In Spanien steht La Liga still und trotzdem kriselt's beim FC Barcelona. Klub-Präsident Josep Maria Bartomeu sieht sich im Zuge des "Barcagates" in Erklärungsnot. Ex-Vizepräsident Emili Rousaud erhebt schwere Vorwürfe. Das Ergebnis ist ein krudes "Game of Thrones".

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Fans der Fantasy-Serie "Game of Thrones" werden es wissen. Der Kampf um den Thron ist laut, verwirrend, beizeiten blutig. Ähnlich dramatische Szenen spielen sich anno 2020 im Hause des FC Barcelona ab. Dabei rollt aktuell nicht einmal der Ball in La Liga, Spaniens Oberhaus. Ein Mitarbeiter Barcas, der lieber die Anonymität genießt, spricht gegenüber "ESPN" vom "Game of Thrones" hinter den Kulissen beim Klub von Messi und ter Stegen.

Denn bei Barca zerfleischt sich die Führungsetage gegenseitig. Es ist vor allem ein Krieg zwischen Klub-Präsident Josep Maria Bartomeu und seinem Ex-Vize, Emili Rousaud.

Chaos bei Barca: Bartomeu engagiert krude Firma zur Diffamierung der eigenen Leute

Es ist Februar, also vor dem Corona-Knall, als das sogenannte "Barcagate" publik wird. Der FC Barcelona hatte die etwas obskur geltende Firma "I3 Ventures" unter Vertrag genommen. Für eine Millionensumme sollte die Firma das Image von Bartomeu im Internet schützen und Social-Media-Posts überwachen. Offiziell. Der spanische Radiosender "Cadena SER" enthüllte jedoch, dass anonyme Accounts betrieben wurden, um Bartomeus Gegner zu diffamieren.

Selbst vor Klub-Ikonen wie Lionel Messi oder Gerard Piqué soll kein Halt gemacht worden sein. Wie viel Wahrheitsgehalt in diesen schweren Vorwürfen steckt, prüft aktuell die unabhängige Unternehmensberatung PWC - Ausgang offen. Laut der "Sport" hat Barca der in Uruguay sitzenden Firma für ihre Dienste pro Jahr 980.000 Euro gezahlt. Marktüblich sind jedoch 120.000 bis 150.000 Euro.

Emili Rousaud schießt gegen Bartomeu

Mehr noch, die Rechnungen sollen in fünf Tranchen aufgeteilt worden sein, um die Kontrollkommission des Klubs zu umgehen. Diese muss nämlich erst aktiv werden, wenn eine Zahlung von mehr als 200.000 Euro ansteht. Und - oh Zufall: Die Verträge beliefen sich immer auf rund 190.000 Euro - und wurden auf verschiedene Sektionen des Klubs verteilt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Womit wir bei Emili Rousaud wären. Rousaud, zu diesem Zeitpunkt noch Vizepräsident des FC Barcelona, ließ am Mittwoch, dem 8. April, gegenüber "Cadena SER" Unstimmigkeiten in der Barca-Führung durchblicken: "Bartomeu rief mich an und sagte mir, er wolle das Management umbauen, weil er einigen der Direktoren misstraue, mich eingeschlossen." In Bezug auf "Barcagate" stellte er die forsche Vermutung auf, jemand müsse "in die Vereinskasse gegriffen" haben. "Ich habe keine Beweise, und ich kann nicht sagen wer."

Vorstands-Krieg beim FC Barcelona: Rousaud tritt mit fünf Vorstandsmitgliedern zurück

Donnerstags, einen Tag später, reichte Rousaud samt fünf seiner Vorstandskollegen den Rücktritt ein. Zuvor soll Bartomeu ihnen sein Misstrauen ausgesprochen haben. Den Grund des Rücktritts lieferten die Abtrünnigen am Karfreitag in Form eines offenen Briefes. Darin beanstandeten sie verheerende Mängel in der Aufarbeitung von "Barcagate" und forderten vorgezogene Neuwahlen. Zudem missfiel ihnen der Umgang des Klubs mit der Coronakrise. Die zähen Verhandlungen mit den Barca-Stars rund um das Thema Gehaltsverzicht hatten Messi und Kollegen in ein schlechtes Licht gerückt - und Bartomeu in ein besseres.

In den scharfen Ton von Rousaud wollten die fünf anderen zurückgetretenen Vorstandsmitglieder allerdings nicht einstimmen. Jordi Casalmiglia etwa betonte, er distanziere sich von Rousaud. Nicht einmal unter den Abtrünnigen Barcas herrscht Einigkeit.

FC Barcelona bankrott? Schwere Vorwürfe gegen Bartomeu

Dabei sind Vorwürfe gen Bartomeu alles andere als neu. Immer wieder sieht sich der seit 2015 herrschende Barca-Präsident dem Vorwurf des Misswirtschaftens ausgesetzt. Mehr als 60 Prozent der Einnahmen fließen direkt in das Personal. Von 375 Millionen Euro (2015/16) auf 507 Millionen (2019/20) sind die Kosten in die Höhe geschnellt.

Die Corona-Pandemie lässt die finanzielle Schieflage jetzt zu einer Krise mutieren. Víctor Font, Kandidat für die Präsidentschaft des FC Barcelona, bezeichnet Barca gar "wirtschaftlich als auch moralisch bankrott". Im Hintergrund soll laut übereinstimmenden Medienberichten aber schon an den Millionen-Deals mit dem verlorenen Sohn Neymar geschraubt werden. Verkehrte Welt in Katalonien.

FC Barcelona klagt gegen Emili Rousaud

Und Barca? Wies die schweren Vorwürfe entschieden zurück und kündigte eine Klage gegen Rousaud an. Die Einleitung rechtlicher Schritte diene "der Verteidigung der Ehre des Vereins und seiner Angestellten", betonte der Verein in einer öffentlichen Mitteilung am Abend des Ostermontags. Die Posten der zurückgetretenen Vorstandsmitglieder waren zu diesem Zeitpunkt schon neu besetzt.

Zudem bestritten Bartomeu und seine Mannen in dem Statement "kategorisch jede Handlung, die als Korruption bezeichnet werden könnte". Und obwohl die Abtrünnigen um den Fast-Königsmörder Rousaud die Herrschaft des Bartomeu beim FC Barcelona ins Wanken gebracht haben, dürfte sie dennoch für die nächsten 14 Monate anhalten. Dann stehen Neuwahlen an.

Verwendete Quellen:

  • barcawelt.de: Barca besetzt Vorstand neu und leitet rechtliche Schritte gegen Rousaud ein
  • sport.es: El 'Barçagate' también salpicó a la Masia
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