• In Spielberg feierte Charles Leclerc endlich wieder ein Erfolgserlebnis.
  • Carlos Sainz hingegen musste seinen brennenden Ferrari mit einem Motorschaden abstellen.
  • Bei Ferrari fährt bei aller Stärke in dieser Saison deshalb immer auch die Angst mit.

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Als die letzten Runden des elften Saisonrennens in Spielberg anbrachen, hatte Mattia Binotto genug. Der Ferrari-Teamchef konnte nicht mehr hinsehen. Der Italiener "war sehr nervös. So nervös, dass ich das Rennen in den letzten drei Runden nicht mehr anschauen konnte", sagte er. Denn bei den Roten kam mal wieder jede Menge zusammen. Nachdem Carlos Sainz auf Podiumskurs mit einem Motorschaden ausrollte und aus seinem brennenden Ferrari sprang, meldete der in Führung liegende Charles Leclerc quasi zeitgleich Probleme mit seinem Gaspedal. Vom Doppelsieg zum Doppelausfall? Nach den Erfahrungen in dieser Saison war das nicht abwegig.

Und natürlich musste ihm sein Team gar nicht sagen, was passiert war, der gestrandete Ferrari seines Teamkollegen war schließlich nicht zu übersehen. Und das eigene Problem kam "seltsamerweise zu einem ähnlichen Zeitpunkt, von daher war das natürlich im Kopf", sagte Leclerc. "Es war nicht nur ein wenig stressig, sondern sehr stressig", so der Monegasse über seine letzten Runden, die er mit leicht klemmendem Gaspedal und meckerndem Getriebe angehen musste. Da schaute sein Chef schon nicht mehr hin. "Das Gaspedal ist mitten in der Kurve steckengeblieben. Das Gas war zwischen 20 und 30 Prozent offen. Vor allem in den langsamen Kurven, speziell in Kurve drei war das sehr schwierig", beschrieb Leclerc sein Problem.

Leclerc hat diesen Sieg gebraucht

Doch diesmal ging alles gut, er feierte seinen dritten Saisonsieg, den ersten seit Anfang April beziehungsweise nach sieben sieglosen Rennen. "Diesen Sieg habe ich definitiv gebraucht", sagte Leclerc, der zugab, wie schwierig die vergangenen beiden Monate waren mit einigen Pleiten, Pech und Pannen. Zwar sagen viele Fahrer und auch Teamchefs, dass sie lieber ein schnelles Auto haben, das schon mal zickt, anstatt einen zuverlässigen Boliden, der aber zu langsam ist. Es sei einfacher, die Zicke zu zähmen, als dem lahmen Gaul Beine zu machen, heißt es oft.

Doch wenn man weiß, dass man ein Auto mit jeder Menge Potenzial unter dem Hintern hat, tun die Ausfälle und verschenkten Punkte besonders weh, im Titelkampf natürlich erst recht. "Ich komme immer mit einem Lächeln zu einem Rennen und war immer optimistisch, aber nach einigen harten Rennen hat es sich so angefühlt, als würde alles gegen mich laufen", sagte Leclerc: "Endlich haben wir einen Durchbruch und ein gutes Rennen. Es fühlt sich einfach gut an, wieder zu gewinnen."

Noch keine Lösung für das Problem

Doch die Angst wird auch in Zukunft mitfahren, denn Ferraris Probleme mit der Zuverlässigkeit bleiben offenkundig. "Sehr wahrscheinlich" ist das Problem beim Auto von Sainz genau das, was Ferrari mit Leclerc bereits in Baku hatte, sagte Binotto. "Es macht uns auf jeden Fall Sorgen, aber die Leute in Maranello arbeiten hart daran, es zu beheben. Für das, was Carlos passiert ist, haben wir auf jeden Fall noch keine Lösung", so Binotto.

Dafür hat man in Maranello Lösungen gefunden, um wieder zu Red Bull Racing aufzuschließen. Schließlich gewann Ferrari die letzten beiden Rennen. In der Fahrer-WM hat Leclerc 38 Punkte Rückstand auf Titelverteidiger Max Verstappen, in der Konstrukteurs-Wertung machten die Roten ebenfalls Boden gut, liegen 56 Zähler hinter Red Bull Racing. Ein Grund für die Momentaufnahme ist ein neuer Heckflügel, mit dem Ferrari beim Topspeed auf den WM-Rivalen aufgeholt hat.

Hoffen auf die Zuverlässigkeit

Bleibt die Sorge vor Ausfällen. "Wir haben neue Teile, und ich weiß, wie stark sie sind und wie gut sie funktionieren. Ich vertraue darauf, dass wir das bald in den Griff bekommen. Hoffentlich so bald wie möglich", so Binotto. Auch für Leclerc ist es "definitiv ein Problem, deshalb müssen wir uns das ansehen und sicherstellen, dass es nicht wieder passiert. Bei mir ist es in den letzten fünf Rennen zwei Mal passiert und jetzt wieder bei Carlos", sagte Leclerc. Und schob hinterher: "Ja, wir müssen das so schnell wie möglich in den Griff bekommen." Denn Augenhöhe hin oder her – am Ende macht im Titelkampf die Zuverlässigkeit den Unterschied.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragung, Pressekonferenzen
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