- Erstmals seit 1996 hat das deutsche Eishockey-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft gegen Kanada gewonnen.
- Die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm rang den 26-maligen Weltmeister am Pfingstmontag in Riga mit 3:1 nieder.
- Mit einem weiteren Erfolg gegen Kasachstan könnte der Tabellenführer der Gruppe B bereits den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen.
Mit viel Leidenschaft und einem überragenden Torhüter Mathias Niederberger hat Deutschlands Eishockey-Team nach dem ersten WM-Sieg gegen Kanada seit 25 Jahren mehr denn je den Coup im Visier. Am Pfingstmontag trieb die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm den 26-maligen Weltmeister beim 3:1 (2:1, 0:0, 1:0) in Riga zur Verzweiflung und führte die bislang perfekte WM-Ausbeute fort. Gut drei Jahre nach dem Jahrhundertspiel im Olympia-Halbfinale von Pyeongchang (4:3) sorgten Tore von Stefan Loibl (11. Minute), Matthias Plachta (12.) und Korbinian Holzer (58.) erneut für einen historischen Sieg gegen Kanada, für das lediglich Nick Paul (19.) erfolgreich war.
Damit untermauert das Team des Deutschen Eishockey-Bunds eindrucksvoll die hohen Ambitionen. Der bislang letzte WM-Sieg gegen Kanada gelang zuvor 1996 in Wien (5:1). Mit drei Siegen aus drei Spielen erinnert der WM-Start stark an die erste Weltmeisterschaft unter Söderholm 2019 in der Slowakei, als gar vier Siege in Serie gelangen und am Ende die bislang beste WM-Vorrunde überhaupt stand. In diesem Jahr hatte Deutschland am Freitag bereits Italien (9:4) und am Samstag Norwegen (5:1) geschlagen. Nächster Gegner ist am Mittwoch Kasachstan (15.15 Uhr/Sport1).
Der auch am Montag wieder zu spürende starke Mannschaftsgeist soll die Mannschaft ohne ihren Weltstar Leon Draisaitl genau wie bei Olympia 2018 zu einer Sensation führen. Damals sprang nach dem Halbfinalsieg gegen Kanada Silber heraus. "Wie sich jeder in die Schüsse reinschmeißt, unglaublich", sagte Torschütze Loibl bei Sport1.
Kanada startete mit drei Niederlagen in die WM
Ganz anders die Situation beim hohen Favoriten, der tatsächlich mit drei Niederlagen in die WM startete. Das hat es im Mutterland des Eishockeys bei einer WM niemals zuvor gegeben. Zwar hat die WM-Auswahl Kanadas mit dem bestmöglichen Team wegen der noch laufenden NHL-Playoffs wenig zu tun. Allerdings haben viele Nationen - auch Deutschland - dasselbe Problem und die kanadische Auswahl besteht dennoch fast ausschließlich aus NHL-Spielern.
Das erste Drittel war ein Spiegelbild der bisherigen WM-Auftritte. Der Favorit startete engagiert. Die Verunsicherung war dem talentierten Team aber deutlich anzumerken. Coach Gerard Gallant hatte die Kanadier zum dritten Mal in veränderter Aufstellung aufgeboten und einem anderen Keeper vertraut. Darcy Kuemper, der am Sonntag beim 1:5 gegen den Erzrivalen USA nach 40 Minuten vom Eis musste, stand am Montag gar nicht im Kader und wurde von seinem Arizona-Teamkollegen Adin Hill ersetzt.
Der 26-Jährige wurde bereits nach gut zehn Minuten binnen 38 Sekunden übertölpelt. Bei der schönen Führung durch Mannheims Loibl leistete der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl erstklassig Vorarbeit. Beim 2:0 wurde der Schuss von Loibls Club-Kollegen Plachta von Kanadas Top-Talent Owen Power von der University of Michigan noch ins eigene Netz abgefälscht. Kanada reagierte umgehend mit einer Auszeit - deutliches Indiz für das Nervenflattern der Ahornblättter, die kurz vor der ersten Pause durch Paul (Ottawa) verkürzten.
Deutsches Team kämpfte aufopferungsvoll
"Einfach mit Stolz weiterspielen, geduldig sein und Spaß haben", forderte Deutschlands Top-Verteidiger Moritz Seider. "Wir wurden einfach belohnt und arbeiten sehr hart." In der Tat kämpfte das deutsche Team aufopferungsvoll, warf sich immer wieder in kanadische Schüsse und überstand im Mittelabschnitts zweimal eine doppelte Unterzahl. Kanada schmeckte das gar nicht. Das ohne Stars zusammengewürfelte NHL-Ensemble reagierte ungehalten mit einigen Nickligkeiten und wütenden Angriffen. Niederberger vom Meister Eisbären Berlin hielt aber überragend bis zum Ende. Holzer machte mit einem Schuss ins verwaiste Tor alles klar. (dpa/fra) © dpa
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