Heute (30. Oktober) vor 60 Jahren wird Herbert Widmayer als erster Trainer der Bundesliga entlassen. Sein Team reagierte entsetzt. Später wird Widmayer als Assistent von Helmut Schön Europa- und Weltmeister.

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Dass Herbert Widmayer als erster Trainer in der Bundesliga entlassen wurde, gehört schon zu den großen Besonderheiten in der Geschichte des deutschen Fußball-Oberhauses. Am Montag (30. Oktober) jährt sich zum 60. Mal der Jahrestag der vorzeitigen Trennung vom Coach des 1. FC Nürnberg, der zuvor mit dem Club deutscher Meister (1961) und DFB-Pokalsieger (1962) geworden war.

Ausgerechnet der einstige Schützling von Weltmeister-Coach Sepp Herberger im 1947 ins Leben gerufenen ersten Trainerlehrgang - im Übrigen zusammen mit Hennes Weisweiler - wurde als erster Fußballlehrer in der neu gegründeten Bundesliga geschasst. Ausschlaggebend war ein 0:5 gegen den 1. FC Kaiserslautern am neunten Spieltag gewesen.

Widmayer sprach von "südamerikanischen Maßstäben"

Daraufhin wurde Widmayer von den Club-Anhängern angefeindet und übel beschimpft. Es folgte ein regelrechter Spießrutenlauf. Widmayer reagierte sarkastisch: "Unser Beruf gleicht sich südamerikanischen Maßstäben an - es fehlt nur noch, dass man nach einer Niederlage erschossen wird."

Der Verein gab schließlich der Anti-Stimmung nach und trennte sich vom Coach. Die Mannschaft war alles andere als begeistert. "Nach drei Jahren der Erfolge schickt man einen Mann so nicht weg", schimpft 1954er-Weltmeister Max Morlock, dessen Mitspieler Heinz Strehl wetterte: "Was hier geschehen ist, ist eine riesige Sauerei."

Widmayers Qualitäten wurden allerdings im Deutschen Fußball-Bund (DFB) sehr geschätzt. Er wird in den Verband geholt, assistierte dem damaligen Bundestrainer Helmut Schön beim EM-Titelgewinn 1972 und beim WM-Triumph 1974. 1998 verstarb Widmayer, der als erster Bundesliga-Trainer vorzeitig gehen musste, im Alter von 84 Jahren. (sid/ska)  © SID

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