Eishockey-Profi Jere Laaksonen hatte in seiner Karriere nie mit einer schweren Verletzung zu kämpfen. Dann infiziert er sich mit dem Coronavirus. Und nichts ist mehr so, wie es war.
"Es gibt Leute, die sagen, dass COVID-19 nicht gefährlich sei. Aber gleichzeitig hört man, dass es junge und gesunde Menschen gibt, die unter schweren Symptomen leiden." Jere Laaksonen kennt sich aus. Damit, was Corona gesundheitlich anrichten kann.
Der Finne, ein stämmiger Bursche, 30 Jahre alt, Profi-Sportler, hat selbst einen schweren Corona-Verlauf hinter sich. Das Virus hatte seinen Körper angegriffen, anfangs unbemerkt, aber umso gefährlicher.
Laaksonen verdient sein Geld als Eishockey-Profi beim EV Landshut in der DEL2, der zweiten deutschen Liga, in der die Spiele normalerweise vor Tausenden Zuschauern ausgetragen werden. Doch Corona hat alles verändert.
Die Situation zu verharmlosen, das kann der junge Familienvater nicht verstehen. Denn: Er selbst wusste zeitweise nicht, wie es um seine Sportler-Karriere steht.
Ein Rückblick: Im September wurde Laaksonen positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Fünf Tage lag er mit Fieber flach, hatte plötzlich keinen Geschmackssinn mehr.
"Ich hustete ziemlich viel, war die ganze Zeit sehr müde", schildert der Skandinavier im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wie die Infektion den Weg zu meinem Herzmuskel fand, weiß ich nicht."
Schock-Diagnose für Jere Laaksonen: Herzmuskelentzündung
Die Nachricht der Ärzte traf Laaksonen hart: Am 30. Oktober stellten sie bei ihm eine Herzmuskelentzündung fest, die sie auf COVID-19 zurückführten. Er wurde sofort aus dem Trainingsbetrieb genommen, nachdem er schon nach der Infektion in Quarantäne und pausieren musste.
"Die Nachricht war ein Schock. Am Anfang war ich verwirrt, was da los ist und was passieren wird. Die ersten Tage dachte ich nur daran, dass mein Herz wieder gesund wird", erzählt Laaksonen von bangen Tagen.
Man muss wissen: In der DEL2 verdient kaum ein Spieler mehr als ein gewöhnlicher Arbeitnehmer - bei meist befristeten Verträgen. Nebenbei müssen die Cracks die Berufslaufbahn nach dem Profisport planen.
Er habe Glück gehabt, "dass die Ärzte die Herzmuskelentzündung früh erkannt haben", betont der Eishockey-Crack. Wird eine solche Erkrankung nicht zeitig behandelt, kann es zu Herzrhythmusstörungen oder sogar zu einer chronischen Herzschwäche kommen. Man merkt Laaksonen an, wie ernst ihm die Sache ist.
Jere Laaksonen war nicht der Einzige: Fast sein ganzes Team hatte Corona
Laaksonen war in seinem Team kein Einzelfall. Einen Kollegen hat es ähnlich hart erwischt: Henry Martens war nach einer Corona-Infektion mehrere Wochen außer Gefecht, lag über Weihnachten zur Beobachtung im Krankenhaus, weil er laut EVL über Herzprobleme klagte.
Wie Martens musste sich Laaksonen mühselig unter ständiger Beobachtung der Ärzte zurückarbeiten - fast drei Monate lang. "Der erste Monat war ohne jeden Sport. Danach konnte ich ein paar Spaziergänge machen und, nach einer Weile, ein wenig mit dem Fahrrad fahren. Ich war jede Woche beim Arzt", erzählt er.
Wie der EV Landshut auf Nachfrage bestätigt, war fast die gesamte Mannschaft mit SARS-CoV-2 infiziert. Dabei hatte sich der Klub eigenen Angaben zufolge an das Hygienekonzept gehalten, "mit allen bekannten Maßnahmen". Vergeblich.
Corona-Krise zwingt Eishockey zu langer Pause
Erst 2019 war der deutsche Vize-Meister von 1995 wieder in die DEL2 aufgestiegen. Die Stadt, eine Eishockey-Hochburg, modernisiert seit Mai 2019 für 22 Millionen Euro das altehrwürdige Eisstadion am Gutenbergweg, damit der EVL mit einer Kapazität von 4.500 Zuschauern "in Sachen Vermarktung neue Wege gehen und neue Einnahmequellen erschließen kann".
Doch dann kam Corona. Im Sommer 2020 verpflichteten die Niederbayern trotzdem Linksschütze Laaksonen (zuvor ESV Kaufbeuren) für den Sturm, in der Hoffnung, dass die Pandemie bald eingedämmt würde. Zuvor stand der Spielbetrieb im Eishockey ganz still.
Laaksonen verpasste wegen COVID-19 den Saisonstart im Herbst, musste schließlich monatelang auf sein erstes Spiel für den neuen Arbeitgeber warten - und kam dabei auch psychisch an seine Grenzen.
Eishockey-Profi Jere Laaksonen nach Corona-Zwangspause: "Der größte Test meiner Karriere"
"Mental hat mir zugesetzt, dass es meine erste Saison in Landshut ist und ich große Erwartungen hatte. Doch dann habe ich Corona bekommen und danach diese Herzmuskelentzündung, also war ich erstmal raus", sagt er.
Dazu kam die Sorge um seine Familie: Auch seine Frau und die beiden kleinen Kinder hatten Corona. Mittlerweile geht es allen wieder gut, am 22. Januar gab er auf dem Eis sein Comeback.
"Es ist schwer, nach so einer langen Pause zurückzukommen. Ich hatte nie große Verletzungen", meint Laaksonen: "Das war der größte Test meiner Karriere."
Ein Test, der noch nicht ganz zu Ende ist. In Kaufbeuren (DEL2) galt er mit 66 Toren und 96 Vorlagen in 210 Liga-Spielen als Goalgetter. In Landshut ist er bei den Bullies (59 Prozent gewonnen) zwar eine Bank und bereitete seit seiner Rückkehr fünf Treffer vor. Ein Tor hat er für seinen neuen Klub aber bis heute nicht erzielt.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Jere Laaksonen
- Webseite des EV Landshut
- Stadt Landshut: Umbau und Sanierung der Eishalle
- br.de: EV Landshut: Corona-Virus beeinträchtigt auch Profi-Sportler
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