Ein letztes Mal sind Amtsinhaber Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden vor der US-Wahl im Fernsehen aufeinandergetroffen. Der Abend lief sachlicher und gesitteter ab als beim letzten Duell – nur zum inhaltlichen Kräftemessen nutzten die Kandidaten die Debatte aber dennoch nicht und verpassten so wichtige Chancen.

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Die US-Präsidentschaftswahl am 3. November rückt immer näher, in weniger als zwei Wochen stimmen die Amerikaner über ihren künftigen Staatschef ab. Beim zweiten TV-Duell trafen Amtsinhaber Donald Trump (Republikaner) und Herausforderer Joe Biden (Demokrat) noch einmal aufeinander, um unentschlossene Wähler zu überzeugen.

Dabei stand eins bereits im Vorfeld fest: Noch weiter als im ersten TV-Duell Ende September hätte das Niveau nicht sinken können. Denn damals lieferten sich die Konkurrenten in Cleveland, Ohio, eine unwürdige Schlammschlacht – verloren sich in persönlichen Angriffen und Beleidigungen. Lief diesmal alles anders?

TV-Debatte Trump vs. Biden: Stumm-Schalt-Knopf für gesitteteren Umgang

Die Voraussetzungen in Tennessee, Nashville, waren jedenfalls besser: Moderatorin Kristen Welker stand ein Stumm-Schaltknopf zu Verfügung, mit dem sie Redezeit von zwei Minuten pro Kandidaten regulieren konnte.

Trump (74) führt in dem Südstaat deutlich und bekäme nach aktuellen Umfragen die 11 Wahlmännerstimmen. Insgesamt liegt Herausforderer Biden (77) aber weit vorn: Für einen Wahlsieg sind 270 Stimmen notwendig, Trump käme derzeit auf 125– Biden auf 258 Stimmen.

Erster Eindruck: Kreide gefressen

Zumindest zu Beginn wirkte das Duo deutlich handzahmer – von Unterbrechungen und Attacken keine Spur. Erster Eindruck von Trump: Als hätte er Kreide gefressen. Und auch Biden, der sich bei der ersten TV-Debatte dazu hatte hinreißen lassen, Trump als den "schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte", "Putins Welpen" und "Clown" zu bezeichnen, gab sich zunächst staatsmännisch und besonnen.

Den Einstieg machte NBC-Journalistin Welker mit der Coronakrise und wollte angesichts der Rekordinfektionszahlen wissen, wie der weitere Fahrplan im Umgang mit der Pandemie aussehen müsse. Für Trump und Biden eine Einladung zum Kampf um die Deutungshoheit.

Deutungshoheit über die Corona-Pandemie

"Wir haben alles gemacht, so wie es richtig war", lautete Trumps Einschätzung. Bereits viele Regierungschefs hätten ihm zum Umgang mit der Pandemie in den USA gratuliert. Er könne aus eigener Erfahrung sprechen. "Mir ging es sehr schnell deutlich besser, sonst könnte ich jetzt hier nicht stehen", so der US-Präsident. Anfang Oktober hatte er verkündet, dass er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. „Wir haben in wenigen Wochen einen Impfstoff parat", kündigte Trump an, wollte auf Nachfrage der Journalistin aber kein Datum garantieren.

Deutlich nüchterner zeigte sich Biden: "Der Präsident hatte nie einen Plan und hat auch jetzt keinen Plan", kritisierte er. Es habe viele Versäumnisse gegeben. Jeder der für so viele Tote verantwortlich sei (bislang 223.000 COVID-Tote in Amerika laut New York Times, Anm. d. Red.), solle nicht weiter Präsident der USA bleiben.

Trump kündigt Impfstoff an

"Ich möchte alle ermutigen, die Masken zu tragen", sagte der Demokrat und plädierte für Schnelltests, wissenschaftliche Zulassungsverfahren, die Nachverfolgung von Infektionsketten und nationale Standards. "Wir haben einen dunklen Winter vor uns", warnte Biden die Amerikaner. Trump, der nun behaupte, schon bald gäbe es einen Impfstoff, "sei derselbe Typ, der Anfang des Jahres gesagt habe, im Sommer werde das durch das warme Wetter kein Problem mehr sein".

Trump konterte: "Ich übernehme die Verantwortung, aber es ist die Schuld Chinas. China ist schuldig." Das Land müsse wieder geöffnet werden, die Therapie dürfe nicht schlimmer sein als das Problem. "Wir können uns nicht alle im Keller verkriechen, wie Joe es macht. Er hat offensichtlich eine Menge Geld verdient, um das so machen zu können. Er will das Land einfach abschotten", behauptete Trump.

