Seit Anfang Oktober trainiert Jürgen Klopp den FC Liverpool. Seine Statistik liest sich ordentlich, das Team lässt Fortschritte erkennen. Zwei Vereinsikonen denken schon an die Zukunft - mit Spielern aus der Bundesliga.
Es war, wie immer im Leben, eine Frage der Perspektive. Dass die Länderspiel-Unterbrechung just dann anstand, nachdem
Andererseits erhielt Klopp die Gelegenheit zum Durchatmen, eine Wohltat nach hektischen Wochen.
Seit dem 8. Oktober fungiert der Deutsche als Coach der "Reds", seine Verpflichtung war mit allerlei Folklore überladen: Es gab Songs, Shirts, Tassen und Mousepads.
Sieben Spiele hatte er binnen 22 Tagen mit seinem Team bestritten, drei davon gewonnen, dreimal die Punkte geteilt und eine Niederlage kassiert. Zuletzt setzte es ein 1:2 daheim gegen Crystal Palace.
Liverpool-Legende: "Ich gebe ihm sieben von zehn Punkten"
Etwas abgeebbt scheint die Kloppo-Manie inzwischen, was erstens nicht verwundert und zweitens ziemlich hilfreich ist.
Allerdings: Die immer noch vorhandenen Zweifler zu überzeugen, stellt sich als anspruchsvolles Unterfangen hinaus.
Zumindest die Zweifler auf der Haupttribüne waren offensichtlich vom Glauben abgerückt, als Crystal Palace am vergangenen Spieltag in der 83. Minute zum 2:1 traf; die hohe Anzahl an frühzeitig aus dem Stadion gehenden Zuschauern enttäuschte Klopp, der sich "ganz schön einsam gefühlt" habe in diesem Moment. "Das müssen wir uns einprägen und uns erinnern, warum wir das nicht mehr wollen", meinte er.
Idealerweise gleich im Topspiel am Samstag, wenn Liverpool bei Manchester City gastiert. Der Ex-Meister ist Tabellenführer, die "Reds" bloß Zehnter - hinter Klubs wie West Ham oder Southampton.
Klopp grinst: "Manchester City ist nicht so schlecht." Mit Borussia Dortmund, das war ihm wichtig zu betonen, aber blieb er gegen die Himmelblauen ungeschlagen (1:1 und 1:0 in der Champions-League-Saison 2012/13).
Ob City denn das stärkste Team der Liga sei, wollten sie von Klopp wissen. Antwort: "Mich kümmert nur, ob wir das beste Team der Liga sind."
Das Beste sicherlich nicht, berichtet Jan Mølby, der von 1984 bis 1996 an drei Liverpooler Meisterschaften beteiligt war. "Aber wir sehen wieder wie eine Mannschaft aus, die mehr Spiele gewinnen kann", sagt er und verteilt "sieben von zehn Punkte" an Klopp. Das ist ordentlich. Für den Anfang.
Die Spieler loben Jürgen Klopp
"Der Trainer lernt selbst noch dazu", bemerkt Mittelfeldmann James Milner auf der Vereinshomepage, "er hat neue Ideen und Methoden eingebracht." Tatsächlich gelang es Klopp, gewisse Stilmerkmale zu injizieren: Seine Elf investiert viel und der Wille zum flotten Umschaltspiel ist vorhanden.
"Wichtig ist, dass wir Geschwindigkeit haben, technisch und taktisch stark sind", sagt Klopp, der speziell Philippe Coutinho, Jordan Ibe und Lucas Leiva zu Leistungssprüngen verholfen hat.
"Seine Ankunft hat mir Energie gegeben", bekräftigt Lucas, und Milner verweist auf den Mentalitätsschub: "Wir müssen immer weitermachen, egal wie es steht und wie wir spielen. Nicht viele Teams können gegen Chelsea so auftreten, wie wir es getan haben - wir wissen also, wozu wir imstande sind. Es geht nun darum, das konstant auf den Platz zu bringen."
Beim 3:1 über José Mourinhos "Blues" lag Liverpool zurück, ließ sich jedoch nicht verunsichern; Klopps Premierensieg in der Premier League fiel verdient aus.
Auf der Insel rattern die Mühlen dann sehr schnell und sehr sensationsgierig. Die Frage nach Titelambitionen beantworte Klopp mit großen Augen - und einer Gegenfrage: "Are you crazy?"
Pierre-Emerick Aubameyang wird gehandelt
Von der Meisterschaft brauchen sie in Liverpool nicht träumen, nicht in dieser Saison. "Die Mannschaft ist nicht gut genug", konstatiert Jamie Carragher, der 508 Partien für die "Reds" absolvierte.
Dennoch warnt er vor Panikkäufen im Winter, das sei selten ein adäquates Mittel gewesen.
"Es wäre nicht falsch, Spieler aus der Bundesliga zu holen", rät indes Mølby. An Handlungsobjekten mangelt es nicht. Ein flüchtiger Auszug: Leroy Sané, Schalke 04; Timo Horn, 1. FC Köln; Xabi Alonso, bereits von 2004 bis 2009 an der Anfield Road unterwegs, derzeit FC Bayern.
Und, besonders reizvoll: Pierre-Emerick Aubameyang, 22 Tore in 20 Pflichtspielen. Von Borussia Dortmund.
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