• Der Wahlkampf im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 ist der letzte, den CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach noch für seine Partei bestreiten will.
  • "Das ist nicht meine Welt", sagte er im Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester".
  • Bosbach war nach seinem Wahlkampfauftritt mit Ex-Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen harsch attackiert worden.

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Der frühere Fraktionsvize der Union im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), will seine Partei künftig nicht mehr im Wahlkampf unterstützen. "Das war’s dann", zitierte der "Kölner Stadt-Anzeiger" den CDU-Politiker.

Grund sei auch innerparteiliche Kritik an seinem gemeinsamen Auftritt mit dem rechtskonservativen CDU-Bundestagskandidaten und früheren Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen.

"Ich mache 49 Jahre Politik und habe mir im angeblichen Land der Dichter und Denker nicht vorstellen können, welches Ausmaß an Hetze es gibt", sagte Bosbach weiter in seinem Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" des "Kölner Stadt-Anzeigers" und des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Wenn dann noch sogenannte Parteifreunde das Feuer nicht löschen, sondern versuchen, sich einzureihen, dann muss ich sagen: Das ist nicht meine Welt."

Bosbach: "Werde Verpflichtungen selbstverständlich einhalten"

Daher sei dies der letzte Wahlkampf, den er für die CDU bestreiten werde. "Meine Verpflichtungen werde ich selbstverständlich einhalten, aber das war‘s dann", sagte Bosbach demnach weiter.

Zu seinem Auftritt mit Maaßen erklärte er, er sei von den drei CDU-Kreisverbänden in Südthüringen eingeladen worden, die Maaßen als Direktkandidat für den Bundestag nominiert hatten. Er sei "nicht derjenige, der aus 350 Kilometern Entfernung Parteifreunden in Südthüringen zuruft, dass das alles Idioten sind."

Bosbach wies auch darauf hin, dass noch weitere Unionspolitiker Auftritte mit Maaßen planen würden, darunter ein Fraktionsvize und ein früherer Bundesminister. Maaßen kenne er bereits seit mehr 20 Jahren. Zuerst habe er "überhaupt nicht gewusst, dass Herr Maaßen CDU-Mitglied ist".

Kontroverse um Maaßen als Auslöser für Kritik an Bosbach

Maaßen ist von der Südthüringer CDU zu ihrem Direktkandidaten im Wahlkreis 196 für die Bundestagswahl am 26. September gewählt worden. Bosbach unterstützte ihn mit einem gemeinsamen Auftritt. Bosbach sagte, er habe sich "das Ausmaß an Häme und Hetze" nicht vorstellen können, das ihm entgegengeschlagen sei.

Der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Maaßen hatte Anfang Juli mit dem Vorwurf tendenziöser Berichterstattung durch öffentlich-rechtliche Medien zum wiederholten Mal Empörung ausgelöst. Führende CDU-Politiker forderten daraufhin Konsequenzen.

Parteichef Armin Laschet hielt sich lange mit klaren Ansagen in dem Fall zurück. Im ARD-Sommerinterview äußerte er sich erst ganz am Ende in der Fragerunde, die TV-Zuschauern gar nicht gezeigt wurde, sondern nur im Livestream in der ARD-Mediathek.

Von der Bundespartei werde der Rechtsausleger keine Unterstützung erhalten, sagt Laschet. Ob Maaßen Mitglied der Fraktion werden kann, sei eine "rechtliche Frage" und gar nicht so einfach: "Es hängt davon ab, ob er sich zu den Prinzipien der Fraktion bekennt." Ein "Machtwort", das oft gefordert werde, gebe es ja bereits: keine Koalition, keine Kooperation, "nicht mal Gespräche" mit der AfD.

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Schäuble: Maaßen will mit Provokationen Aufmerksamkeit gewinnen

Bosbachs Parteikollege und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble warf Maaßen indes gezieltes Provozieren als Taktik vor. "Herr Maaßen versucht, mit Provokationen Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das ist offenbar sein Stil, aber das sollten wir nicht einmal ignorieren", sagte Schäuble im Juli der "Bild am Sonntag".

Auf die Frage, ob es hier nicht auch Grenzen gebe, sagte Schäuble: "Wie ich hörte, hat Herr Maaßen seine Aussagen (über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Anm. d. Red.) richtiggestellt. Ich rate ihm aber: Wenn er so klug sein will, wie er glaubt, dass er es ist, sollte er nicht zu oft Äußerungen machen, die er hinterher korrigieren muss."

Auf die Frage, ob er sich wünsche, dass Maaßen gewählt werde, sagte Schäuble: "Die Union hat den Anspruch, alle Wahlkreise zu gewinnen, auch in Südthüringen. Und wir wollen auch ihn in die Union integrieren und nicht ausgrenzen." (afp/afp/ank)

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