Die weltweite Wasserkrise verschärft sich von Jahr zu Jahr. Zum Auftakt der dreitägigen Wasserkonferenz prangerte die UN in einem Bericht den "vampirhaften Überkonsum" an, der die Lebensgrundlage der Menschheit vernichtet.

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Zum Start der dreitägigen Wasserkonferenz hat die UNO am Mittwoch einen anderen Umgang mit Wasserreserven in der Welt gefordert. Wasser sei die "Lebensgrundlage" der Menschheit, heißt es in einem für die Konferenz erstellten Bericht. Diese sei aber durch "vampirhaften Überkonsum" bedroht.

Dem Bericht zufolge leben rund zehn Prozent der Weltbevölkerung in einem Land, in dem die Wasserversorgung schwierig ist. Weltweit haben zwei Milliarden Menschen - etwa jeder vierte - keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Die weltweite Trinkwasser-Knappheit wird sich der Studie zufolge weiter verstärken. Der weltweite Wasserverbrauch wird bis zum Jahr 2050 ähnlich wie in den vergangenen 40 Jahren jährlich um voraussichtlich etwa ein Prozent steigen.

In ärmeren Ländern bestehe vor allem ein Risiko wegen mangelhafter Wasserqualität, in Industrieländern sei der Verbrauch durch die Landwirtschaft problematisch. Durch die Klimakrise seien bestimmte Regionen zunehmend häufig extremen und langanhaltenden Dürren ausgesetzt, was gravierende Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt habe.

Guterres warnt und wirbt für ehrgeiziges Programm

Die Welt "geht blind einen gefährlichen Weg", warnte UN-Generalsekretär António Guterres: "Wir haben den Wasserkreislauf durchbrochen, Ökosysteme zerstört und Grundwasser verseucht", sagte er zum Start der UN-Wasserkonferenz am Mittwoch in New York. Fast drei von vier Naturkatastrophen hingen mit Wasser zusammen.

Guterres will auf dem Gipfel ein ehrgeiziges Programm mit konkreten Handlungsvorschlägen erarbeiten. Es werden rund 6.500 Teilnehmer erwartet, darunter 20 Staats- und Regierungschefs, dutzende Minister sowie hunderte Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Bisher gibt es keinen internationalen Vertrag zu dem Thema und keine Wasser-Organisation der Uno. Die letzte Wasserkonferenz ähnlicher Größe hatte im Jahr 1997 in Argentinien stattgefunden. Die Umweltorganisation WWF nannte die Konferenz angesichts der Lage "überfällig". In den drei Tagen wird über kein großes Abkommen verhandelt, es soll aber über ein nicht-verbindliches Aktionspapier abgestimmt werden.

Lemke: Wassermanagement ist Schlüssel für globale Krisen

Umweltministerin Steffi Lemke vertritt Deutschland auf der Konferenz und hob bei ihrer Rede am Mittwoch die zentrale Bedeutung der Bekämpfung von Wasserknappheit hervor: Wasser stehe "im Mittelpunkt der drei großen Umweltkrisen – Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung". Wasserverschmutzung, Dürren und Überschwemmungen gefährdeten die gesamte globale Entwicklung und die Pariser Klimaziele.

Bereits im Vorfeld hatte Lemke eine gemeinsame Erklärung mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze, Außenministerin Annalena Baerbock und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir abgegeben und darin betont, dass Wassermanagement ein "zentraler Schlüssel zur Lösung dieser globalen Krisen" sei.

Die drei Minister reisten, anders als Lemke, zwar nicht persönlich zum Gipfel, schickten aber jeweils Vertreter nach New York und betonten im Vorfeld die Dringlichkeit des Themas. Baerbock wies darauf hin, dass in vielen Teilen der Welt Kriege um den Zugang zu knappen Quellen drohen würden. "Deshalb ist es so wichtig, Wasser auch über Landesgrenzen hinweg fair zu verteilen."

Özdemir: "Ohne Wasser keine Ernten"

Entwicklungsministerin Schulze fügte hinzu, unter der Wasserknappheit würden weltweit besonders Frauen und Mädchen leiden, die in vielen Regionen für das Wasserholen verantwortlich seien. "Die Zeit, die sie damit verlieren, fehlt ihnen für Bildung und bezahlte Arbeit", warnte sie.

Landwirtschaftsminister Özdemir stellte die Wichtigkeit von Wasser für die Lebensmittelversorgung heraus: "Der Zugang zu Wasser ist untrennbar mit dem Menschenrecht auf Nahrung verbunden: ohne Wasser keine Ernten", mahnte er.

So klagen zum Beispiel Bauern in Tunesien zunehmend über Ernteausfälle wegen Wassermangel. Landwirtschaftliche Betriebe müssen schließen, was zu Arbeitslosigkeit und Migrationsbewegungen führt. Laut der Süddeutschen Zeitung seien unter anderem deswegen seit dem vergangenen Sommer mehr als 10.000 junge Männer von Tunesien nach Europa ausgewandert. Wassermangel als Fluchtgrund.

Deutschland keineswegs Vorreiter

Auch in Deutschland gibt es zunehmend Probleme mit dem Wasser. Das Grundwasser ist hier seit Jahren an vielen Orten mit einem hohen Anteil an Nitrat belastet – laut Bundesumweltministerium eine Folge von industrieller Landwirtschaft und Überdüngung.

Die Nitratkonzentration riss immer wieder die von der EU vorgeschriebenen Grenzwerte, was Deutschland 2016 sogar eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof einbrachte. Eine seit 2020 in Kraft getretene Düngeverordnung und die neue nationale Wasserstrategie von Umweltministerin Steffi Lemke sollen das Problem in den Griff bekommen.

Neben den nationalen Plänen ist aber auch internationale Kooperation im Kampf gegen die Wasserkrise unabdingbar. Deshalb forderte Umweltministerin Lemke zum Auftakt an eine stärkere Zusammenarbeit der Weltgemeinschaft: Es brauche regelmäßige UN-Wasserkonferenzen und einen UN-Sondergesandten für Wasser.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • afp
  • SZ.de: Der Menschheitskampf ums Wasser
  • BpB: 22. März: Weltwassertag und Start der UN-Wasserkonferenz
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