Noch ist nichts offiziell, doch die mögliche Verpflichtung von Jerome Boateng sorgt rund um den FC Bayern für Diskussionen. Die Verantwortlichen zeigen sich davon aber unbeeindruckt.

Mehr News zum FC Bayern München

Christoph Freund wollte der ganzen Diskussion um Jerome Boateng nicht zu viel beimessen. Eine "private Geschichte" sei der Prozess gegen den ehemaligen Nationalspieler, betonte der Sportdirektor des FC Bayern, das alles trotz der wohl bevorstehenden Verpflichtung des 35-Jährigen "kein großes Thema für uns". Doch rund um den Klub sehen das viele anders. Die Kritik an einer möglichen Rückkehr Boatengs ist schon jetzt deutlich zu vernehmen.

Bislang zeigen sich die Münchner Verantwortlichen davon reichlich unbeeindruckt. "In erster Linie spielen sportliche Überlegungen eine Rolle", betonte Freund. Trainer Thomas Tuchel kann Diskussionen unter den Fans zwar nachvollziehen, sagt aber: "Es gilt trotzdem die Unschuldsvermutung, wenn ein Verfahren ausgesetzt ist. Weil das so ist, haben wir als Fußballklub das Recht, Fußballentscheidungen zu treffen."

Vorwürfe gegen Jerome Boateng wiegen schwer

Man habe, fuhr Tuchel fort, "das Recht, einen verdienten Spieler, der Jerome ist, bei seinem Verein, bei dem er diese Erfolge hatte, mittrainieren zu lassen. Das muss einfach drin sein." Viele Fans sind da anderer Meinung. Die Vorwürfe gegen den Weltmeister von 2014 wiegen schwer, es geht um Körperverletzung und Beleidigungen gegen seine Ex-Freundin. Die Verurteilung Boatengs aus dem November 2022 wurde zuletzt aufgehoben, der Prozess wird neu aufgerollt.

Noch steht Boateng bei den Bayern nicht unter Vertrag. Die Münchner scheinen aber dazu bereit, mit der Verpflichtung einen erneuten Zoff mit der eigenen Anhängerschaft in Kauf zu nehmen. Gleichzeitig stehen hinter der sportlichen Eignung des 35-Jährigen einige Fragezeichen. Bei Olympique Lyon war Boateng in der vergangenen Saison nur noch Ergänzungsspieler, sein bislang letztes Spiel über 90 Minuten liegt fast ein Jahr zurück.

Thomas Tuchel verweist auf angespannte Personalsituation beim FC Bayern

An der Säbener Straße sehen sie aber dringenden Handlungsbedarf. "Wir haben gesehen, dass wir dünn aufgestellt sind", sagte Freund angesichts der Blessuren der etatmäßigen Innenverteidiger Dayot Upamecano (Schambein) und Min-Jae Kim (muskuläre Probleme) sowie des Ausfalls von Matthijs de Ligt (Knie). Und auch Tuchel verwies am Montag auf die angespannte Personalsituation beim deutschen Rekordmeister.

Boateng sei "sowieso in München und wollte sich fit halten", sagte der 50-Jährige: "Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, bei uns mitzutrainieren. Und dann werden wir eine Entscheidung treffen." Die soll laut Freund bis Ende der Woche fallen. Boateng, den er als "sehr angenehmen Mann" kennengelernt habe, sei "als Backup" vorgesehen. "Er soll einspringen, wenn es sein muss."

Welchen sportlichen Mehrwert Boateng dann tatsächlich mitbringt, bleibt abzuwarten. Viele Fans dürften so oder so kaum begeistert sein. (sid/vit)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.