- Sebastian Vettel holte im vierten Saisonrennen der Formel 1 in Imola seine ersten Punkte.
- In Imola war seine Zukunft bei Aston Martin und in der Königsklasse ein großes Thema.
- Er betonte: Viel wird von den kommenden Wochen abhängen.
Motorsport ist oft Kopfsache, die Psyche spielt eine entscheidende Rolle. Gerne reicht dann schon mal ein vergleichsweise unauffälliges Ereignis als Knotenlöser, als Wendepunkt. Der achte Platz von
Doch das arg gebeutelte Aston-Martin-Team – bis Imola als einziger Rennstall komplett ohne Punkte – und Vettel nutzten schwierige Bedingungen maximal aus. Vettel hatte im Nassen mit einer starken Leistung die Grundlage für die Fahrt in die Punkte gelegt, die das Team mit einem frühen Wechsel auf Slicks abrundete. "Wir haben in Sachen Strategie alles richtig gemacht, wir hatten keine Fehler, ich bin mit meiner Leistung richtig zufrieden", sagte Vettel. Und schob, um die Qualität seines Auftritts zu unterstreichen, nach: "Ich hatte Siege, bei denen bin ich schlechter gefahren als heute."
Es ist länger her, dass der Heppenheimer bei Aston Martin Grund zum Jubeln hatte. Und es ist noch länger her, dass er nach einem achten Platz so euphorisch war wie jetzt in Imola. Denn er weiß, was dieser "Sieg" bedeutet, vor allem für die Mannschaft. "Du arbeitest dir den Hintern ab und wenn du ein gutes Paket hast, ist es einfach, gute Ergebnisse einzufahren", so Vettel. Aber wie viel Arbeit hinten im Feld investiert werde, das habe er über viele Jahre nicht wertgeschätzt, gibt er zu, schließlich sei er nicht betroffen gewesen.
Vettel: "Freue mich für die Mannschaft"
Seine Erkenntnis: "Es ist schwieriger, weil du nach einem Rennen keinen Keks als Belohnung bekommst. Versuch mal, deinen Hund zum Hüpfen zu bringen, ohne ihm einen Keks hinzuhalten, den er danach kriegt", scherzte der viermalige Weltmeister. Daher sei das Ergebnis gut für das Team: "Ich freue mich für die Mannschaft", so Vettel.
Das Erfolgserlebnis kommt zu einem Zeitpunkt, als Vettel ausführlich über seine Zukunft philosophierte. In Imola gab er einen Einblick in sein Seelenleben, in die schwierige Situation, als viermaliger Weltmeister im Moment chancenlos und somit auch ein Stück weit machtlos zu sein. Seine Zukunft bei Aston Martin wird seit Wochen infrage gestellt, dazu auch seine generelle Motivation für die Formel 1. Bei gesellschaftlichen Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder Politik glänzt Vettel seit längerer Zeit mit Engagement und einer klaren Haltung. Auf der Rennstrecke ist der Lack hingegen schon länger ab.
Es schmeckt anders
"Ich kann auf erstaunliche 15 Jahre oder so zurückblicken. Ich war dazu in der Lage, Weltmeisterschaften zu gewinnen, stand oft auf dem Podium. Das war toll", sagte er, machte aber auch kein Geheimnis daraus, dass die jetzige Situation "ein bisschen anders schmeckt. Du musst dich anders motivieren. Aber ich habe schon noch das Verlangen, diesen Geschmack des Siegens wieder zu erleben", so Vettel.
Trotzdem weiß er nicht, wie es weitergeht. "Es ist kein Geheimnis, dass es natürlich auch davon abhängen wird, wie dieses Jahr läuft, und dann sehen wir weiter", sagte Vettel. Körperlich, so betont er, habe er noch viele Jahre vor sich. Doch darum geht es nicht primär. "Das ist letztendlich das Ziel: Zu gewinnen und um Podiumsplätze und Siege zu kämpfen, wovon wir im Moment noch weit entfernt sind." Wie schnell Aston Martin dazu in der Lage ist – unklar.
Die kleinen Dinge motivieren
Deshalb sind es andere, sind es die kleinen Dinge, die motivieren müssen. Imola zum Beispiel. Oder die Tatsache, dass das Team wächst. "Viele Dinge, die vielversprechend aussehen", wie Vettel es nennt. Und darum gehe es, so der Heppenheimer: "Wie vielversprechend sieht die Zukunft aus?" Deshalb werden die nächsten Monate "ganz wichtig", so Vettel, "um die Richtung für den Rest des Jahres zu definieren. Es wäre falsch, die Saison abzuschreiben. In ein paar Monaten wissen wir genauer, wo wir stehen."
Dann wird auch Vettel wissen, wo er steht, ob er noch einmal einen neuen Vertrag unterschreibt, denn der aktuelle bei Aston Martin läuft nach dieser Saison aus. "Er ist kein Fahrer, der um Platz 18 kämpfen will", sagte Aston Martins Teamchef Mike Krack. Er stärkt Vettel den Rücken.
"Dann wärst du dumm"
Wenn ein Rennstall einen Fahrer wie Vettel habe und ihm ein Auto geben könne, das ihn motiviere, "dann wärst du dumm, wenn du nicht versuchst, ihn zu halten", betonte er. Krack weiß aber auch: "Es liegt an uns, ihm die Werkzeuge anzubieten, die er braucht, um zu performen." Damit Momente wie in Imola keine Ausnahme bleiben. Denn Motorsport ist oft Kopfsache.
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