Die Bilder gingen durch die Fußball-Republik: So wie Frankfurts David Abraham Freiburgs Chefcoach Christian Streich zu Boden checkte - das hat es in der Bundesliga noch nicht gegeben. Der Argentinier und die Eintracht kämpften vergeblich gegen die lange Sperre.
David Abraham bleibt für sieben Wochen gesperrt, nachdem der Kapitän von Eintracht Frankfurt Freiburgs Trainer Christian Streich bei einem Bundesliga-Spiel umgestoßen hat. Bei der mündlichen Verhandlung wich das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes am Dienstag in Frankfurt/Main nicht von der Einzelrichterentscheidung ab.
"Es ist ein klarer Fall des direkten Vorsatzes", sagte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz nach vierstündiger Verhandlung in der DFB-Zentrale. Er betonte angesichts der jüngsten Attacken gegen Amateur-Schiedsrichter auch die Vorbildfunktion der Profis: "Das, was oben passiert, findet seinen Niederschlag auch an der Basis."
Lorenz erklärte mit Blick auf den argentinischen Abwehrspieler: "Sein Koordinations-Vermögen ist ausgeprägt genug, um auch im hohen Tempo um den Trainer herumzulaufen. Das hat er nicht getan. Dann hat er ihn mit einem wie vielleicht im Eishockey üblichen Bodycheck abgeräumt." Er verwies auch darauf, dass Abraham durch andere Rote Karten "einschlägig vorbelastet" sei.
"Öffentlicher Pranger muss reichen"
Auf seinen Vorschlag an die Abraham-Partei, den Einspruch zurückzuziehen, war deren Anwalt Christoph Schickhardt nicht eingegangen. Der DFB-Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner beantragte am Ende gar acht Spiele Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro. Letztere wurde auch ausgesprochen.
Der SC Freiburg hingegen nahm im Fall Vincenzo Grifo den Vorschlag an. So bleibt es bei einer Zwangspause von drei Spielen für den Offensivspieler. Der ausgewechselte Grifo hatte in der Partie am 10. November bei den Tumulten nach Abrahams Attacke gegen Streich dem Frankfurter ins Gesicht gefasst und dafür von Schiedsrichter Felix Brych (München) ebenfalls die Rote Karte gesehen.
"Er hat einen schweren Fehler begangen, er steht am öffentlichen Pranger - das muss aber reichen". So verteidigte Schickhardt Abraham und forderte, die Sperre teilweise zur Bewährung auszusetzen. Für den Eintracht-Profi ist die Hinrunde gelaufen. Allerdings kann die Eintracht noch vor das DFB-Bundesgericht ziehen.
Brych habe Grifo nicht erkannt
Nachreiner hingegen sprach bei den Ausführungen Abrahams und Grifos, die ausgiebig ihre Unschuld und ihr gutes Verhältnis beteuerten, von einer "Märchenstunde". Brych sagte als Zeuge aus, dass er davon ausgehe, dass Abraham Streich absichtlich umgerempelt habe. "Das war keine Absicht. Ich bedauere sehr, was passiert ist. Ich wollte ihn nie umstoßen. Ich bin in die Richtung des Balles gelaufen", beteuerte Abraham. Er habe Streich nicht im Auge gehabt.
"Ich habe meinen Trainer am Boden gesehen. Ich möchte David auf keinen Fall ins Gesicht fassen. Ich möchte ihn nur von mir weghalten, wegstoßen", erklärte Grifo seine Tätlichkeit. Die Ausführungen der beiden Fußballer kommentierte Lorenz ironisch: "Sie sind ja alle ziemlich nett zueinander."
FIFA-Referee Brych verwies als Zeuge noch darauf, dass er Grifo, der eine Mütze trug, gar nicht gleich erkannt habe in der Szene. Wenn er ihn nicht mit Hilfe von Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier identifiziert hätte, hätte Brych dem Regelwerk entsprechend Streich als Verantwortlichem die Rote Karte zeigen müssen.
Aus Angst davor, dass die Stimmung im Stadion weiter hochkocht, ist Streich nach eigenen Angaben noch auf dem Platz auf Abraham zugegangen. "Wir wissen, was passieren kann, wenn man das eskalieren lässt", sagte der telefonisch zugeschaltete SC-Coach. Auf dem bei der Verhandlung gezeigten Video war eindeutig zu sehen, dass Abraham noch eine kleinen Schlenker in Richtung Streich macht, als er auf ihn zulief. Allerdings sprang auch der Ball gegen die Platzumrandung und änderte die Richtung. © dpa
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