Gregor Kobel hat sich bei Borussia Dortmund zum Führungsspieler entwickelt, jetzt winkt sogar das Kapitänsamt. Der Schweizer bringt dafür nicht nur das richtige "Mindset" mit.

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Die Beine waren müde, die Nacht sehr kurz. Die Anreise nach San Diego, wo Borussia Dortmund die erste von drei Stationen bei seinem USA-Trip bezieht, und der resultierende Jetlag haben ebenso Spuren hinterlassen wie eine erste, sehr intensive Trainingseinheit.

Trotzdem zeigte sich Gregor Kobel einer ersten Medienrunde wie immer aufgeräumt und hellwach. "Ich bin fit, auch wenn ich recht früh wach war heute. Die Tage werden kein Problem sein", sagte der Schweizer mit Bezug auf die Tücken der Zeitumstellung und des deftigen Programms mit Trainings, Spielen und noch mehr Reisestress.

Die Verantwortlichen bei der Borussia haben wohl nicht zufällig den Schweizer zum ersten Gespräch mit den Journalisten geschickt. Kobel ist einer der Schlüsselspieler einer Mannschaft, die sich personell, inhaltlich und in ihrer internen Struktur noch etwas finden muss.

Und vor seiner dritten Saison in Dortmund schon so etwas wie eine Galionsfigur, zumindest aber ein hervorragender Repräsentant des Klubs im Zukunftsmarkt USA. Und darum geht es schließlich: Im Land des Co-Gastgebers der nächsten Weltmeisterschaft einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Kobels Mindset: Immer besser werden wollen

So wie Gregor Kobel das in seinen ersten beiden Spielzeiten bei Borussia Dortmund schon gelungen ist. Der mittlerweile 25-Jährige hat die Dauerbaustelle im Tor geschlossen. In der letzten Saison hat sich Kobel trotz diverser Verletzungen in die internationale Spitze der Torhüter katapultiert, nun soll der nächste Schritt erfolgen: der Sprung an die Weltspitze. Und auf dem Weg dorthin, der beste Torhüter der Bundesliga zu werden.

"Ich habe eine über weite Strecken sehr gute Saison hinter mir. Auch eine Saison, in der ich viele Gelegenheiten hatte, mich auszuzeichnen. Als Torwart bin ich ja auch darauf angewiesen, was aufs Tor kommt. Ich konnte mich sehr, sehr oft beweisen, weil ich viel aufs Tor bekommen habe", sagte Kobel. Das müsse allerdings nicht so bleiben.

Für einen Torhüter ist ein gewisses Maß an Beschäftigung immer wünschenswert. Allerdings brachen beim BVB auch in zu vielen Spielen der abgelaufenen Saison alle Dämme. Dann war letztlich auch Kobel alleine nicht mehr in der Lage, dem standzuhalten. Der BVB wird sein Defensivverhalten anpassen müssen, 44 Gegentore waren bei der Jagd nach dem Meistertitel letztlich doch zu viele.

In seiner exponierten Stellung als Torhüter mit weniger Einfluss auf die mannschafts- und gruppentaktischen Abläufe will Kobel "auf alles vorbereitet sein und an diese Leistungen anknüpfen: persönlich, körperlich, psychisch, taktisch. In den letzten Jahren ist es mir gelungen, besser zu werden. Dieses Mindset gefällt mir: Immer besser werden zu wollen."

Heißer Anwärter auf das Kapitänsamt

Und dieses Mindset dürfte auch seinen Vorgesetzten seit rund zwei Jahren sehr gefallen. Gregor Kobel gilt als einer der Vorzeigeprofis einer Mannschaft, der immer wieder auch ein lethargischer Makel anhaftet und eine gewisse Selbstzufriedenheit. Der Schweizer kann eine Gruppe mitreißen und auch die Fans. "Ich versuche jedes Jahr, mich weiterzuentwickeln, auch als Persönlichkeit, und voranzugehen in der Gruppe. Ich will stetig an mir arbeiten und das Team so gut unterstützen, wie ich kann."

Deshalb gilt Kobel neben Niklas Süle und Emre Can als heißester Kandidat für die Nachfolge von Marco Reus als Kapitän. Noch will der Keeper die Debatten um das Kapitänsamt nicht zu hoch hängen, zwischen den Zeilen ist die grundsätzliche Bereitschaft dazu aber zu erkennen.

"Ich möchte der Mannschaft helfen und bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir wissen noch gar nicht genau, wann das entschieden wird. Es gibt in unserer Mannschaft grundsätzlich nicht nur den einen Kapitän, sondern auch ein Kollektiv, das Verantwortung übernimmt. Erst mal geht es in der Saisonvorbereitung um Vertrauen und Rhythmus nach der langen Pause, um Leistung. Alles andere wird sich klären."

Der "Umbruch light" ist für Kobel kein Problem

Den kleinen Umbruch innerhalb der Mannschaft mit den Abgängen von Jude Bellingham und Raphael Guerreiro und den Zukäufen von Ramy Bensebaini, Felix Nmecha und zuletzt auch Marcel Sabitzer sieht Kobel eher als Chance denn als Problem. Und er freut sich auf die neuen Spieler, die die Liga schon kennen und sich recht schnell einfügen dürften in das Dortmunder Kollektiv.

"Du brauchst immer Spieler, die eine gewisse Erfahrung mitbringen. Wir haben eine gute Balance beim Alter, einige in den 20er-Jahren, ein paar starke Jungs rücken nach. Unser Büro hat einen guten Job gemacht. Am Ende kommt es auch darauf an, wie wir als Team harmonieren, wie wir einander besser machen und unsere beste Leistung auf den Platz bringen können. Wir haben das Personal dazu. Jetzt liegt es an uns."

Die verpasste Meisterschaft am letzten Spieltag gegen Mainz und die Tage danach waren prägend. "Komplett vergessen werde ich das sicher nie, solche Ereignisse wirken nach", gibt Kobel zu. Aber auch aus dieser negativen Erfahrung will Gregor Kobel nun "neue Energie ziehen. Das versuchen wir. Es ist eine neue Saison, neue Spieler kommen hinzu. Wir müssen an die guten Sachen anknüpfen und in den Flow kommen, damit wir auch als Mannschaft einen Schritt nach vorne machen."

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: Kobel will an die Rückrunde anknüpfen
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