• Patrick Herrmann von Borussia Mönchengladbach weiß aus Erfahrung, wie sich der FC Bayern München besiegen lässt.
  • Der Flügelspieler gewann insgesamt neunmal gegen den FC Bayern. Keinem Bundesligaspieler gelang dies häufiger.
  • Im Interview spricht er über die vergangenen Spiele und das bevorstehende Spiel gegen den FC Bayern (Samstag 15:30), die mögliche Strategie und die unangenehmsten Gegenspieler.
Ein Interview

Herr Herrmann, was bedeutet es Ihnen, ein Bayern-Spezialist zu sein?

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Ich habe erst kürzlich gelesen, dass ich so oft gegen Bayern gewonnen habe. Das zeigt, dass wir in diesen Spielen einiges richtig gemacht haben. Bayern ist für mich eine der besten Mannschaften in Europa. Daher denke ich gerne an die Siege gegen diese Mannschaft zurück.

Gladbach als Angstgegner des FC Bayern

Wie erklären Sie sich, dass Borussia Mönchengladbach der Angstgegner von Bayern München ist?

Wir haben es gegen den FC Bayern eben oft sehr gut gemacht. Allgemein tue ich mich schwer mit dem Begriff Angstgegner. Ich glaube nicht, dass beim FC Bayern jemand Angst vor uns hat. Wir in Gladbach haben auch den einen oder anderen Gegner, wo es zuletzt mit den Ergebnissen nicht gestimmt hat. Das kriegen wir dann bereits vor dem Spiel ständig zu hören. Vielleicht spielt das Mentale dann eine kleine Rolle, sodass man die bisherigen Niederlagen im Hinterkopf hat.

Ist man gegen den FC Bayern möglicherweise auch motivierter als gegen eine Bundesliga-Mannschaft aus dem Tabellen-Mittelfeld?

Motivierter nicht, aber vielleicht noch etwas konzentrierter. Es macht auch einfach Spaß, sich mit den besten Spielern zu messen, die so viel individuelle Klasse haben.

An welche Siege gegen den FC Bayern denken Sie besonders gerne zurück?

Es gab einige schöne Spiele gegen den FC Bayern. Besonders gerne denke ich an den Rückrundenauftakt in der Saison 2011/2012 hier im Borussia-Park zurück. Damals spielte unter anderem noch Marco Reus für uns. Wir haben damals 3:1 gewonnen und ich habe zwei Tore geschossen. Das war eines der schönsten Spiele meiner Karriere. Daran werde ich noch als 90-Jähriger zurückdenken (lacht).

Der spektakulärste Sieg gegen den FC Bayern München war sicherlich das 5:0 im DFB-Pokal im Oktober 2021. Wie erklären Sie sich dieses Spiel rückblickend?

Das war vorher nicht abzusehen, denn der FC Bayern war sehr gut drauf und unsere Saison verlief eher schwankend. Wir haben uns aber in einen Rausch gespielt. Von der ersten Minute an hat alles geklappt, wir waren wie beflügelt. Das ist im Sport manchmal so. Bei der einen Mannschaft klappt alles, bei der anderen Mannschaft klappt gar nichts. Ich kenne das auch von der anderen Seite, wenn man überhaupt nicht in das Spiel hineinfindet.

Wie muss man gegen den FC Bayern auftreten, um erfolgreich zu sein?

Das Erfolgsrezept gegen den FC Bayern war für mich immer, dass wir in der Defensive stabil gestanden haben. Sich nur hinten reinzustellen, ist definitiv nicht die richtige Lösung. Aber man muss enorm aufmerksam sein und die Räume eng machen. Wenn die Bayern erst einmal ins Rollen kommt, wird es verdammt schwer. Abgesehen von dem erwähnten Pokalspiel haben wir alle erfolgreichen Spiele gegen den FC Bayern in der Defensive gewonnen, nicht in der Offensive. Wir haben vorne viel Qualität und können jederzeit ein, zwei Tore machen. Aber wir müssen defensiv gut arbeiten.

