- Das Erbe des letzten Helden von Bern kommt unter den Hammer.
- Das Deutsche Fußballmuseum muss sogar Horst Eckels Endspieltrikot von 1954 zurückgeben.
- Horst Eckels Tochter Dagmar reagiert auf die Kritik an der Versteigerung der Sammlung ihres 2021 verstorbenen Vaters.
- Der Hintergrund der Auktion ist ein tragischer.
Dagmar Eckel hat die angekündigte Versteigerung des Erbes ihres Vaters Horst aufgrund der Bedürftigkeit ihrer 85-jährigen Mutter Hannelore als unausweichlich bezeichnet. "Ich kann Kritik nicht verhindern. Es ist sehr emotional für mich und eine Sache des Stolzes", sagte Dagmar während einer Pressekonferenz in Mannheim am Dienstag: "Mich kann Negatives aber nicht erschüttern. Ich kann es nicht stemmen, ich muss die Dinge verkaufen. Ich habe ein reines Gewissen."
Der Nachlass des Fußball-Weltmeisters von 1954, der am 3. Dezember 2021 im Alter von 89 Jahren gestorben ist, wird am 9. November 2022 bei einer sogenannten Privatauktion des Agon-Verlags versteigert. "Der Wunsch der Familie Eckels ist es, dass die Sammlung komplett von einem öffentlichen Museum, Archiv oder Privatsponsor übernommen wird und die umfangreiche historische Sammlung sachgerecht archiviert, gesichert und somit öffentlich zugänglich gemacht werden kann", so das Auktionshaus in der Mitteilung.
Sollte das Erbe der Ikone des 1. FC Kaiserslautern mit über 500 Einzelstücken bei dieser Auktion nicht wie gewünscht komplett an einen Bieter gehen, werden die Stücke zehn Tage später noch einmal einzeln angeboten. Als Erlös erhofft sich die Familie Eckel mindestens 280.000 Euro. Dies ist das Startgebot.
Das Deutsche Fußballmuseum muss Horst Eckels Endspieltrikot hergeben
Manuel Neukirchner, Direktor des Deutschen Fußballmuseums, hatte am Montagabend überraschend durch ein Schreiben von Dagmar Eckel die Kündigung des Leihvertrags für das WM-Endspieltrikot von 1954 erhalten: "Wir prüfen derzeit den Sachverhalt. Unabhängig davon kann ich schon jetzt sagen, dass der Erwerb des gesamten Nachlasses für das Deutsche Fußballmuseum in Anbetracht des veranschlagten Startpreises der Auktion wohl nicht infrage kommt."
Dagmar Eckel betonte derweil: "Alles geht den Weg nach dem Willen meines Vaters. Papa hat gesagt 'Gegenstände sind Gegenstände und Menschen sind Menschen'. Es geht darum, die Zukunft meiner Mama zu sichern."
Die nötigen Umbauarbeiten am elterlichen Haus und Pflegekosten nannte sie als große Ausgabenposten: "Es ist wohl durchdacht und der richtige Weg für die Familie. Jeder finanzielle Hintergrund schwindet irgendwann. Es wird nicht mehr reichen. Das Geld aus der Versteigerung landet komplett auf dem Konto meiner Mutter."
Hannelore Eckel wurde wie Horst Eckel zu einem Pflegefall
Ihr Vater habe "immer für die Familie gesorgt", betonte Dagmar Eckel. "Aber sie sind nicht davon ausgegangen, dass sie beide Pflegefälle werden."
Dagmar Eckel hat nach eigener Aussage den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den FCK vorab informiert. "Ich wollte eine ehrliche Art und Weise", sagte Eckel. Zu den Stücken der Versteigerung gehört auch Eckels Finaltrikot von 1954 (3:2 in Bern gegen Ungarn), das derzeit noch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund ausgestellt ist. Eckel hat den bis 2025 laufenden Leihvertrag mit dem Fußballmuseum gekündigt.
FCK und Sepp-Herberger-Stiftung ebenso überrascht wie der DFB
Eckels langjährigem Klub 1. FC Kaiserslautern lag nach Angaben eines Sprechers "zu keinem Zeitpunkt eine diesbezügliche Anfrage oder gar ein Kaufangebot für den Nachlass vor." Geschäftsführer Tobias Wrzesinski von der Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), unter deren Dach sich die Horst-Eckel-Stiftung befindet, sagte, der Stiftung sei "nicht vorgetragen worden, dass eine Bedürftigkeit bei Hannelore Eckel" vorliege: "Selbstverständlich wären wir bereit gewesen, so eine Unterstützung zu prüfen."
Laut Dagmar Eckel gehen "Herzensstücke", wie Briefe des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger nicht in die Versteigerung. (dpa/SID/hau)
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