wie froh waren Sie, dass Fußballeuropameisterschaft war?", stichelte Lanz mit Blick auf die endlosen Diskussionen in der Ampel. Heil konterte unbeeindruckt: "Ich war froh, dass EM war und dass wir die Haushaltsverhandlungen hingekriegt haben." Der SPD-Mann ergänzte, dass das Ergebnis "eine gehörige Leistung" sei: "Das war wirklich harte Arbeit!"

Die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen sah dies offenbar anders. Sie stellte klar: "Wenn ich es kurz zusammenfassen würde, würde ich sagen: Viel Lärm um Nichts!" Die Politikerin, die jüngst von der Fraktion der Grünen zur Union gewechselt ist, ergänzte: "Wenn wir jetzt in den Haushalt schauen, sehen wir (…) die großen Anreize nicht – also die Anreize dafür, beispielsweise Menschen in Arbeit zu bringen." In Richtung Heil fragte sie vorwurfsvoll: "Ich frage mich manchmal: Haben wir so sehr das Gespür für die Menschen verloren?" Eine Steilvorlage für Lanz, der die landesweite Kritik an Themen wie dem Bürgergeld ansprach. "Viele Leute sind unglaublich sauer darüber", so der ZDF-Moderator.

Melis Sekmen nickte: "Das ist eine Entwicklung, die kann man draußen nicht mehr erklären." Am Ende des Tages könne es "nicht sein, dass es sich mehr lohnt, zu Hause zu bleiben und staatliche Leistungen zu beziehen", anstatt "arbeiten zu gehen".

Hubertus Heil wehrte sich prompt: "Die Fakten sind ja andere!" Seit 2015 sei "der Mindestlohn stärker gestiegen als die Grundsicherung". Heil ergänzte, dass natürlich dafür gesorgt werden müsse, "dass Arbeit sich mehr lohnt – aber sie lohnt sich in jedem Fall". Der Arbeitsminister weiter: "Wir reden über einen Bruchteil von Leuten, die Arbeitsverweigerer sind." Laut Heil müsse "das Ziel des Bürgergeldes" sein, "möglichst viele Menschen, die erwerbsfähig sind, (…) in Arbeit zu bringen. Und der Frage widme ich mich".

Dem widersprach Michael Bröcker und sagte, die SPD habe zu sehr den Fokus auf "Transfersysteme statt Arbeitsanreize" gesetzt: "Im Haushalt zeigt sich die SPD als Partei der Transferempfänger." Für viele Menschen sei es daher "wirklich attraktiver", als Familie Bürgergeld zu beziehen – "mit Schwarzarbeit natürlich". Daher plädierte der Journalist: "Die SPD muss dringend wieder an die arbeitende Mitte denken!" Heil konterte: "Genau das machen wir aber, Herr Bröcker!" Der SPD-Politiker wiederholte daraufhin mit ernster Miene: "Wir haben noch nie so viele Menschen in Arbeit gehabt wie heute."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Besonders beim Thema Bürgergeld und Sozialleistungen versuchte Markus Lanz, Hubertus Heil aus der Reserve zu locken. Heil warnte dabei jedoch mehrfach vor einer Überspitzung der Debatte und sagte: "Wir dürfen niemals Gruppen der Gesellschaft gegeneinander ausspielen."

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Der Weg von Donald Trump zurück ins Weiße Haus wird immer wahrscheinlicher. Markus Lanz wollte daher von Hubertus Heil wissen: "Wie ist man im politischen Berlin eigentlich darauf vorbereitet, für den Fall, dass Trump tatsächlich wieder Präsident wird?" Der SPD-Mann gab ehrlich zu: "Wir werden uns auf alle Szenarien einstellen müssen. Im Moment scheint das für Trump zu laufen."

Aber, so Heil: "Diese Wahl ist noch nicht ausgemacht." Laut ihm könne "in kurzer Zeit ganz viel auch ein- und umschlagen". Dennoch stellte der Arbeitsminister klar: "Europa muss in jedem Fall (…) auch wieder begreifen: Amerika ist unser wichtigster Verbündeter, aber wir werden immer Stück für Stück auch unsere eigene Verantwortung mehr übernehmen müssen. Und damit haben wir schon begonnen."

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