Mit seinen umstrittenen Äußerungen hat Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies auch die eigenen Anhänger nachhaltig verstört. Wir haben die Reaktionen der größten S04-Fanclubs zusammengetragen.

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Clemens Tönnies wollte eigentlich vergangene Woche bei seiner Rede auf dem Tag des Handwerks in Paderborn nur die drohenden Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisieren.

Doch der Fleisch-Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück griff dabei verbal völlig daneben. Statt in Deutschland die Steuern zu erhöhen, solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren."

Nachdem er von zahlreichen Vertretern aus Politik und Sport harsch für diese Äußerungen kritisiert wurde, entschuldigte sich Tönnies am Samstag mit folgendem Statement:

Liebe Schalker,

als Vorsitzender des Aufsichtsrats des FC Schalke 04 stehe ich 1.000 prozentig hinter unseren Vereinswerten. Dazu gehört der Einsatz gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Vor diesem Hintergrund möchte ich mich explizit bei euch, den Fans, Mitgliedern und Freunden des FC Schalke 04, für meine Aussage beim Tag des Handwerks entschuldigen. Sie war falsch, unüberlegt und gedankenlos und entsprach in keiner Weise unserem Leitbild. Es tut mir sehr leid.

Clemens Tönnies

Schalker Ehrenrat tagt wegen Tönnies-Aussagen

Im Schalker Ehrenrat ist der Fall trotzdem weiterhin ein Thema. Das aus fünf Mitgliedern bestehende Schalker Gremium, darunter drei Richter, könnte Sanktionen aussprechen, die von einer "Verwarnung", einem "Verweis" bis zur "Enthebung aus Vereinsämtern auf Zeit und Dauer" reichen können.

Unter den Schalker Anhängern hat Tönnies ebenfalls für große Verärgerung gesorgt. Die Erklärung des offiziellen Dachverbands Schalker Fan-Club Verband e.V. (SFCV), in dem mehr als 1.000 eingetragene Fanclubs mit knapp 65.000 Mitgliedern vertreten sind und der eng mit dem Verein zusammenarbeitet, liest sich noch einigermaßen verhalten:

"Clemens Tönnies begleitet den SFCV seit vielen Jahren. So wie wir ihn kennen gelernt haben, ist Clemens weit von Diskriminierung und Rassismus entfernt. Natürlich darf seine Äußerung nicht einfach so im Raum stehen bleiben. Clemens Tönnies hat sich direkt dazu öffentlich entschuldigt. Wie der Verein bereits heute zudem mitteilte, wird der neu gewählte Ehrenrat dazu tätig werden.

Fanvertreter sind "traurig, wütend und fassungslos"

Deutlichere Worte finden hingegen andere Fanclubs, die nicht dem Dachverband angehören. Bei Sven Schneider von der "Schalker Fan-Initiative" haben die Aussagen "Fassungslosigkeit" ausgelöst, sagte er im Deutschlandfunk: "Clemens Tönnies ist einer der obersten Repräsentanten unseres Vereins, einem Verein, der sich laut Satzung und Leitbild Antirassismus auf die Fahnen geschrieben hat. So eine Aussage zu lesen macht einen traurig, wütend und fassungslos."

Auf der Mitgliederversammlung 2012 verabschiedeten die Königsblauen das angesprochene Leitbild. darin heißt es zum Beispiel unter Punkt 8: "Von uns Schalkern geht keine Diskriminierung oder Gewalt aus. Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein."

Auf der Mitgliederversammlung Ende Juni hatte sich Vorstandsmitglied Peter Peters zudem explizit gegen Rassismus und Diskriminierung ausgesprochen.

Fanvertreter: Vielleicht sollte Tönnies selbst Konsequenzen ziehen

Die nachgereichte Erklärung des Aufsichtsratschefs geht Schneider daher nicht weit genug. "Er entschuldigt sich nicht explizit bei den Leuten in Afrika, die er beleidigt hat, sondern er hat das auf die Schalke-Familie gemünzt. Der Verdacht liegt nahe: Wenn ich so etwas rauslasse, dann ist das in der Gedankenwelt verwurzelt. Daraus lässt sich auf sein Weltbild schließen."

Als einer der wichtigsten Repräsentanten der Königsblauen solle sich Tönnies deutlicher erklären und "selbst möglicherweise auch Konsequenzen ziehen", findet Schneider. Auch auf Facebook distanziert sich die Schalker Fan-Initiative:

Als eine der einflussreichsten Fangruppen in der traditionsreichen Schalker Nordkurve mit knapp 1.000 Mitgliedern hat auch der FC Schalke 04 Supporters Club e.V. auf Facebook deutliche Worte gefunden und fürchtet einen gewaltigen Imageschaden:

Man darf gespannt sein, was der Ehrenrat entscheiden wird. Die Schalker Vereinslegende Gerald Asamoah, gebürtiger Ghanaer und aktuell Teammanager der Lizenzspielermannschaft, hatte bereits am Sonntag auf Instagram seine Meinung zu den Aussagen von Tönnies kundgetan.

Verwendete Quellen:

  • Webseite des Deutschlandsfunks: "Absetzung ist eine Option"
  • Agenturmaterial von dpa
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