• Niklas Süle wurde zum Sündenbock für die Dortmunder Niederlage gegen Werder erklärt.
  • Tatsächlich kam dem Neuzugang eine Teilschuld bei den Gegentoren zu.
  • Die Debatten um seinen Fitnesszustand greifen bei der Kritik aber zu kurz.

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Es hat nicht besonders lange gedauert, dass sich die ersten Experten in dieser Saison an Niklas Süle abarbeiten. Ex-Bundesliga-Trainer Friedhelm Funkel knöpfte sich den Dortmunder Verteidiger nach dem 2:3 gegen Werder Bremen vor, monierte dessen Fehler vor dem entscheidenden dritten Bremer Tor. "Den Pass, der vor dem 3:2 gespielt wird, muss Süle einfach ablaufen. Den muss er mit dem rechten oder linken Fuß abfangen", befand Funkel bei "Sky90".

Auch Stefan Effenberg kritisierte Süles Abwehrverhalten in der Szene. "Ich bin der Meinung, dass Süle als linker Innenverteidiger den Ball sehr wohl blocken kann, wenn er im richtigen Tempo hingeht", erklärte er im "Sport1-Doppelpass". Und selbst Augsburg-Boss Stefan Reuter ließ sich auf eine Einordnung ein: "Die Mentalitätsfrage würde ich noch nicht stellen, aber für mich sah es aus, als hätte Süle noch nicht die optimale Verfassung."

Kritik an Süles Fitness ist nicht neu

Der Vorwurf ist nicht neu, er begleitet den Nationalspieler nun schon einige Jahre. Immer wieder wurde und wird Süle mangelnde Fitness vorgeworfen, sein Körpergewicht ist ein Dauerthema. "Irgendein Schwätzer hat das gestreut - und die Leute übernehmen das. Da wird dann zwei Monate lang drüber gesprochen und die Leute lachen. Es stimmt aber nicht!", wehrte sich Süle in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" schon im letzten Jahr.

Bei den Bayern fehlte ihm in diesen Momenten die Rückendeckung der Bosse, stattdessen fielen ihm einige der Verantwortlichen in München sogar selbst noch in den Rücken. Er müsse sich nicht alles ankreiden lassen, sagte Süle schon damals. Nun scheint es nach seinem ersten Kurzeinsatz für den BVB schon wieder so, dass sich die Kritik vor allen Dingen gegen ihn richtet.

Tatsächlich wirkte Süles Antritt beim tiefen Pass von Mitchell Weiser auf den einlaufenden Oliver Burke nicht eben leichtfüßig. Allerdings waren dabei weniger die Beine das Problem, sondern der Kopf. Süle hatte schlicht keine besonders gute Wahrnehmung für die Spielsituation und die Gefahr, die in seinem Rücken lauerte.

Burke ist einer der schnellsten Spieler der Liga, der im Antritt sogar den besser postierten Marius Wolf einfach stehen ließ und Süle dann im Rücken entwischte. Der hatte zum Zeitpunkt des Abspiels gar keine Chance mehr, noch irgendwie in die Situation einzugreifen.

Gruppentaktische Fehler führten zum Ausgleich

Auch beim Ausgleich soll Süle insofern beteiligt gewesen sein, als er Torschütze Niklas Schmidt nicht am Kopfball hindern konnte. Allerdings hatte sich Süle in dieser Szene um Niklas Füllkrug zu kümmern. Werders in den Strafraum nachrückende Achter waren schon in einigen Szene davor ein Problem für den BVB gewesen, immer wieder sorgte das für Zuordnungsprobleme. In der Szene schauten dann alle vier Dortmunder Verteidiger, die klar in Überzahl waren gegen nur zwei Bremer, nur zum Ball und übersahen Schmidt, der mit der zweiten Welle in den Strafraum eindrang.

Es waren also eher strukturelle und gruppentaktische Fehler, die zum Ausgleich führten. Und nicht Niklas Süles angeblich fehlende Fitness.

Beim Spiel gegen die Hertha am Wochenende darf man auf die Reaktion der gesamten Dortmunder Mannschaft gespannt sein. Und auch Niklas Süle könnte dann schon in seinem ersten Spiel von Beginn an unter besonderer Beobachtung stehen: Mats Hummels musste gegen Bremen angeschlagen raus, sein Einsatz ist noch fraglich. Niklas Süle wäre die logische Alternative.

Verwendete Quellen:

  • Spox.com: Niklas Süle: Viel Kritik nach erstem Bundesliga-Auftritt für den BVB
  • Sueddeutsche.de: "Ich muss mir nicht alles ankreiden lassen"
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