• Manche Dinge weiß man erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.
  • Das könnte auch auf das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke am Samstag zutreffen.
  • S04 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit absteigen - damit wäre das 98. Derby gegen den BVB das vorerst letzte.
Christopher Giogios
Eine Kolumne

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Der BVB ist beim FC Schalke 04 zu Gast und die Vorzeichen stehen auf beiden Seiten nicht besonders gut. Mit dem hart erkämpften und hoch verdienten 3:2 in der Champions League beim FC Sevilla haben die Borussen zwar ein Ausrufezeichen gesetzt. Allerdings wäre es noch viel zu früh, die seit Wochen andauernde Krise für beendet zu erklären.

Schlechter als beim blau-weißen Rivalen könnte es jedoch nicht laufen. Mit Rang 18 und neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz nimmt das Undenkbare immer weiter Form an: Schalke wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Gang in die 2. Liga antreten. Damit wäre auch das 98. Aufeinandertreffen mit Dortmund in der Bundesliga das vorerst letzte Derby.

Geschichten, die nur das Derby schreibt

Es reicht ein Blick in die jüngere Vergangenheit um zu realisieren, welch großartige Partien diese Rivalität hervorgebracht hat – mit beiden Vereinen auf der Gewinner- wie auch auf der Verliererseite.

Unvergessen ist das Derby im Jahre 2007, als der BVB als Underdog die Schalker Meisterschaft am 33. Spieltag mit einem unerwarteten 2:0-Sieg vereitelte. Eine Woche später mieteten Dortmunder Fans sogar ein Flugzeug, welches am letzten Spieltag über der Gelsenkirchener Arena im Kreis flog und ein Banner hinter sich herzog, auf dem hämisch stand: "Ein Leben lang keine Schale in der Hand".

Nur ein Jahr später holten die Borussen vor heimischem Publikum in einem denkwürdigen Spiel einen 0:3 Rückstand auf. Zu einem Derby gehören aber auch schmerzhafte Momente, wie etwa das Aufeinandertreffen Ende 2017, als der große Favorit aus Dortmund gar eine 4:0-Führung hergab und der Rivale am Ende Grund zu jubeln hatte.

Kein Aufeinandertreffen auf Augenhöhe

So spektakulär viele dieser Momente auch waren, die Partie hat vor allem in den letzten Jahren immer mehr an sportlicher Brisanz verloren.

Auch wenn man in Schalke immer die Ambitionen hegte, die Nummer eins im Revier zu sein – spätestens seit der Ära Klopp sind die Dortmunder ihrem ungeliebten Nachbarn im Grunde sportlich und wirtschaftlich enteilt. Im Jahr 2020 gab es – erstmalig ohne Zuschauer – ein klares 3:0 und 4:0 aus Dortmunder Sicht, während Schalke immer weiter in den Abgrund rutschte.

Ein Derby kann immer eine ganz eigene Dynamik entwickeln. Vor allem beim BVB wurde der mit internationalen Toptalenten gespickten Mannschaft immer wieder vorgeworfen, dass sie die Bedeutung dieser Begegnung nicht verinnerlicht hätte. So waren es dann auch oft die Schalker, denen es ein ums andere Mal gelang, über Kampf und Leidenschaft in die Partie zu kommen.

In BVB-Fankreisen ist man sehr gespalten, was die Schalker Zukunft und damit auch die Zukunft des Derbys angeht. Manche Fans äußern sich mit Häme über den drohenden Abstieg. Phasenweise erweckt es den Eindruck, dass die katastrophale Saison der Blau-Weißen ein wenig darüber hinwegtröstet, dass die Leistungen von Borussia Dortmund selbst nicht gerade zum Jubeln anregen.

Andere hingegen sehen dieser Entwicklung mit einem weinenden Auge entgegen. In Zeiten der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs und Vereinen ohne nennenswerte Tradition oder Fankultur wie RB Leipzig oder die TSG Hoffenheim sind geschichtsträchtige Duelle schließlich das, was das Fanherz höherschlagen lässt.

So oder so wäre es vor leeren Rängen ein unwürdiger Abschied. Einem Revierderby ohne Zuschauer fehlt im Grunde alles, was diese Rivalität ausmacht. Wenn es nach mir ginge, dürften die Schalker zumindest in dieser Saison gerne das Undenkbare schaffen und die Liga halten. Ich wäre nämlich gerne selbst auf der Südtribüne dabei, wenn wir sie in die zweite Liga schießen.

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