• Der FC Bayern München betreibt die Nachwuchsförderung weltweit und hat eine Kooperation in Argentinien gestartet.
  • Auch Lionel Messi wurde als Jugendlicher in Argentinien entdeckt und wechselte daraufhin nach Europa.
  • Die Nachwuchsarbeit des FC Bayern München erfährt aber auch Kritik.

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Der FC Bayern München denkt international. Das gilt nicht nur für die Vermarktung, sondern auch für die Nachwuchsarbeit. Am Mittwoch gab der Rekordmeister bekannt, eine mehrjährige Kooperation mit der Regierung der Provinz Misiones in Argentinien gestartet zu haben - denn im Herkunftsland von Lionel Messi sollen Talente gefördert werden.

"Wir sind sehr froh über dieses Projekt in Argentinien - einem Land mit einer enormen Fußballtradition und -begeisterung", sagt Andreas Jung, der Marketing-Vorstand des FC Bayern. Rudolf Vidal, President Americas des FC Bayern, fügt hinzu: "Wir werden eng mit der Regierung von Misiones zusammenarbeiten, um die Fußballmethodik und -philosophie des FC Bayern mit jungen Spielern und Trainern zu teilen."

Der FC Bayern hat über die gesamte Welt verteilt Jugendprogramme ins Leben gerufen. Fußballschulen und Partnerschaften bestehen auch in den USA, China, Äthiopien, Japan und Singapur. Camps und Turniere werden in vielen weiteren Ländern ausgetragen.

Ex-Weltmeister Augenthaler und Pflügler trainieren für den FC Bayern im Ausland

Mit den ehemaligen Bayern-Spielern Klaus Augenthaler und Hans Pflügler sind sogar zwei Weltmeister von 1990 als Trainer für das internationale Jugendprogramm des Rekordmeisters im Einsatz.

Nicht immer geht es darum, den nächsten Superstar zu finden. Der Verein tut dies auch aus der sozialen Verantwortung heraus und um junge Menschen an die Marke FC Bayern heranzuführen. Gleichwohl ist die weltweite Suche nach Talenten für alle Vereine unverzichtbar.

Die Geschichte von Messi könnte dabei als Vorbild dienen. Der vielleicht beste Fußballspieler aller Zeiten wurde im Alter von 13 Jahren in Argentinien vom FC Barcelona entdeckt und wechselte daraufhin zu den Katalanen. Das Problem ist nur: Solche Erfolgsgeschichten lassen sich kaum voraussehen. Oft entscheidet sich erst spät, ob jemand den Durchbruch schafft oder nicht.

Das weiß auch Jochen Sauer, der die Nachwuchsabteilung des FC Bayern leitet. "Messis werden erst zu Messis, wenn sie bei den Profis sind", sagte er auf "fcbayern.com". "Erst dort lernst du, was du brauchst, um zu den Allerbesten zu gehören. Das ist Learning by doing auf allerhöchstem Niveau."

Der 18-jährige Musiala, der bereits 64 Pflichtspiele für den FC Bayern absolviert hat, wäre ein gutes Beispiel dafür: "Er hat ein halbes Jahr lang oben mittrainiert und dort noch mal unheimlich viel gelernt." Gleichwohl gehörte Musiala zu den wenigen Spielern, bei denen das Talent früh sichtbar wurde.

Hermann Gerland kritisiert Bayern: "Das ist ein Unding"

Hermann Gerland, der heutige Co-Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft, war jahrelang in die Nachwuchsarbeit des Rekordmeisters eingebunden und verrät gegenüber "dfb.de": "Bei Bayern München habe ich einige Spieler trainiert, die später den großen Durchbruch geschafft haben. Aber dass es so kommt, habe ich vorher, als sie noch im Jugendbereich spielten, nur bei ganz wenigen Spielern wie Philipp Lahm, David Alaba oder jetzt Jamal Musiala gewusst."

Die Entwicklung junger Talente verläuft oftmals sehr unterschiedlich. Aufgrund dieser Unvorhersehbarkeit neigen viele Vereine dazu, die Jugendmannschaften mit zu vielen jungen Spielern anzuhäufen. Zwangsweise bleiben einige Talente dabei auf der Strecke.

Genau dies warf Gerland im November auch seinem ehemaligen Arbeitgeber vor. "Wenn man in den Akademien mal kontrolliert, etwa die U19 des FC Bayern hat 29 Spieler im Kader. Das heißt: Wechselt der Trainer nicht aus und alle sind gesund, schauen 18 zu. Das ist ein Unding! Die jungen Leute müssen Fußballspielen", wurde er von "kicker.de" zitiert.

Sauer: "Messis werden durch Weiterentwicklung gemacht"

Andererseits liegt es im Sinne des Vereins, möglichst viele Spieler auszubilden, sodass gelegentlich der eine oder andere Rohdiamant oben bei den Profis ankommt.

Sauer erklärt: "Am Campus können wir einem talentierten Spieler die technische, athletische und charakterliche Basis vermitteln und ihn optimal ausbilden, damit er dann in der Lage ist, bei den Profis zu einem sehr guten oder auch Weltklassespieler zu werden. Deswegen findet man keinen Messi. Messis werden durch Weiterentwicklung gemacht."

Mit einer guten Nachwuchsarbeit lässt sich im Idealfall viel Geld sparen, weil die Talente früh an den eigenen Verein gebunden werden und dadurch keine Ablöse kosten. Sauer freut sich nicht nur über die Entwicklung von Musiala, sondern lobt auch das Eigengewächs Josip Stanisic.

Der 21-jährige Kroate habe sich "den Platz als Back-up von Benjamin Pavard erkämpft, eine Position, für die der Verein sonst wahrscheinlich einen zweistelligen Millionenbetrag hätte bezahlen müssen".

Und wer weiß: Vielleicht kommt ja eines Tages noch ein junges Talent aus Argentinien hinzu. Im Idealfall der nächste Messi.

Verwendete Quellen:

  • fcbayern.com: FC Bayern fördert Talente in Argentinien
  • fcbayern.com: Jochen Sauer: "Wo FC Bayern draufsteht, ist auch FC Bayern drin"
  • dfb.de: Gerland: "Junge Spieler müssen spielen"
  • kicker.de: Gerland über die Strukturen in der Ausbildung: "Das ist ein Unding!"
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