Borussia Dortmund unterfüttert die guten Ergebnisse immer mehr auch mit guten Leistungen. Ein positiver Trend ist erkennbar, die Gründe dafür aber ganz unterschiedlich.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Stefan Rommel sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Vielleicht hatte der Abend des 1. September ja etwas Heilsames, auch wenn die Gemütslage damals noch eine ganz andere war. Mit wütenden Pfiffen wurde die Mannschaft von Borussia Dortmund aus dem Signal Iduna Park verabschiedet, das 2:2 gegen Aufsteiger Heidenheim und besonders die Darbietung der Mannschaft in der zweiten Halbzeit glich einem Offenbarungseid. Mit diesen schlechten Erinnerungen und jeder Menge Probleme ging die Mannschaft in die darauffolgende Länderspielpause.

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Nun steht erneut eine Unterbrechung der Bundesliga-Saison an, 15 Dortmunder Spieler werden dann unterwegs sein. Nur dürfte die Stimmung in diesen Tagen eine ganz andere sein als noch vor ein paar Wochen. Alle vier Spiele in der Liga hat die Borussia seitdem gewonnen, sich aus dem Mittelfeld in die Spitzengruppe gearbeitet.

In kleinen und großen Schritten kommt der BVB immer besser in Fahrt, die Gründe für die Leistungssteigerung in fast allen Bereichen sind vielfältig.

Mehr Spielfluss und Widerstandskraft

"Wir haben uns in den vergangenen Wochen Stück für Stück spielerisch weiterentwickelt", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Sieg über Union Berlin am Samstag. Wobei die Fortschritte tatsächlich erst in den letzten beiden Spielen auch mal über einen längeren Zeitraum zu erkennen waren.

Bei den auch durch etwas Spielglück begünstigten Siegen in Freiburg, gegen Wolfsburg und in Hoffenheim waren es jeweils gute Phasen, die den BVB ans Ziel brachten. Und auch gegen widerspenstige Berliner benötigte die Mannschaft eine Halbzeit lang Anlaufzeit. Aber: Die zweiten 45 Minuten waren von der ersten bis zur letzten Sekunde überzeugend in allen Bereichen.

Der BVB zeigte sich stark verbessert im geordneten Angriffsspiel, im Positionsspiel, beim offensiven Umschalten und auch in der Defensive robust und wehrhaft. Das in Unterzahl gewonnene Spiel in Hoffenheim war ein erstes Indiz dafür, die zweite Halbzeit gegen Union setzt nun die Messlatte für die kommenden Aufgaben. Die Basis für weitere Verbesserungen ist jedenfalls gelegt.

"In der zweiten Halbzeit haben wir das großartig gemacht. Ich bin ja einer, der viel kritisiert, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Aber das war gut", sagte Abwehrchef Mats Hummels bei Sky. "Und wenn die Fans sehen, dass wir wollen und kämpfen, dann gibt es hier einen unfassbaren Energieaustausch. Daraus wurde eine hervorragende Halbzeit."

Leistungssteigerungen einzelner Spieler

Mats Hummels geht wie eigentlich immer voran, der Routinier hat mit seinen Leistungen zuletzt nicht nur seinen Trainer Edin Terzic überzeugt, sondern auch den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann. Nico Schlotterbeck nähert sich wieder seiner Spitzenform, hatte in den letzten Spielen wieder diese speziellen "Schlotterbeck-Momente" mit einer Rettung auf der Linie und einem Tor.

Marco Reus hat sich nach seinem zwischenzeitlichen Reservisten-Dasein in die Mannschaft gespielt, Niclas Füllkrug den Platz im Sturmzentrum erobert. Damit steht eine Achse auf dem Platz, die dank der individuellen Fähigkeiten eines jeden Einzelnen den Unterschied machen und an der sich der Rest der Mannschaft orientieren und aufrichten kann.

Der Faktor Fitness

Auch wenn die Verantwortlichen immer wieder betont hatten, wie gut das Trainingslager in den USA verlaufen sei: Die Rahmenbedingungen mit den vielen Reisen und eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten plus der fehlenden Ruhe zwischen den Einheiten für die Spieler konnten schlicht nicht so optimal sein wie im Trainingslager in Bad Ragaz, das der BVB in den Jahren davor für sich genutzt hatte.

Zusammen mit den Verletzungssorgen des Spätsommers schlich sich die Vermutung ein, dass nicht alle Spieler körperlich und mental auf dem Level waren, das es für Spitzenleistungen in der Bundesliga braucht. Nun aber zahlen sich die Einheiten mehr und mehr aus, scheint die Mannschaft als Ganzes und immer mehr Spieler auch in den Beinen und in den Köpfen einen Tick schneller, spritziger.

Die Maßnahmen des Trainerteams

Auch Edin Terzic bekam nach dem Heidenheim-Spiel Gegenwind, musste in den Tagen danach einiges aushalten. Terzic und sein Trainerteam gingen die Aufgaben damals wegen der Länderspielabstellungen mit einer Rumpftruppe an, legten aber offenbar den Grundstein und waren sich in den letzten Wochen auch nicht zu schade, einige unpopuläre Maßnahmen zu treffen.

Niklas Süle musste auf die Bank und hat sich seitdem auch nicht mehr in der ersten Elf beweisen können. Ähnlich erging es Sebastien Haller, dessen Formkrise ein veritables Problem bedeutete und eine Reaktion von Terzic förmlich provozierte. Der wankelmütige Karim Adeyemi kommt derzeit nicht über den Status des Ergänzungsspielers hinaus, selbst Kapitän Emre Can setzte Terzic zeitweise auf die Bank.

Dem Trainer kommt die entspannte Personallage sehr entgegen, er kann fast aus dem Vollen schöpfen und nutzt diesen seltenen Luxus derzeit auch aus. Und: Der Trainer hat auch gar kein Problem damit, eigene inhaltliche Dinge bei Bedarf zu korrigieren.

Teilweise gravierende taktische Umstellungen fruchteten sofort und gaben Spielen eine entscheidende Wendung. Wie am letzten Samstag gegen Union, als Terzic auf eine Dreierkette umstellte und den Gegner auch deshalb fortan im Griff wusste. Gegen Heidenheim war es noch eine recht simple Anpassung von Frank Schmidt, die den BVB fast völlig aus dem Konzept brachte. Nun kann die Borussia den Spieß auch mal umdrehen.

Verwendete Quellen:

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