Nach dem letzten Pflichtspiel des Jahres 2023 zieht Thomas Tuchel eine Zwischenbilanz und verrät, inwiefern sich der FC Bayern München verbessert hat und was nun in der Winterpause passieren muss.

Mehr News zum FC Bayern München

Thomas Tuchel schien froh zu sein, die Winterpause erreicht zu haben. Mit einem ausgedünnten Kader und vielen Ausfällen, sodass die Ersatzbank nicht einmal komplett gefüllt werden konnte, schleppte sich der FC Bayern München durch die letzten beiden Bundesligaspiele des Kalenderjahres 2023. Sogar der Trainer selbst war angeschlagen.

"Ganz ehrlich, ich habe selber die Grippe-Tabletten hier oben in der Brusttasche", sagte er am Mittwochabend nach dem 2:1 gegen den VfL Wolfsburg. Auch viele seiner Spieler sind nicht fit gewesen. Der defensive Mittelfeldspieler Raphael Guerreiro litt unter einem Infekt. "Guerreiro hat gestern gar nicht geschlafen. Wir dachten heute Morgen noch, dass wir ihn gar nicht mitnehmen können. Und dann spielt er hier die 90 Minuten durch", erklärte der Trainer.

"Das hat man uns angemerkt. Ein paar Spieler waren vor ein paar Tagen noch im Krankenhaus, so wie Upamecano (Magen-Darm-Infekt, Anm.d.Red.). Daher hat es so ausgesehen wie es eben ausgesehen hat. Aber es war eine tolle Mannschaftsleistung und wir haben dann körperlich alles gegeben, um uns den Sieg zu verdienen."

Widerstandsfähigkeit hat sich laut Tuchel erhöht

Der FC Bayern München schließt das Jahr nach 15 Bundesliga-Spielen auf dem 2. Tabellenplatz ab, kassierte aber mit dem (wenn auch desaströsen) 1:5 bei Eintracht Frankfurt lediglich eine Niederlage in der Bundesliga. Zum Vergleich: Als Tuchel die Mannschaft in der vergangenen Saison Ende März übernahm, wurden zwei der verbleibenden neun Bundesligaspiele verloren.

Tuchel stellt eine positive Entwicklung fest: "Unsere Widerstandsfähigkeit hat sich deutlich erhöht – innerhalb von Spielen und auch zwischen den Spielen. Unsere Widerstandsfähigkeit, auch mal eine schlechte Phase auf dem Feld zu durchstehen."
Der Trainer lobte, wie gut die Mannschaft mittlerweile Rückschläge verarbeiten kann.

"Die Reaktion auf unsere einzige Saisonniederlage, die aber extrem bitter war in Frankfurt, ist wieder einmal absolut top gewesen. Wir haben gegen Manchester gewonnen, wir haben gegen Stuttgart gewonnen und jetzt auch noch einmal in Wolfsburg - obwohl die Verletzungssituation extrem war, dann kamen auch noch Krankheiten hinzu. Deshalb gebührt der Mannschaft das größte Kompliment. Das sind Dinge, auf die wir aufbauen."

Dass Leverkusen weiterhin auf dem 1. Tabellenplatz steht, trübt das Zwischenfazit von Tuchel nicht. "Wir haben sehr viele Punkte geholt. Bayer Leverkusen hat noch mehr geholt, dafür gebührt ihnen auch der allergrößte Respekt", sagte Tuchel.
Während der FC Bayern im DFB-Pokal bereits ausgeschieden ist, haben sie die Gruppenphase der Champions League souverän als Gruppensieger abgeschlossen und treffen im Achtelfinale auf Lazio Rom.

"Wir waren in der Champions League sehr stabil, allerdings war auch jedes einzelne Spiel sehr knapp. Das ist uns sehr bewusst. Wir mussten für die Punkte, die wir haben, hart kämpfen. Aber dass wir die Situation so annehmen, ist ein gutes Zeichen", sagte Tuchel.

Tuchel hofft auf weniger Verletzungspech

Seine große Hoffnung ist, dass es im kommenden Jahr weniger personelle Engpässe geben wird: "Das waren jetzt zum Ende der Hinrunde wirklich ein paar Verletzte und Kranke zu viel. Es wird eine Herausforderung sein, konstant zu bleiben und die Spielgeschwindigkeit noch ein bisschen flüssiger und höher zu halten."

Der Entwicklungsprozess der Mannschaft wurde laut Tuchel innerhalb der Hinrunde erschwert, "weil wir in den Bereichen, wo uns die Alternativen gefehlt haben, immer wieder Verletzungen hatten." Dies traf insbesondere auf die Verteidigung zu, weil Matthijs de Ligt, Dayot Upamecano und Noussair Mazraoui teilweise ausfielen.

"Wir mussten viel improvisieren", sagte Tuchel. "Dadurch hat uns immer wieder ein Automatismus gefehlt. Aber wir sind dran und werden auch versuchen, die Mannschaft im Winter zu verstärken." Er wisse allerdings nicht, "ob uns das gelingt, weil das Winter-Transferfenster noch ein bisschen komplizierter ist als im Sommer."

Winter-Transfers erfordern "Geduld und Zuversicht"

Laut Tuchel sei es schwierig, "mitten in der Saison Spieler zu bekommen, bei denen wir sowohl von der Persönlichkeit wie auch von der Qualität zu 100 Prozent überzeugt sind. Das wird eine große Aufgabe. Dabei brauchen wir alle ein bisschen Geduld und Zuversicht."

Ob er sich nur einen oder mehrere Spieler wünscht, wollte Tuchel noch nicht festlegen: "Wenn es uns gelingt, die Mannschaft zu verstärken, kommt es darauf an, ob das ein Spezialist ist – dann brauchen wir vielleicht sogar zwei solcher Spieler. Oder ist es ein Spieler, der mehrere Positionen spielen kann? Dann kann eventuell auch einer reichen, wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben."

Die Abstellungspflicht, die zum Jahresanfang aus dem Afrika-Cup und dem Asien-Cup resultiert, erschwert die Situation allerdings. Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting und die Verteidiger Min-jae Kim sowie Noussair Mazraoui (sofern er rechtzeitig fit sein wird) könnten dadurch mehrere Wochen fehlen. "Wenn Kim bis ins Finale kommt, käme er erst zwei Tage vor dem Champions-League-Spiel zurück", weiß Tuchel.

Insgesamt aber vertraue der Trainer "auf die Qualität und auch den Geist, der in der Mannschaft steckt. Ich glaube, dass uns die letzten Wochen und die Reaktion auf das Frankfurt-Spiel ein Stück weitergebracht haben."

Verwendete Quelle

  • Pressekonferenz nach dem Spiel VfL Wolfsburg – Bayern München, 20.12.2023
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.