Die USA sollen sich laut US-Medienberichten bei ihrer Atomstrategie künftig stärker auf China konzentrieren. Das Weiße Haus dementiert den Fokus auf ein einzelnes Land allerdings.

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Etwa alle vier Jahre wird das streng geheime Dokument zur US-Atomstrategie laut "New York Times" (Bezahlinhalt) aktualisiert. Ein Dokument, das so geheim ist, dass es nicht einmal in elektronischer Form vorliegt. Nun wurde bekannt, dass Präsident Joe Biden im vergangenen Frühjahr die Aktualisierung verabschiedet hat.

In dem Papier formuliert die US-Regierung Leitlinien: Wie müssen die US-Nuklearstreitkräfte zur Abschreckung aufgestellt werden? Wie bedrohlich könnten andere Staaten werden?

Wie die US-Zeitung berichtet, fokussiert sich die Strategie jetzt auf den Ausbau des chinesischen Atomarsenals. "Der Präsident hat kürzlich aktualisierte Richtlinien zum Einsatz von Atomwaffen herausgegeben, um mehreren nuklear bewaffneten Gegnern Rechnung zu tragen", zitiert das US-Medium Vipin Narang, einen Nuklearstrategen der renommierten Hochschule "Massachusetts Institute of Technology" (MIT), der für das Pentagon arbeitete. Besonders berücksichtigt wird demnach die "erhebliche Zunahme der Größe und Vielfalt" des chinesischen Atomarsenals.

Plant China das größte Nukleararsenal der Welt?

Der leitende Direktor des nationalen Sicherheitsrates, Pranay Vaddi soll laut "New York Times" darauf hingewiesen haben, dass Russland, China und Nordkorea gleichzeitig abgeschreckt werden müssen. Bislang erschien es zwar unwahrscheinlich, dass andere Staaten etwas gegen das Atomarsenal der Vereinigten Staaten ausrichten könnten. Durch die zunehmend enge Zusammenarbeit von Russland mit China und Nordkorea könnte sich die Situation allerdings ändern, heißt es in dem Bericht.

Die nukleare Aufrüstung Chinas verschärfe die Situation auf der Welt, heißt es in dem Bericht. Demnach habe es sich Chinas Machthaber Xi Jinping zur Aufgabe gemacht, das größte Nukleararsenal weltweit aufzubauen. Auch Nordkorea baue sein Arsenal weiter auf. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe ein verändertes nukleares Umfeld die amerikanischen Strategien verändern würde, zitiert die Zeitung Beamte des Pentagons.

Narang soll bei seinem Austritt aus dem Dienst der Regierung zudem gesagt haben: "Es ist möglich, dass wir eines Tages zurückblicken und das Vierteljahrhundert nach dem Kalten Krieg als eine nukleare Pause betrachten." Die neue Herausforderung sei die reale Möglichkeit, dass atomar bewaffnete Gegner der USA zusammenarbeiten.

Weißes Haus dementiert Fokus der Ausrichtung

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses, der Atomstrategieplan sei keine Reaktion auf ein einzelnes Land. Nachdem ein Sprecher auf den Bericht der "New York Times" angesprochen wurde, zitiert ihn das Medium: "Diese Regierung hat, wie die vier Regierungen vor ihr, eine Überprüfung der nuklearen Lage und Leitlinien für die Planung des Einsatzes von Atomwaffen herausgegeben."

Der genaue Wortlaut der Leitlinien gelte zwar als geheim, ihre Existenz aber nicht. "Die Leitlinien, die Anfang des Jahres herausgegeben wurden, sind keine Reaktion auf eine einzelne Entität, ein einzelnes Land oder eine einzelne Bedrohung." (ras)

Verwendete Quellen:

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