- Bei Mercedes stand Valtteri Bottas immer im Schatten von Lewis Hamilton.
- Sportlich kam er am Briten nicht vorbei, Bottas war die klassische Nummer zwei im Team.
- Seit seinem Wechsel zu Alfa Romeo blüht der Finne aber regelrecht auf.
Valtteri Bottas machte nie ein Geheimnis daraus, dass ihn der Begriff verletzte. Er sei "ein perfekter Wingman" für
Denn was Bottas auch versuchte, den "Wingman"-Stempel wurde er nicht mehr los. Auch, weil er auf der Strecke weiterhin seine eigenen Ambitionen nicht mit Ergebnissen untermauern konnte. In fünf Jahren bei Mercedes wurde Hamilton viermal Weltmeister, Bottas selbst zweimal Vize, zweimal Dritter und einmal Fünfter. Nach der Saison 2021 war es deshalb Zeit für einen Wechsel – zu Alfa Romeo.
Wechsel ist ein gewagter Schritt
Ein gewagter Schritt, immerhin kam der Traditionsrennstall 2020 und 2021 auf insgesamt 21 Punkte, wurde in der Konstrukteurswertung Achter und Neunter. Die Hoffnung war, dass das Team mit dem neuen 2022er Auto wieder konkurrenzfähig ist, und dass Bottas auf dem Weg dorthin eine wichtige Stütze sein kann. Die Rechnung geht bislang auf: Für Bottas ist der Wechsel ein Glückstreffer, eine Art Neubeginn. Umgekehrt genauso, Alfa Romeo profitiert vom Input des 32-Jährigen, der nun seine ganze Erfahrung einbringen und ausspielen kann. Auch in der Zusammenarbeit mit seinem Rookie-Teamkollegen Guanyu Zhou, der noch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat.
"Ich bin so glücklich, dass ich versuchen kann, die beste Version meiner selbst zu sein und so zu fahren, wie ich es möchte", sagte Bottas. "Die Atmosphäre im Team ist so motivierend - die Leute, wie sehr sie sich bemühen, und das ist auch für mich sehr inspirierend. Ich genieße diese Fahrt."
Wertschätzung ist endlich da
Bei Alfa Romeo genießt er in erster Linie die Rückendeckung, die Sicherheit, das Vertrauen, das er jahrelang vermisst hat. Er ist als Leader gefragt und hat die Rolle auch dankend angenommen. Bottas wird so geschätzt, wie er sich das immer gewünscht hat. Was sich zum Beispiel in einem langfristigen Vertrag ausdrückt, bei Mercedes durfte er immer nur für ein weiteres Jahr unterschreiben. Das zahlt Bottas auf vielen Ebenen zurück.
"Der Mehrwert, den er dem Team gebracht hat, liegt vor allem außerhalb des Autos", sagt sein Teamchef Frederic Vasseur. "Es ist eine Tatsache, dass er immer an das Team denkt und nicht an sich selbst. Er versucht immer, das Beste aus den 500 Leuten herauszuholen, die in der Fabrik arbeiten", so Vasseur.
Alfa Romeo hat in etwa 250 Leute weniger in der Fabrik als die direkten Konkurrenten wie Williams oder Alpine. Bedeutet: Jeder Einzelne muss mehr als 100 Prozent bringen, um das aufzufangen. Mit Bottas als Antreiber, Motivator, Anführer.
Bottas-Einfluss ist entscheidend
"Er ist davon überzeugt, dass er ein Teil dieser Motivation sein muss", sagte Vasseur. "Es ist sehr schwierig, das in Rundenzeit zu messen, aber es ist entscheidend. Wir müssen reaktionsschneller und effizienter sein als die anderen Teams, weil wir kleiner sind. Für mich ist das ein Mehrwert von großer Bedeutung."
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nach sieben Rennen steht Bottas bei 40 Punkten, Zhou holte einen Zähler. Mit den 41 Punkten belegt Alfa Romeo Platz fünf, vor Teams wie Alpine, AlphaTauri oder Aston Martin und Williams. "Wenn wir unsere Arbeit als Team gut machen, kommen wir öfter ins Bild, wir ziehen neue Sponsoren an und wir bekommen mehr Budget, das uns bei der Entwicklung hilft", rechnet Vasseur vor: "Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Bottas ist in der Lage, diese Botschaft an die Leute in der Fabrik weiterzugeben."
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Im Schatten von Lewis Hamilton
Von all dem ist Vasseur nicht überrascht, er kennt Bottas seit 15 Jahren, arbeitete bereits vor der Formel 1 mit dem Finnen zusammen. Er weiß, dass manchmal ein paar Veränderungen reichen, um weiteres Potenzial aus einem Fahrer herauszukitzeln, auch mit Anfang 30 noch. Im Fall von Bottas war es auch der Schritt zur Seite, aus dem langen Schatten von Hamilton heraus. "Er stand immer im Schatten von Hamilton, und ich war davon überzeugt, dass er ein ganz anderer Typ sein würde, wenn er der Leader ist", so Vasseur.
Bottas ruht sich auf dem aktuell Erreichten aber nicht aus. "Es gibt immer noch Dinge, die besser werden müssen", sagte er. Die Rennstarts zum Beispiel, oder aber die Stabilität des Autos. Bottas weiß: "Es ist nicht das Limit für uns, da muss noch mehr kommen." Auch von ihm. Schließlich ist er inzwischen der Anführer.
Verwendete Quellen:
- Pressekonferenzen
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