Van Gerwen, Wright und Price: Die Darts-WM wird zu einem Treffen der Altmeister. Doch gewinnen könnte am Ende ein Jungstar – denn der große Favorit ist gerade einmal 17 alt.
Ein Teenager gegen den Rest der Welt: Bei der Darts-WM in London will sich Luke Littler im Geschichtsbuch seiner Sportart verewigen und mit 17 Jahren zum jüngsten Titelträger im Alexandra Palace werden.
Der Engländer geht als klarer Favorit in die finalen drei Tage des Turniers, das seit der 0:4-Schlappe von Ricardo Pietreczko ohne deutsche Spieler auskommen muss.
An Neujahr (13.30 Uhr und 20.00 Uhr/Sport1 und DAZN) stehen die vier Viertelfinals auf dem Programm. Ex-Weltmeister Gerwyn Price und Chris Dobey machen am Nachmittag (13.30 Uhr) vor 3.500 Zuschauern den Anfang.
Direkt im Anschluss (15.00 Uhr) tritt
Wer ist wie stark unterwegs, wer holt sich am 3. Januar die Sid-Waddell-Trophy und einen Siegerscheck von 500.000 Pfund (rund 600.000 Euro)? Die acht verbliebenen Darts-Profis im Check.
Luke Littler
17 Jahre, England, Weltranglistenplatz 4
Vom Glanz und der Lockerheit des Vorjahres ist bei Senkrechtstarter Littler bei dieser WM nicht viel zu sehen. Die Siege gegen seine Landsleute (3:1 gegen Ryan Meikle, 4:1 gegen Ian White, 4:3 gegen Ryan Joyce) waren teilweise sehr mühevoll.
Littler scheint den gewaltigen medialen Druck zu spüren. Er gilt nach einem exzellenten Jahr aber trotzdem als der Mann, den es nach dem Aus von Weltmeister Luke Humphries zu schlagen gilt.
Prognose: Trotzt dem Druck und wird Weltmeister.
Gerwyn Price
39 Jahre, Wales, Weltranglistenplatz 10
Mehr oder weniger aus dem Nichts hat Muskelprotz Price den Weg in die Weltspitze zurückgefunden.
Der Weltmeister von 2021 zeigte gegen die Topspieler Joe Cullen (4:3) und Jonny Clayton (4:2) starke Nerven und hat sich für eine weitere Premier-League-Teilnahme empfohlen. Titeltauglich wirkt Price mit seinen bisherigen Leistungen aber nicht.
Prognose: Verliert im Viertelfinale gegen Dobey.
Peter Wright
54 Jahre, Schottland, Weltranglistenplatz 17
Noch überraschender als die Serie von Price kommt der Siegeszug von Paradiesvogel Wright. Nach seinem überraschenden 4:1 über den entthronten Weltmeister Luke Humphries kamen dem Schotten im Ally Pally die Tränen.
Noch in seinem ersten Match gegen den unbekannten Niederländer Wesley Plaisier galt Wright als Außenseiter. Nun trennen den zweimaligen Weltmeister zwei Siege von einer möglichen Rückkehr unter die besten Vier der Weltrangliste.
Prognose: Scheidet nach einem denkwürdigen Achtelfinale gegen Bunting aus.
Michael van Gerwen
35 Jahre, Niederlande, Weltranglistenplatz 3
Nach dem wackeligen 4:2-Erfolg über Jeffrey de Graaf nahm van Gerwen den Mund mal wieder recht voll. "Wer auch immer sich in meinen Weg stellt: Darauf gebe ich einen Scheiß", sagte Mighty Mike, wie der Niederländer genannt wird, bei DAZN.
Van Gerwen wurde 2014, 2017 und 2019 Weltmeister. Gemessen an seiner jahrelangen Dominanz ist diese Ausbeute aber eher dünn. Der Gigant in grellgrün gilt als größter Herausforderer von Topfavorit Littler.
Prognose: Erlebt mal wieder eine große Enttäuschung, diesmal im Halbfinale.
Chris Dobey
34 Jahre, England, Weltranglistenplatz 15
Dobey steht zum dritten Mal in Serie im WM-Viertelfinale. Seine bisherigen Erinnerungen an diese Runde sind alles andere als prickelnd.
Vor zwei Jahren verlor er mit 0:5 gegen van Gerwen. An Neujahr 2024 verspielte er gegen Rob Cross eine 4:0-Führung und schied noch mit 4:5 aus.
Diesmal wirkt Dobey reif für einen weiteren Schritt. In der schwächeren unteren Hälfte könnte er durchaus überraschen.
Prognose: Wird zum Überraschungsfinalisten, verliert im Endspiel aber gegen Landsmann Littler.
Callan Rydz
26 Jahre, England, Weltranglistenplatz 43
In der Weltrangliste der schlechteste, im bisherigen Turnierverlauf der beste Darts-Profi aller Viertelfinalisten. Wie gnadenlos Rydz sein kann, erlebte kurz vor Weihnachten auch Deutschlands Primus Martin Schindler, der beim 0:3 ohne jede Chance war.
Rydz hat den höchsten und den zweithöchsten Drei-Dart-Durchschnitt bei dieser WM gespielt. Jeder weitere Sieg des ungesetzten Profis wäre trotzdem eine Überraschung.
Prognose: Gewinnt im Viertelfinale maximal drei Sätze.
Nathan Aspinall
33 Jahre, England, Weltranglistenplatz 12
Das 4:0 gegen den Deutschen Pietreczko dürfte Aspinall richtig Auftrieb geben. Schon zweimal erreichte er das WM-Halbfinale. Doch ein dritter Einzug erscheint unwahrscheinlich, denn Aspinall trifft auf Littler.
Der ehemalige World-Matchplay-Champion hat zwar im kompletten Turnier erst einen Satz verloren und damit die beste Bilanz aller Viertelfinalisten. Das lag aber maßgeblich auch an seinen schwachen Gegnern.
Prognose: Bleibt im Viertelfinale gegen Littler ohne Chance.
Stephen Bunting
39 Jahre, England, Weltranglistenplatz 8
Wenn Bunting die größte Darts-Bühne der Welt betritt, tobt die Halle im Norden Londons. Der ehemalige Weltmeister beim Konkurrenzverband BDO ist einer der absoluten Publikumslieblinge.
Auch sportlich ist mit dem wuchtigen Engländer zu rechnen. Der Halbfinal-Einzug von 2021 könnte sich wiederholen, denn Bunting gilt gegen Wright als leicht favorisiert. Auch für Youngster Littler könnte der Routinier eine ernsthafte Bedrohung darstellen.
Prognose: Sorgt für die denkwürdigen Darts-Abende zum Start ins Jahr 2025, scheidet aber nach einem Krimi gegen Littler aus.
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