Nachdem in Mexikos Amateurliga ein Spieler den Schiedsrichter mit einem Kopfstoß getötet hat, wird auch in Deutschland wieder über die Gefahren diskutiert, denen Unparteiische vor allem in den unteren Ligen ausgesetzt sind. Der stellvertretende Geschäftsführer des Hamburger Fußballverbandes, Carsten Byernetzki, erklärt, wie Schiedsrichtern beigebracht wird, mit Gefahrensituationen umzugehen.
Sind Schiedsrichter gerade in den unteren Ligen einer größeren Gefahr ausgesetzt als früher?
Carsten Byernetzki: Nein, sind sie nicht. In Deutschland gibt es ein auffälligeres und aggressiveres Verhalten und auch vermehrt Beleidigungen. Gewalttaten gegen Schiedsrichter dagegen haben nicht zugenommen.
Wie wird in der Schiedsrichterausbildung auf dieses Aggressionspotential vorbereitet?
Es gibt Schulungsmodule, in denen gelehrt wird, präventiv einzugreifen und aufkommende Aggressionen vorzeitig und rechtzeitig zu erkennen. Auch wird geschult, wie man reagiert, wenn es tatsächlich zu Eskalationen kommt.
Wie genau läuft das ab?
Bei den Schulungen werden Fallbeispiele durchgegangen und die Schiedsrichter werden soweit es geht in der Theorie darauf vorbereitet, wie sie damit umzugehen haben.
Kommt die Aggression denn hauptsächlich von den Spielern selbst?
Die Aggression kann aus allen möglichen Ecken kommen, durch Zuschauer, aber auch durch Spieler untereinander.
Gibt es spürbare Auswirkungen dieser Aggression auf die Schiedsrichterzahlen? Ist die Aufgabe heute unbeliebter als früher?
Schiedsrichterei ist in den überwiegenden Teilen kein Beruf, sondern ein ehrenamtliches Hobby. Von den über 70.000 Schiedsrichtern in Deutschland verdienen ungefähr 70 Geld durch diese Tätigkeit. Der überwiegende Teil fährt für einen geringen Spesensatz zu den Spielen. Vor allem in Flächenstaaten gibt es durchaus Probleme mit dem Nachwuchs. Dafür gibt es viele Ursachen. Die Gewalt gegen Schiedsrichter ist da nicht unbedingt alleinige Ursache. In Stadtstaaten wie in Hamburg ist diese Entwicklung noch nicht so dramatisch.
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