Konrad Laimer arbeitet viel für die Mannschaft, setzt die ballführenden Gegenspieler unter Druck und schaltet sich auch in das Offensivspiel ein. Doch es gibt auch ein Defizit im Spiel des Österreichers, das sich auf den kompletten FC Bayern München übertragen lässt.
Er ist kein Fußball-Künstler wie
"Am wohlsten fühle ich mich im Mittelfeld, da habe ich am meisten gespielt", sagte er. "Aber es macht mir auch sehr viel Spaß, Rechtsverteidiger zu spielen. Mir macht es Spaß, auf dem Platz zu stehen. Mir ist egal, wo ich spiele - Hauptsache ich spiele."
Laimer zählte beim 5:1 gegen Schachtar Donezk am Dienstagabend zu den auffälligsten Spielern. Als Rechtsverteidiger schaltete er sich immer wieder in das Offensivspiel ein, erzielte das 1:1 und war an der Entstehung des 4:1 durch Jamal Musiala beteiligt.
"Es kommt nicht so oft vor, dass ich ein Tor schieße. Darum freue ich mich immer wieder. Es war ein satter, trockener Schuss", sagte er grinsend. "Es ist immer schön, Tore zu schießen. Darum spielen wir alle Fußball. Ich bin froh, dass ich jetzt zum ersten Mal für Bayern in der Champions League getroffen habe. Ich hoffe, dass das in der näheren Zukunft häufiger passiert."
Eigentlich ist Laimer ein Typ, der vor allem im Spiel gegen den Ball seine Stärken hat. Er setzt den ballführenden Spieler ständig unter Druck. Gleichwohl kann er Offensivaktionen des Gegners vielfach gut voraussehen. Im Spiel gegen Donezk vereitelte er mehrere Angriffe bereits in der Entstehung. Er half sogar auf der linken Seite aus, wenn Linksverteidiger Raphaël Guerreiro nicht zur Stelle war.
Laimer war beim Gegentreffer falsch positioniert
Und doch wäre es falsch, nur die positiven Aspekte im Spiel von Laimer zu sehen. Der 27-Jährige hatte speziell gegen Donezk auch seine schwachen Momente. Beim frühen Gegentreffer in der 5. Minute verlor er den Torschützen Kevin Santos Lopes de Macedo auf seiner Seite völlig aus den Augen. Auch kurz vor der Halbzeit, als die Ukrainer nach einem Ballgewinn im Mittelfeld zu einer Kontergelegenheit kamen, stand Laimer zu hoch.
"Sie sind viel Risiko eingegangen. Sie wollten trotz unseres Pressings komplett rausspielen", sagte Laimer über die überfallartigen Angriffe des Gegners. "Das kann gut gehen, wenn sie mit viel Risiko durchkommen, das haben wir gesehen. Aber wir haben auch gesehen, dass es schiefgehen kann, wenn wir den Ball erobern. Und wir haben den Ball öfter erobert."
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Im Umkehrschluss würde dies für Laimer bedeuten: "Wenn sie so hohes Risiko gehen, werden wir am Ende mehr davon profitieren als die. Und das war im Endeffekt auch so." Dennoch gäbe es hier Verbesserungspotenzial: "Wir haben zwei, drei Chancen zugelassen. Das ist nicht unser Anspruch. Natürlich wollen wir noch das eine oder andere besser wegverteidigen, sodass gar nichts auf das Tor kommt."
Tatsache ist aber, dass die positiven Aspekte im Spiel von Laimer in einem direkten Zusammenhang mit den negativen Aspekten stehen.
Laimer muss erkennen, wenn das Gegenpressing nicht mehr funktioniert
Der frühere deutsche Nationalspieler und heutige Prime Video"-Experte
Zur Erklärung:
- Pressing ist eine Taktik, bei dem der ballführende Gegner unter Druck gesetzt wird. Dadurch soll ein Ballverlust oder eine ungenaue Spieleröffnung provoziert werden. Das Gegenpressing hingegen beschreibt das Pressing nach einem direkten Ballverlust. Dies geht aufgrund der Dynamik des Spiels oftmals unkontrollierter vonstatten als das normale Pressing.
Die Stärke und Schwäche von Laimer lässt sich laut Kramer auf die komplette Mannschaft übertragen: "Es wird die Challenge des FC Bayern in dieser Saison sein, diesen Switch zu finden, wenn das Gegenpressing vorbei ist und sie in das normale Pressing übergehen müssen. Man muss einen Anfang finden, um nicht weiter zu wild Mann-gegen-Mann zu spielen. Ansonsten ergeben sich zu große Räume."
Trainer Kompany wollte nicht über die Schwachstelle sprechen
Trainer Vincent Kompany dürfte bewusst sein, dass hier die Schwachstelle des FC Bayern liegt. Vor allem Gegner, die über viel Tempo und eine hohe individuelle Qualität verfügen, könnten dies ausnutzen. Groß thematisieren wollte er diesen Aspekt trotzdem nicht.
"Ich habe schon oft gehabt, dass wir fünf Tore schießen und ich spreche nur von dieser einen Chance der anderen Mannschaft. Das mache ich nicht mehr", sagte Kompany. "Insgesamt war das Spiel stabil und dominant. Es gibt immer den einen oder anderen Moment, in dem wir als Mannschaft besser sein müssen. Aber diese Mannschaft wird noch viel gewinnen."
Davon ist auch Laimer überzeugt: "Wir haben noch zwei Spiele vor der Winterpause. Die wollen wir auch noch gewinnen. Und dann schauen wir weiter." Möglicherweise wird die Winterpause dann genutzt, um das kleine Defizit im Spiel von Laimer und dem FC Bayern auch noch zu beheben.
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