Im bayerischen Fußball ist eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Drittligist Türkgücü München und Regionalligist FC Schweinfurt 05 entbrannt. Die Austragung des DFB-Pokals wurde von dem Zwist bereits in Mitleidenschaft gezogen. Beide Clubs schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

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Türkgücü hatte kürzlich gegen die Austragung der DFB-Pokalpartie zwischen Schweinfurt und dem FC Schalke 04 geklagt, weshalb das Spiel vorerst verschoben wurde. Türkgücü-Präsident Hasan Kivran warf den Schweinfurtern Wortbruch vor und sah sich deshalb gezwungen, gerichtlich gegen die Austragung vorzugehen. Damit wurde aus einem rein bayerischen Zwist eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung.

Worum geht es? Die Saison der Regionalliga Bayern konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht rechtzeitig zu Ende gespielt werden und wird bis 2021 fortgesetzt. Zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand sich Türkgücü auf Rang eins gefolgt von Schweinfurt. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) schlug deshalb vor, Türkgücü als Aufsteiger für die 3. Liga zu melden und Schweinfurt dafür das Startrecht im DFB-Pokal zu erteilen.

Kivran bestätigte, dass er diesem Kompromiss Ende Juli bei einem Treffen mit BFV-Präsident Rainer Koch zugestimmt habe. Doch wenig später war die Einigung bereits hinfällig. Türkgücü behauptet, dass Schweinfurt gegen die Lizenzerteilung von Türkgücü und damit den Aufstieg der Münchener gerichtlich vorgegangen sei. Laut Kivran sei der Verein am 28. August "vom DFB darüber in Kenntnis gesetzt" worden.

Schweinfurt bestreitet Anschuldigung

Diese Behauptung wurde dann Teil der Klage Türkgücüs, die in einer einstweiligen Verfügung und letztlich in der Absage des DFB-Pokalspiels mündete. Schweinfurt jedoch bestreitet die Vorwürfe.

"Anders als von Türkgücü immer wieder und bis heute behauptet, haben wir nie eine Klage eingereicht, weder bei der DFB-Sportgerichtsbarkeit, noch bei einem ordentlichen Gericht", sagt Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf in einer Mitteilung des Vereins.

Türkgücü hingegen sieht sich selbst als rechtmäßiger Teilnehmer am DFB-Pokal. Denn neben dem bayerischen Pokalsieger (TSV 1860 München) vertritt zudem der Teilnehmer der Regionalliga Bayern den BFV im Pokal.

Koch sieht Schuld bei Türkgücü

BFV-Präsident Koch widerspricht allerdings dem Standpunkt von Türkgücü. Die Saison der Regionalliga wurde nie beendet, sondern nur unterbrochen. Allerdings musste es einen Aufsteiger für die 3. Liga geben, die im Gegensatz zur Regionalliga Bayern am kommenden Wochenende mit einer neuen Saison startet.

Türkgücü wurde deshalb aus der aktuellen Wertung der Regionalliga genommen und als Aufsteiger gemeldet, während Schweinfurt damit auf Platz eins vorrückte und am DFB-Pokal teilnehmen sollte. So sei es laut Koch mit den Vereinen abgesprochen gewesen.

Zwar habe auch Schweinfurt den Aufstieg von Türkgücü kritisiert und damit die Münchener provoziert, aber "dennoch haben sie sich bis zum Ende an die Vereinbarung gehalten und nicht geklagt", sagte Koch in "Blickpunkt Sport" im Bayerischen Rundfunk.

Dies sei bereits kurz nach der Abmachung der drei Parteien geschehen. Im Anschluss an die Auslosung der Erstrundenbegegnung gegen Schalke sagte Türkgücüs Sportlicher Leiter Roman Plesche: "Ganz abgesehen vom sportlichen Reiz und der Aussicht, zum allerersten Mal an diesem Wettbewerb teilnehmen zu können, haben wir kein Geld zu verschenken."

Wie könnte die Angelegenheit enden?

Der Ausgang der Posse ist noch ungewiss. Sollte ein Gericht dem BFV recht geben und Schweinfurt die Teilnahme am DFB-Pokal ermöglichen, möchte Türkgücü auf Schadenersatz klagen. Neben der Erstrundenprämie von 137.000 Euro geht es dabei auch um Werbung für den Verein, die durch eine Spielübertragung im landesweiten Fernsehen ermöglicht wird.

Türkgücü könnte am Ende auch als juristischer Sieger aus der Sache hervorgehen, wenn ein Gericht anerkennt, dass die Münchener das Startrecht für den DFB-Pokal haben. Welche Relevanz die Abmachung zwischen BFV, Türkgücü und Schweinfurt aus dem Juli besitzt, bleibt noch ungewiss.

Das Fazit fällt jedoch für alle Involvierten negativ aus. Der Bayerische Fußball-Verband wirkt alles andere als kompetent. Das Ansehen von Türkgücü nimmt erheblichen Schaden. Und Schweinfurt muss weiter um die Pokalpartie gegen das große Schalke 04 zittern.

Eine Fußball-Posse mit vielen Verlierern.

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