Am Wochenende platzierten BVB-Fans auf der Westtribüne gut sichtbar ein Plakat mit der Aufschrift "Gemeinsam gegen Homophobie". Doch die Initiatoren beklagen im Nachhinein, dass es wegen der Plakate sogar zu körperlichen Auseinandersetzungen im Stadion kam.

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Dass Felix Nmecha in diesem Sommer zu Borussia Dortmund wechselte, gefiel nicht allen BVB-Fans. Der deutsche Nationalspieler hatte in seiner Zeit beim VfL Wolfsburg mehrfach für Aufsehen gesorgt, als er auf Instagram umstrittene Inhalte geteilt hatte.

"Die Verpflichtung von Felix Nmecha hat zu kontroversen Diskussionen geführt, da er Inhalte geteilt hatte, die durchaus als homophob oder queerfeindlich interpretiert werden können. Auch ich hatte deshalb zunächst große Bedenken, ob er die Werte unserer Borussia teilt", twitterte dementsprechend BVB-Präsident Reinhold Lunow nach der Bekanntgabe des Transfers. Im direkten Gespräch mit Nmecha habe der aber glaubwürdig versichert, dass er "die Werte unseres Grundwertekodex" teile, so Lunow weiter.

Beim 1:0-Sieg des BVB am ersten Spieltag gegen den 1. FC Köln wurde der 22-Jährige erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Schon vor dem Spiel war auf der Westtribüne ein großes Banner zu sehen, auf dem neben Regenbogenfarben die Botschaft "Gemeinsam gegen Homophobie" stand.

Initiator der Aktion war die Fanvereinigung "Ballspiel.vereint", die sich in der Dortmunder Fanszene gegen Diskriminierung einsetzt. Das Spruchband war bereits zuvor bei Aktionsspieltagen gegen Homophobie im Stadion zu sehen gewesen.

Anti-Homophobie-Spruchband wurde heruntergerissen

Wie die Faninitiative in einer Stellungnahme am Dienstag erklärte, waren aber nicht alle BVB-Fans damit einverstanden, dass ein solches Banner im Stadion hing. So soll es laut "Ballspiel.vereint" zu einem Versuch gekommen sein, die Aktion zu stören.

"Nachdem das Banner nach Öffnung der Stadiontore eine Weile hing, wurde es durch einige Personen teilweise heruntergerissen und beschädigt. Der Ordnungsdienst verhinderte dabei Schlimmeres", erklärte die Faninitiative in der Stellungnahme. Die Schäden am Spruchband habe man aber schnell beheben und es wieder aufhängen können.

Nach der Halbzeit waren dann an mehreren Stellen der Südtribüne kleinere Spruchbänder zu sehen, auf denen die Fans auf den Grundwertekodex in der Satzung des BVB aufmerksam machten und die Frage stellten, ob der Erfolg dem Verein wichtiger sei als die eigenen Werte.

Konflikte unter Anhängern eskalieren: "Kaum in Worte zu fassen"

Auch dort sollen Konflikte unter Anhängern eskaliert sein. "Was sich dabei dann abspielte, ist noch immer kaum in Worte zu fassen: Der Hass bei einigen sitzt offensichtlich so tief, dass diese sich dazu berufen fühlten, Banner zu zerstören und sogar handgreiflich zu werden", berichtet die Faninitiative über die Auseinandersetzungen. "Uns liegen Berichte vor, dass Menschen, die sich solidarisch mit der Aktion zeigen wollten, massiv angegangen wurden. Verbal und körperlich."

Die Faninitiative appellierte in ihrer Stellungnahme an den Verein und andere Fans, sich solidarisch zu zeigen und Betroffene ernst zu nehmen. Zudem hoffen sie auf weitere Konsequenzen für die Täter. (jum)

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