Erklärungen suchen, Erklärungen finden: alles nicht so einfach bei Borussia Dortmund in diesen Tagen. Der missglückte Saisonstart mit drei schwachen Spielen in der Liga und nur fünf von möglichen neun Punkten auf dem Konto hat den Klub aufgewühlt, schon früh in der Saison zeichnet sich eine erste kleine Krise ab.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Das verstörende 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim hat die Verantwortlichen ratlos zurückgelassen. Trainer Edin Terzic, Sportchef Sebastian Kehl, Klubchef Hans-Joachim Watzke, die Spieler: Kaum einer hatte eine Antwort oder zumindest den Ansatz einer Erklärung für diesen neuerlichen Tiefschlag.

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Wobei: Zumindest ein Indiz sollte den Granden bei der Borussia eigentlich längst bekannt sein. Und das ist Dortmunds fast schon unheimliche Schwäche in Spielen gegen Aufsteiger.

Watzke und die halbe Wahrheit

Hans-Joachim Watzke wird nie müde zu betonen, wie groß der finanzielle Vorsprung des FC Bayern mittlerweile auf den BVB sei und damit auch die Möglichkeiten auf dem Transfermarkt ganz andere. Die Bayern kaufen Harry Kane für über 100 Millionen Euro, der BVB zieht auf den letzten Drücker mit Niclas Füllkrug für kolportierte 15 Millionen Euro nach.

Bei allem gebotenen Respekt vor Füllkrug, immerhin auch deutscher Nationalspieler und zuletzt Torschützenkönig der Bundesliga, ist das eine andere Hausnummer. Und ganz bestimmt hat Watzke damit einen Punkt, der sich weder leugnen noch in naher Zukunft ändern lässt.

Allerdings, und das ist nun das ganz eigene Problem von Borussia Dortmund: In den Spielen gegen die vermeintlich kleinen Mannschaften hat sich in den letzten Jahren auch die Meisterschaft zugunsten der Bayern entschieden – weil der BVB da schlampt. Am besten dokumentiert ist dies in den Spielen gegen die Neulinge in der Liga.

Massive Probleme gegen Aufsteiger

Seit dem Double unter Trainer Jürgen Klopp in der Saison 2011/12 hat Borussia Dortmund in 49 Spielen gegen unterschiedliche Aufsteiger um Punkte gekämpft. Gewonnen hat der BVB von diesen 49 Partien lediglich 29.

Die Liste der Verfehlungen ist lang: Gegen Fortuna Düsseldorf, Hertha BSC, den SC Paderborn, gegen Köln, Darmstadt, Leipzig, Hannover, Stuttgart, Nürnberg, Union Berlin, Bochum, Werder, Schalke und nun auch gegen Heidenheim haben unterschiedlichste Dortmunder Mannschaften Punkte liegen lassen.

Abgesehen von den bestens alimentierten Leipzigern waren oder sind das durch die Bank Klubs, die über deutlich weniger finanzielle Mittel, über deutlich schlechter ausgestattete Kader verfügten oder verfügen als die Borussia. Und trotzdem schafft Dortmund es kaum einmal, in einer Saison beide Spiele gegen Aufsteiger zu gewinnen.

Die Ausnahmen sind rar gesät: Gegen Ingolstadt – da allerdings im Heimspiel auch unter gütigster Mithilfe des Schiedsrichtergespanns – gegen Freiburg und Arminia Bielefeld hielt sich der BVB schadlos. Und Greuther Fürth ist sogar so etwas wie der Lieblings-Aufsteiger aus Dortmunder Sicht: Alle vier Partien hat die Borussia bisher gewonnen. Nur leider spielt Fürth derzeit nur in der zweiten Liga.

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Dortmunds unliebsame Tradition

Mit dem Remis gegen Heidenheim führt sich diese unliebsame Tradition nun also fort und auch die elfte Saison in Folge wird es Borussia Dortmund nicht schaffen, aus vier – oder sechs – Spielen gegen Aufsteiger die volle Punktzahl einzufahren. Das ist dann wohl doch eher ein strukturelles Problem, die Debatten um die Einstellung, Mentalität, Haltung kursieren ja schon ähnlich lange.

Auf die nächste Chance auf zumindest ein wenig Wiedergutmachung muss die Borussia nun eine ganze Weile warten: Am letzten Spieltag der Hinrunde reist der BVB nach Darmstadt. Das wird dann aber erst im neuen Kalenderjahr sein.

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