Fällt ein reguläres Tor, muss sichergestellt sein, dass es auch zählt. So einfach ist die Argumentation für die Torlinientechnik. Sehen das heute mindestens zwölf der 18 Bundesligaklub-Vertreter genauso, wird das technische Hilfsmittel künftig in der Bundesliga eingesetzt werden. Die Zeit dafür ist längst reif. Ein Kommentar.
Die WM 2014 in Brasilien hat uns Fußball-Fans zwei elementare Dinge gelehrt. Erstens: Die DFB-Elf ist doch in der Lage, große Titel zu gewinnen. Und zweitens: Die Torlinientechnik müsste längst und ohne Wenn und Aber zum Profi-Fußball dazugehören. Warum sich daher immer noch einige Bundesliga-Klubs diesem Hilfsmittel verschließen, ist schleierhaft.
Wenn Traditionalisten wie Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen solche Sätze sagen wie: "Die Strittigkeit der Entscheidungen ist ein wesentliches Tool unserer Sportart", kann man nur den Kopf schütteln. Das kurzfristige Ziel des Fußballspielens lässt sich doch wie folgt zusammenfassen: 22 Spieler versuchen, Tore auf der einen Seite zu verhindern und insbesondere selbst Tore zu erzielen. Folglich ist es unfair und konträr zum Grundgedanken dieses Sports, einer Mannschaft diesen Erfolg durch eine falsche Entscheidung wegzunehmen.
Die erste Abstimmung über die Einführung der Torlinientechnik im März dieses Jahres scheiterte vor allem an der Höhe der Kosten, die die Vereine tragen müssten. Doch eigentlich sollte diese finanzielle Hürde für die Millionen umsetzenden Bundesligisten zu nehmen sein. Laut "Bild"-Zeitung wird die "Hawk Eye"-Technologie von der DFL favorisiert, die pro Stadion 150.000 Euro verschlingt - für jeden der 18 Bundesligisten ein stemmbarer Betrag. Zumal laut "Spiegel Online" Leasingmodelle für die Finanzierung möglich seien.
Es ist zweifellos gut, dass weitrechende Regeländerungen hitzig und mit allen Pro- und Contra-Argumenten debattiert werden. Und auch in anderen Sportarten wurde lange über technische Neuerungen gestritten. Gegner glaubten oftmals an den schleichenden Tod ihrer Sportart, wenn die Technik bei strittigen Entscheidungen die Rolle des Oberschiedsrichters einnimmt. Wie sich mittlerweile zeigt, gab es diese Befürchtungen zu Unrecht. Egal ob im American Football, im Basketball oder im Tennis: Überall hat sich die Einführung technischer Hilfsmittel längst bewährt. Und vor allem hat sie das Spiel fairer gemacht. War es ein Touchdown oder nicht? Wurde der Wurf noch innerhalb der Zeit abgegeben oder nicht? Hat der Ball die Linie noch gestreift oder nicht? Innerhalb von Sekunden können Schiedsrichter eine falsche, vielleicht spielentscheidende Entscheidung korrigieren.
Das wäre auch beim DFB-Pokal-Finale im Mai dieses Jahres notwendig gewesen, als Mats Hummels den vermeintlichen Führungstreffer für Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München erzielte - doch dieses Tor fälschlicherweise keine Anerkennung fand.
Die Zeit ist reif, dass auch im deutschen Profi-Fußball solche menschlichen Fehler problemlos ausgemerzt werden können und durch Technologie mehr Gerechtigkeit Einzug hält. Es bleibt zu hoffen, dass mindestens zwölf der 18 Bundesligaklub-Vertreter dieses heute genauso sehen.
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