Die Chancen auf einen Startplatz bei der EM schwinden für Gregor Kobel. Der Schweizer Torhüter muss bereits frühzeitig von der Nationalmannschaft abreisen.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Man hätte schon am Montag stutzig werden können, als der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin plötzlich einen vierten Torhüter für das Trainingslager der Nati in La Manga nachnominiert hatte. Eine Vorsichtsmaßnahme nannte der Schweizer Fußballverband die Entscheidung, den Berner Keeper David von Ballmoos nach Spanien zu zitieren.

Kobel verpasste das Ligaspiel am Sonntag

Die Nummer eins der Young Boys war für den Fall der Fälle eingeplant und könnte nun tatsächlich zu seinem Debüt in der Nationalmannschaft kommen in den beiden Testspielen gegen Dänemark und Irland – weil mit Gregor Kobel einer aus dem ursprünglich nominierten Trio schon wieder abreisen musste.

Borussia Dortmunds Nummer eins war schon vor dem Abflug nach Spanien ein Wackelkandidat, hatte er doch erst am Sonntag das Bundesligaspiel gegen Frankfurt verpasst. Aber die Schweizer Verantwortlichen wollten es versuchen mit Kobel und den 26-Jährigen im Umfeld seiner Mannschaft haben. Auch auf die Gefahr hin, dass Kobel die Mission vorzeitig wird abbrechen müssen.

Dortmund dürfte sich über die Kobel-Rückkehr freuen

Statt sich in den beiden Tests weiter zu profilieren, als Kronprinz der Eidgenossen den Druck auf den ewigen Yann Sommer etwas zu erhöhen und endlich wieder ein Spiel gegen einen Gegner auf Augenhöhe zu absolvieren, bleibt Kobels letztes Länderspiel nun bis kurz vor dem Start der EM im Sommer jenes gegen das drittklassige Andorra vom vergangenen Juni. Und eine Wachablösung im Schweizer Tor ist ziemlich sicher bis nach dem Turnier vertagt.

Kobels persönliches Pech dürfte die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund aber gar nicht so traurig machen. Mit der unverhofft schnellen Rückkehr am Mittwoch hat der BVB seine Nummer eins wieder bei sich und kann sich mit seinen Ärzten und Physiotherapeuten um eine baldige Genesung kümmern. Und die Gefahr, dass sich Kobel in einem Testspiel womöglich noch schwerer verletzt, ist auch gebannt. Denn mit kleineren und größeren Verletzungen und auch Ausfallzeiten kennt sich der Torhüter mittlerweile nur zu gut aus.

Kobel verpasste die Hälfte aller Spiele im Jahr 2024

Kobel hat nach etwas mehr als zweieinhalb Saisons bei der Borussia schon 130 Tage verpasst, Tendenz steigend.

Immer wieder machen dem Spieler muskuläre Probleme zu schaffen, auch am Rücken oder in der Leiste hat es schon gezwickt. In der Regel handelt es sich dabei um kleinere Blessuren, in Summe aber rechnen sich Kobels Ausfallzeiten immer weiter auf – während der dringend benötigte Spielrhythmus sich zuletzt gar nicht mehr einstellen wollte.

Die Hälfte aller Pflichtspiele hat Kobel in diesem Kalenderjahr schon verpasst, sechs von zwölf bisher. In der Hinserie stand er noch in jedem Spiel stets in der Startformation und spielte bis auf die Partie in Frankfurt, wo er angeschlagen ausgewechselt werden musste, auch durch.

Nun aber die plötzlichen Probleme und die Sorge, dass sich dieses Auf und Ab – jedes Comeback wurde relativ schnell wieder von einem Rückschlag unterbrochen – auch in den kommenden Wochen fortsetzen könnte – mitten in der entscheidenden Phase der Saison.

Coach Terzic will Kobels Problemen "auf den Grund" gehen

"Wir gehen dem Ganzen auf den Grund und sind im engen Austausch mit ihm und der medizinischen Abteilung", sagte Cheftrainer Edin Terzic neulich laut "kicker". "Wir wollen aus der Vergangenheit lernen: Wenn wir das Gefühl haben, dass er nicht bei einhundert Prozent ist, bringt es nichts, ein großes Risiko einzugehen."

So in etwa dürfte sich das dann vor dem Spiel gegen Frankfurt am vergangenen Sonntag dargestellt haben, als Kobel doch etwas überraschend nicht auf dem Spielberichtsbogen stand.

Nach einer offen geführten Konversation sei man zu dem Schluss gekommen, "lieber auf die 90 Minuten vorsorglich zu verzichten, als dass wir ihn in den kommenden Wochen ersetzen müssen", wie Terzic nach dem Spiel laut Sport1 erzählte.

Lesen Sie auch

Immerhin: Dass nun offenbar auch der Austausch zwischen dem BVB und dem Schweizer Verband so reibungs- und geräuschlos verlief und dem Spieler die schnelle Rückkehr nach Dortmund ermöglicht wurde, kann der Borussia nur Recht sein. Damit sind wenigstens die Voraussetzungen geschaffen, den Spieler wieder spielfit zu bekommen für die anstehenden Aufgaben.

Den beständigsten und notenbesten Spieler in dieser Saison wird der BVB bei den Topspielen im April dringend brauchen. Und Gregor Kobel die Chance, sich vor dem großen Turnier des Sommers nachhaltig zu empfehlen. Das geht allerdings nur auf dem Platz – und nicht im Krankenstand.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.