Biden menschelt, Trump attackiert

Biden gelang es diesmal, nicht jede Provokation von Trump zurückzuspielen. Er versuchte es über die menschliche Tour: "Wie viele Menschen sitzen heute am Tisch und ein Stuhl ist leer? Wie viele Ehepartner strecken im Bett die Hand aus und ihr Ehepartner ist nicht mehr da?", fragte er mit direktem Blick in die Kamera. Er wolle einen Shut-Down für das Virus, nicht für das Land.

Nachdem Trump einzelne demokratische Staaten als Negativbeispiele angeführt hatte, gelang Biden ein weiterer präsidialer Zug: "Trump argumentiert nur mit demokratischen und republikanischen Staaten, aber wir sind die Vereinigten Staaten", so der 77-Jährige.

Häufiger Satz: "Das stimmt so nicht!"

Beim Thema "Nationale Sicherheit" aber kippte der erst so gesittete Umgang. Welker fragte nach dem Schutz vor Wahlbeeinflussung aus dem Ausland. Biden kündigte an: "Jedes Land, das sich in amerikanische Wahlen einmischt, wird einen Preis bezahlen. China, Russland und Iran werden einen Preis dafür zahlen, wenn ich gewählt werde."

Trump hingegen attackierte seinen Herausforderer auf persönlicher Ebene: "Joe ist sehr dicke mit dem ehemaligen Moskauer Bürgermeister. Die Russen haben Sie bezahlt, wahrscheinlich bezahlen die Russen Sie immer noch." Belege vorbringen konnte er dafür jedoch nicht.

Biden stritt ab: "Ich habe nicht einen Penny von irgendeiner ausländischen Quelle erhalten" und nutze den Vorwurf, um Trump den schwarzen Peter zurückzuschieben. "Ich habe alle meine 22 Steuererklärungen offengelegt. Er hat nicht eine offengelegt. Was verstecken Sie? Veröffentlichen Sie Ihre Steuerunterlagen!“, forderte Biden.

Steuererklärung wieder Thema

Trump lavierte: "Ich werde meine Bücher sobald wie möglich offenlegen. Es wird immer wieder über 750 Dollar gesprochen, aber ich habe Millionenbeträge im Voraus an Steuern bezahlt." Er sei Opfer einer Hexenjagd durch die Steuerbehörden geworden. Biden dazu: "Er sagt das seit vier Jahren, hören Sie auf, um den heißen Brei herum zu reden."

In Sachen Gesundheitspolitik kündigte Biden an, Medikamentenpreise durch Wettbewerb herabzusetzen. Trump entgegnete: "Er war 47 Jahre in Washington und hat nichts getan. Er war Vizepräsident und hat nichts gemacht." Biden wolle eine sozialistische Medizin. Der nannte das "lächerlich" und konterte: "Die Option einer staatlichen Krankenversicherung ist keine sozialistische Medizin. Gesundheitsversorgung ist kein Privileg, sondern ein Recht." Geschickter Schachzug von Biden: Der direkte Blick in die Kamera gepaart mit dem Satz: "Er will nicht über die Inhalte sprechen. Es geht nicht um meine oder seine Familie, es geht um Ihre Familie!"

Sachlicher als beim ersten Duell

Bei den Themen Arbeitsmarkt- und Klimapolitik ging es derweil wesentlich sachlicher als beim letzten Mal zu. So forderte Biden etwa einen Mindestlohn von 15 Dollar, Ladestationen auf Highways, eine Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen. Für das inhaltliche Kräftemessen blieb dennoch jede Menge Luft nach oben. "Er steht auf Typen wie Putin und den nordkoreanischen Machthaber", sagte Biden Richtung Trump gewandt.

Damit stoße er wahre Freunde und Verbündeten vor den Kopf. "Wir müssen sie auf unserer Seite haben, sonst werden wir China nicht dazu zwingen können, sich an internationale Regeln zu halten", forderte Biden.

Chance, zu punkten, verpasst

Die Chance, beim Thema Rassismus insbesondere bei der schwarzen Community zu punkten, verpassten indes beide Kandidaten. "Niemand hat mehr für die schwarzen Menschen in den USA getan, als Donald Trump – nur Abraham Lincoln ist eine Ausnahme", behauptete Trump.

Anstatt Lösungsvorschläge anzubieten, hob Biden aber nur darauf ab: "Trump ist der erste Präsident, der sagt 'Schluss mit Inklusion und Gleichheit'." Er gieße stets Öl ins Feuer und springe auf jeden rassistischen Zug. Zumindest aber ließ Bidens Schlussstatement noch einmal hoffen: "Worum es hier geht, ist der Charakter dieses Landes – Anstand, Ehre, Respekt. Ich werde sicherstellen, dass sie das bekommen. Das ist ihnen vier Jahre verweigert worden", so der Demokrat.

Verwendete Quellen:

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.
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