Herrmann stand bereits 25 Mal gegen den FC Bayern auf dem Platz

Sie standen insgesamt 25 Mal gegen den FC Bayern auf dem Platz. Wer war der unangenehmste Gegenspieler?

Ich spiele ja meistens Rechtsaußen. Als David Alaba noch als Linksverteidiger gespielt hat, war das extrem schwierig gegen ihn. Er ist ein geiler Verteidiger, körperlich präsent und verdammt schnell. Er war für mich der unangenehmste Gegenspieler.

Und welchen Spieler aus der aktuellen Bayern-Mannschaft bewundern Sie besonders?

Auf jeden Fall Jamal Musiala. Ich schaue ihm selbst gerne zu. Er hat eine enorme Qualität in der Offensive. Das hat sich auch bei der Weltmeisterschaft gezeigt, bei der es ansonsten für Deutschland nicht so gut lief. Aber ich bin sicher, dass sich Fußball-Deutschland bei ihm noch auf einiges freuen kann. Wir müssen am Samstag verdammt gut auf ihn aufpassen.

Yann Sommer vor der Rückkehr nach Gladbach

Yann Sommer hatte als Torwart von Borussia Mönchengladbach großen Anteil an einigen erfolgreichen Spielen gegen den FC Bayern. Nun steht er auf der Gegenseite und hütet das Tor des FC Bayern. Daher können Sie es ja nun verraten: Wie lässt sich Sommer am besten überwinden?

Es gibt nicht diese eine Schwäche, die man ausnutzen kann. Yann ist einfach ein Weltklasse-Torwart. Er hat uns in den Spielen gegen Bayern bereits den einen oder anderen Sieg festgehalten. Ich habe erst in dieser Woche mit ihm geschrieben. Er freut sich enorm darauf, wieder im Borussia-Park zu spielen. Wir freuen uns genauso auf ihn. Ich habe achteinhalb Jahre mit ihm verbracht. Wir werden sehen, ob wir ihn oder er uns besser kennt. Ich bin selbst gespannt (lacht).

Welchen Eindruck hatten Sie vom FC Bayern beim 1:0-Auswärtssieg in der Champions League bei Paris Saint-Germain?

Einen sehr guten. Sie haben das Tor mit einer Flanke gut herausgespielt und hatten zudem weitere gute Aktionen. Es macht mir selbst Spaß, solche Spiele zu gucken. Bayern und Paris sind zwei der größten Mannschaften auf der Welt. Ich bin auf das Rückspiel gespannt.

Ihre Mannschaft hat am vergangenen Wochenende mit 1:4 gegen Hertha BSC verloren und nur eines der letzten fünf Bundesligaspiele gewonnen. Ist es ein Nachteil, ausgerechnet jetzt auf den FC Bayern München zu treffen?

Es hat überhaupt nichts zu sagen, wie unser letztes Spiel gelaufen ist. Fußball ist unberechenbar. Natürlich hätten wir lieber gegen Hertha gewonnen. Aber daraus lässt sich keine Prognose für den kommenden Spieltag machen. Unsere Saison verläuft sehr wechselhaft. Es gab gute und schlechte Spiele. Es würde uns jedenfalls guttun, wenn wir am Samstag gegen den FC Bayern drei Punkte holen. Bei uns herrscht immer eine tolle Atmosphäre im Borussia-Park, wenn Bayern zu Gast ist.

Über den Gesprächspartner: Patrick Herrmann (Jahrgang 1991) wechselte im Alter von 17 Jahren vom 1. FC Saarbrücken zu Borussia Mönchengladbach und hat seitdem nie für einen anderen Verein gespielt. Bis heute absolvierte er insgesamt 407 Pflichtspiele für Gladbach, schoss 56 Tore und bereitete 66 Treffer vor. Im Juni 2015 absolvierte der Flügelspieler zwei Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft.
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