Entging Donald Trump erneut einem Attentat? Und wer ist eigentlich der mutmaßliche Attentäter, den die Behörden in den USA festgenommen haben? Die Ermittlungen laufen noch.

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Große Aufregung in Palm Beach, Florida am Sonntagnachmittag. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner und Ex-US-Präsident Donald Trump drehte seine Runden auf seinem Golfplatz, als der Secret Service einen Gewehrlauf in einem Gebüsch entdeckte. Es wurden Schüsse abgegeben – jemand floh. Nur wenige Stunden später konnten die Behörden einen Mann aufgreifen, der auf die Beschreibung eines Augenzeugen passte. Sein Name: Ryan Wesley Routh (58). Aber wer ist der mutmaßliche Trump-Attentäter?

Mutmaßlicher Trump-Attentäter bereits seit den 1990ern polizeilich bekannt

Routh ist für die Polizei kein Unbekannter. Seine Akte reicht zurück bis in die 1990er-Jahre. Der 58-Jährige lebte damals noch im US-Bundesstaat North Carolina. Er soll laut verschiedenen US-Medien dort an der Agricultural and Technical State University in Greensboro studiert und 1998 seinen Abschluss gemacht haben. Anschließend arbeitete er als Kleinunternehmer. Zog später nach Hawaii und baute dort einfache Häuser für Bedürftige.

Bereits damals in den 90ern kam er in Kontakt mit dem Gesetz. Laut "CBS News" soll er ungedeckte Schecks ausgestellt haben. 2002 kam es zu einer größeren Anklage. Er wurde laut "CNN" von einer Polizeistreife angehalten. Sie sollen bei ihm ein automatisches Maschinengewehr gefunden haben. Ein Schwerverbrechen in North Carolina. Als ihn die Beamten stellen wollen, soll sich Routh in seinem Haus verschanzt haben. Ob es sich bei dem Mann damals jedoch wirklich um den 58-Jährigen gehandelt haben soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Jedenfalls hatte Routh später wohl Ärger mit dem Finanzamt, weil er seine Steuern nicht rechtzeitig bezahlt haben soll.

2012 soll der 58-Jährige noch als Wähler ohne Parteizugehörigkeit in North Carolina registriert gewesen sein. Er nahm auch an den Vorwahlen der Demokraten teil. 2016 hatte er dann das Lager gewechselt und unterstützte Trump. Wie "CNN" schreibt, hatte sich Routh 2020 auf der Social-Media-Plattform X dazu zu Wort gemeldet. "Sie waren meine Wahl 2106 [sic], ich und die Welt hofften, dass Präsident Trump anders sein würde und besser als der Kandidat, aber wir wurden alle maßlos enttäuscht und es wirkt so, als werden sie immer schlimmer." Später heißt es noch: "Ich bin froh, wenn Sie weg sind."

Mutmaßlicher Attentäter wollte für die Ukraine kämpfen – die widerspricht möglicher Teilnahme

Nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands bezog er klar Stellung für die Ukraine. Er soll laut "CBS" sogar nach Kiew gereist sein, um dort gegen Russland zu kämpfen. Aus dieser Zeit stammten weitere auffällige X- und Facebook-Posts. Er soll beispielsweise versucht haben, afghanische Wehrpflichtige für den Kampf gegen Russland zu gewinnen. Eine Aussage aus dieser Zeit, zitiert von der "New York Times": "Wir können für sie Pässe aus Pakistan besorgen, da es eh ein korruptes Land ist." Zudem gab er sich wohl als Verbindungsmann für die ukrainische Armee aus. Er habe außerdem den "Kreml niederbrennen" wollen und er nannte Präsident Putin einen "Terrorist".

In der Ukraine will man hingegen nichts von Routh wissen. Die Internationale Legion, die in der Ukraine Soldaten aus verschiedenen Ländern unter sich vereint, äußert sich beim "Spiegel" (Bezahlschranke) so: "Wir möchten klarstellen, dass Ryan Wesley Routh nie Teil der Internationalen Legion war, mit ihr assoziiert oder in irgendeiner Weise mit ihr verbunden war. Alle Behauptungen oder Andeutungen, die auf etwas anderes hindeuten, sind völlig unzutreffend."

In den USA soll sich Routh vor allem in Washington für die Rekrutierung von neuen Soldaten für die Ukraine und die Fortführung der Hilfe für das Land eingesetzt haben. In diesem Zusammenhang waren auch die Aussagen Trumps zur Einstellung der Hilfen für das Land für ihn ein Dorn im Auge. Nach dem Attentatversuch auf Donald Trump im Juli, bei dem ein Mensch ums Leben kam, lud er auf X Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris ein, die Verwundeten des Anschlags zu besuchen und der Familie des Getöteten ihr Beileid auszudrücken. "Trump würde so etwas nie tun", fügte er hinzu.

Seine Söhne, die noch auf Hawaii leben, äußerten sich nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch in Florida zurückhaltend. Sein ältester Sohn Oran sagte gegenüber "CNN", dass Routh ein "liebender und fürsorglicher Vater und hart arbeitender Mann ist". Weiter führte er aus: "Ich weiß nicht, was in Florida passiert ist, und ich hoffe, dass die Dinge nur aufgebauscht wurden. Denn nach dem Wenigen, was ich gehört habe, klingt es nicht nach dem Mann, den ich kenne, der so etwas Verrücktes tut, geschweige denn gewalttätig ist." Sein anderer Sohn Adam sagte gegenüber dem "Spiegel", dass ein Attentat auf Trump nicht etwas wäre, dass sein Vater tun würde.

Verwendete Quellen:

Womöglich Ukraine-Unterstützer für Attentatsversuch auf Trump verantwortlich

Nach einem Vorfall am Rande eines Golfplatzes von Donald Trump geht die US-Bundespolizei FBI von einem möglichen Attentatsversuch auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten aus. Laut US-Medien handelt es sich bei einem festgenommenen Verdächtigen um den 58-jährigen Ukraine-Unterstützer Ryan R.
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