Nicht einer oder zwei Spitzenkandidaten wurden vorgestellt, ein Team von acht Politikern - vier Frauen und vier Männer - soll die Partei Die Linke zu einer erfolgreichen Bundestagswahl führen und beweisen: "Die Linke ist nicht tot!"

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So lautete die Kampfansage von Jutta Krämer, Linken-Kreisvorsitzende aus Hameln, nach der Schlappe bei der Landtagswahl in Niedersachsen. Dieser trotzige Spruch erscheint wie das sprichwörtliche Pfeifen im Wald. Denn nachdem am 20. Januar Die Linke nur 3,1 Prozent der Stimmen geholt hatten, ist in diesem Bundesland (wie seit 2012 auch nach Wahleinbrüchen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein) außerparlamentarische Opposition angesagt.

Achterbande

Am Tag nach der empfindlichen Niederlage und dem Nicht-Wiedereinzug in den Landtag in Hannover wurde das Team der Acht für die Bundestagswahl 2013 präsentiert. Die Parteivorsitzenden Kipping und Riexinger machten aus der verwunderlichen Entscheidung einen großen Coup: "Wir setzen damit ein Zeichen für ein anderes Politikverständnis", klopfte sich Katja Kipping symbolisch auf die Schulter, und Bernd Riexinger unterstrich: "Wir sind Fans von Teamlösungen."

Inwieweit diese große Gruppe Punkte für die schrumpfende Partei gutmachen kann - in den Jahren 2010 bis 2012 sank die Mitgliederzahl um rund 15.000 auf bundesweit unter 64.000 Mitglieder - ist fraglich und wird sich erweisen müssen.

Nennen wir Namen

Nur zwei der Politiker aus dem Achter-Team sind wirklich jedem geläufig: Gregor Gysi, der höchst eloquente und medienerfahrene Fraktionschef, und seine Stellvertreterin Sahra Wagenknecht. Gysi, von Haus aus Rechtsanwalt, ist seit 2005 Fraktionsvorsitzender seiner Partei. Geboren 1948 in Berlin, machte er nach dem Abitur zuerst einen Facharbeiter für Rinderzucht, bevor er Jura studierte. Er war PDS-Chef und 2002 im rot-roten Senat Bürgermeister und Wirtschaftssenator von Berlin.

Sahra Wagenknecht, Jahrgang 1969, stammt aus Jena. In der DDR durfte sie zuerst nicht studieren, weil sie sich dem Wehrunterricht verweigert hatte. Die Politikerin, die zwischen 2004 und 2009 im Europaparlament saß, hat einen "halben Migrationshintergrund" - vom Vater her iranische Wurzeln. Seitdem die als dogmatisch geltende Kommunistin mit Oskar Lafontaine liiert ist, hat sie auch Einzug in die bunten Blätter gefunden.

Der dritte im Bunde ist Gysis anderer Stellvertreter Dietmar Bartsch, Wirtschaftswissenschaftler und Jurist aus Stralsund, geboren 1958. In einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz musste er sich Riexinger knapp geschlagen geben. Er zählt zu den Reformern in der Partei und kam über die Landesliste von Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag.

Auch der ehemalige Parteivorsitzende Klaus Ernst, Jahrgang 1954 - Ex-Gewerkschaftsfunktionär aus München und Mitbegründer des WASG - und die heutigen Vizechefs der Linken Jan van Aken und Caren Lay gehören zum Team. Van Aken, 1951 geboren, arbeitet aktiv in der Anti-Atomkraft-Bewegung und bei Greenpeace. Der studierte Biologe zog über die Landesliste von Hamburg in den Bundestag ein. Die Soziologin und Frauenforscherin Lay aus Neuwied, geboren 1972, war zwischen 2004 und 2009 im sächsischen Landtag aktiv und kam über die sächsische Landesliste in den Bundestag.

Das Team wird von den Bundestagsabgeordneten und nahezu unbekannten Neulingen Diana Golze und Nicole Gohlke, beide Jahrgang 1975, komplettiert. Golze, geboren in Schwedt, studierte Erziehungswissenschaften und Sozialpädagogik und erhielt ihr Mandat über die brandenburgische Landesliste. Die Münchner Kommunikationswissenschaftlerin Gohlke holte in München-Bogenhausen ein Direktmandat.

Gleiche unter Gleichen?

Die Parteichefs Kipping und Riexinger haben wiederholt die Gleichrangigkeit aller Mitglieder des Teams betont, Gysi und Wagenknecht soll keine herausgehobene Rolle im Wahlkampf zukommen. Inwieweit dies in der Praxis funktioniert, wird man erleben. "Wir sind ja alle erwachsen, wir können einfach sehr gut miteinander umgehen", verwies Gregor Gysi alle Gerüchte um Streitereien oder Machtgerangel in den Bereich der Spekulation. Sein erklärtes Ziel ist ein zweistelliges Wahlergebnis, und er betonte: "Ich sehe das sogar als eine Stärke von uns, dass wir ein so großes Team gebildet haben."

Skeptiker halten es für unwahrscheinlich, dass sich die acht Politiker gleichermaßen profilieren können. Für kritische Beobachter ist das Team der unausgesprochene Beweis für die ungelösten Fehden zwischen den Parteiflügeln, zwischen Ost-Linken und West-Linken, zwischen Gewerkschaftlern und Alt-Sozialisten, zwischen Pragmatikern und Umstürzlern.

Vergangene Wahl - parteiinterne Querelen

Bei der Bundestagswahl 2009 konnte Die Linke knapp 12 Prozent der Zweitstimmen und dazu in fünf Ländern 16 Direktmandate gewinnen. Ein Erfolg für eine Partei, die sich erst am 16. Juni 2007 als Zusammenschluss von WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit) unter Oskar Lafontaine und Linkspartei. PDS unter Gregor Gysi gegründet hatte. Von den 76 Bundestagsabgeordneten sind mehr als die Hälfte, genauer 40, Frauen.

Der Vorstellung der achtköpfigen Wahlkampftruppe war vor allem ein Kompromiss: Der Flügel um Sahra Wagenknecht sieht im Reformismus die größte Gefahr für die Partei und grenzt sich deutlich von den Sozialdemokraten ab; für die Kräfte um Gysi funktioniert die Partei - vereinfacht gesagt - als linkes Korrektiv der SPD.

Gregor Gysi wollte eine gemeinsame Doppelspitze mit Sahra Wagenknecht in jedem Fall vermeiden, andererseits hatte der linke Parteiflügel sich gegen einen Alleingang Gysis starkgemacht.

Die Wahlergebnisse am 22. September 2013 werden zeigen, inwieweit das Achter-Team der vor allem in den alten Bundesländern schwächelnden Partei helfen konnte und ob es den innerparteilichen Frieden gesichert hat.

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