• Karl-Heinz Rummenigge schlägt die Impfung von Bayern-Profis als Vorbild-Aktion vor.
  • Anderer Meinung sind Politikerin Dagmar Freitag und Sportsoziologe Gunter Gebauer. Laut Freitag hätte der FC Bayern mit Anzeigen und TV-Spots für das Impfen werben können.
  • Auch Trainer Hansi Flick und ein Bundesligaprofi äußern ihre Meinung.

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Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gerät wegen seine Impf-Vorstoßes zunehmend in die Kritik. Die SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag stellt die gute Absicht infrage und unterstellt dem Bayern-Boss wie der Sportsoziologe Gunter Gebauer Eigennutz.

"In Wirklichkeit steckt hinter einer solchen Äußerung ja auch die schlaue Idee, die Profi-Fußballer des FC Bayern sollten privilegiert behandelt und im Impfprozess vorgezogen werden", sagte Gebauer am Mittwoch der ARD-"Sportschau".

Rummenigge hatte am Dienstag dem Internetportal "Sport1" gesagt, dass Fußballprofis Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte er und betonte: "Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten."

Freitag: Warum keine Investition in Anzeigen und TV-Spots für Impf-Werbung?

Wenn sie wohlwollend annehmen würde, dass es ihm darum gehe, die Impfbereitschaft zu erhöhen, wäre es vorbildlich, wenn der FC Bayern "einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots mit der Mannschaft für das Impfen zu werben", sagte Freitag, Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, im Interview von RTL/ntv.

"Das wäre eine glaubwürdige Maßnahme", sagte Freitag. "Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Katar mitgeflogen sind." Der Hintergrund sei also vermutlich eher, "gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen".

Eine bevorzugte Impfung von Profisportlern fände Gebauer "zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig". Der Sportsoziologe sagte: "Ich kann das aus der Sicht der Sportler und der Firmen, die dahinter stehen, sogar verstehen. Das ist ja ökonomisch motiviert, dass man die Privilegien, die dem Profisport in den letzten Wochen und Monaten eingeräumt worden sind, weiterführen möchte."

Werder-Profi gegen eine bevorzugte Behandlung von Profifußballern

Auch Werder Bremens Offensivspieler Leonardo Bittencourt hält nichts von einer bevorzugten Behandlung von Profifußballern bei Corona-Impfungen. "Erstmal sollten die Menschen geimpft werden, für die es lebensnotwendig ist", sagte der 27-Jährige am Mittwoch in einer Medienrunde.

"Die Gesundheit geht immer vor." Er und seine Kollegen seien schon privilegiert genug, dadurch dass sie ihren Beruf auch in der Pandemie ausüben dürften. "Jetzt zu sagen, wir gehen da voraus, würde auch nicht so gut aufstoßen", sagte Bittencourt.

Fortuna Düsseldorfs Vorstandsmitglied Klaus Allofs lehnt eine Sonderrolle für Fußballprofis bei der Impfung ebenfalls ab. "Nein, unsere Gesellschaft ist schon gespalten genug. Dafür gibt es auch überhaupt keinen Anlass", sagte Allofs der "Rheinischen Post" (Donnerstag).

Allofs appelliert an Gemeinschaftsgefühl

Allofs appelliert an das Gemeinschaftsgefühl. "Wir tun gut daran, alle gemeinsam durch diese Krise zu gehen und als Land, so gut es geht, zusammenzuhalten. Die zuständigen Behörden haben Prioritätenlisten erstellt. Die sollten abgearbeitet werden", sagte der 64-Jährige.

Zurückhaltend äußerte sich Trainer Hansi Flick zum Vorstoß von Rummenigge. "Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt", sagte der 55-Jährige am Mittwoch am Rande der Klub-Weltmeisterschaft in Katar. (dpa/lh)

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