Hausbesetzer, Spirituelle, Erdogan-Fans - unter den 42 Parteien, die zur Bundestagswahl Kandidaten aufgestellt haben, finden sich einige ungewöhnliche Gruppierungen.

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Wenn es so kommt, wie es die Umfragen andeuten, wird es im nächsten Bundestag sechs Fraktionen geben. Doch die Zahl der politischen Bewerber ist weit größer.

Nach Angaben des Bundeswahlleiters schicken insgesamt 42 Parteien Direktkandidaten ins Rennen, Landeslisten in den einzelnen Bundesländern haben 34 Parteien aufgestellt.

Unter den "Sonstigen" sind ehemalige politische Shootingstars wie die Piraten, altbekannte Gruppierungen wie die Partei Bibeltreuer Christen aber auch unbekanntere Exoten. Fünf davon stellen wir hier vor:

Bergpartei - die Ökoanarchisten

Hierbei handelt es sich nicht etwa um einen politischen Zusammenschluss von Kletterern, sondern um eine Partei aus der Berliner Hausbesetzer- und Künstler-Szene.

Sie steht auch nur in der Hauptstadt auf dem Wahlzettel. Die Bergpartei bezeichnet sich selbst als "ökoanarchistisch und realdadaistisch."

Im Programm werden unter anderem ein bedingungsloses Grundeinkommen, das der Staat jedem Bürger zahlt, und der Schutz des öffentlichen Raumes vor wirtschaftlichen Interessen gefordert.

Deutschland soll die NATO verlassen - und für die Kinderbetreuung Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch einsetzen. Bei den Wahlergebnissen ist noch viel Luft nach oben: Bei der Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses 2016 bekam die Bergpartei gerade einmal 636 Zweitstimmen - das entsprach 0,04 Prozent.

"Die Urbane" - Politik mit Beat

Ebenfalls in Berlin tritt dieser politische Arm der Hip-Hop-Kultur an - so versteht sich "Die Urbane". Der Hip-Hop sei das Alleinstellungsmerkmal der Partei, erklärt der Bundesvorsitzende Raphael Hillebrand auf der Homepage.

Alles nur ein Scherz? Nein, die Urbanen leiten daraus ein umfangreiches Programm ab. Sie wenden sich gegen jede Art von Diskriminierung, sind für ein nachhaltigeres Konsumverhalten, einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und die Legalisierung von Cannabis.

Die Vorfreude vor der Bundestagswahl ist offensichtlich groß: Bis zum 24. September öffnet die Hip-Hop-Partei auf ihrer Homepage jeden Tag ein Türchen des "Wahlnachtskalenders" mit einer Videobotschaft dahinter.

Deutsche Mitte - mal links, mal rechts

In immerhin zehn Bundesländern steht die Deutsche Mitte auf dem Wahlzettel. Das hört sich nach politischer Mäßigung an. Ihr Vorsitzender, der ehemalige ARD-Korrespondent Christoph Hörstel, wird aber immer wieder als Verschwörungstheoretiker bezeichnet.

In der Mitte sieht sich die Partei wohl, weil sie in ihrem Programm Positionen aus dem rechten wie linken Spektrum kombiniert. Sie fordert den Austritt aus dem Euro und eine Begrenzung der Einwanderung.

Nach einer Übergangszeit soll es ein bedingungsloses Grundeinkommen geben - allerdings nur für Deutsche. Auch die Gesundheitsversorgung will die Partei kostenlos machen.

Allianz Deutscher Demokraten - Wahlkampf mit Erdogan

Mit Plakaten mit dem Konterfei des türkischen Präsidenten Erdogan hat die Allianz Deutscher Demokraten, kurz ADD, für Aufmerksamkeit gesorgt.

Sie wirbt für Verständnis für seine Politik - und will gerade Deutsch-Türken an die Wahlurnen holen. Der Bundesvorstand besteht aus Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund, Pressemitteilungen gibt die ADD auf Deutsch und Türkisch heraus.

Die Partei fordert ein "Zusammenleben auf Augenhöhe" und setzt sich unter anderem dafür ein, dass Menschen aus Nicht-EU-Ländern in Deutschland das kommunale Wahlrecht bekommen.

Angesichts der vielen deutschen Staatsbürger mit türkischen Wurzeln könnte die ADD theoretisch ein großes Wählerpotenzial haben. Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen - wo sie auch bei den Bundestagswahlen mit einer Landesliste antritt - musste sie sich im vergangenen Mai aber mit 0,15 Prozent begnügen.

Die Violetten - das Göttliche in allem

Mehr Spiritualität in der Politik - das fordern die Violetten schon seit 2001. Zur jetzigen Bundestagswahl treten Direktkandidaten in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Berlin an.

Spirituell zu sein, bedeute "das Verbindende anstatt des Trennenden zu betonen, in Liebe, Toleranz und Verantwortung zu handeln und das Göttliche in allem was ist zu sehen", heißt es auf der Partei-Homepage.

Violette Politik besteht unter anderem aus der Förderung ökologischer Landwirtschaft und mehr Volksentscheiden. Straftäter sollen mit Hilfe von Meditation und Seminaren zur Bewusstseinsbildung über ihre Rolle in der Gesellschaft aufgeklärt werden.

Und schließlich fordern auch die Violetten, was bei vielen Kleinstparteien ebenfalls im Programm steht: das bedingungslose Grundeinkommen.


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