Als "The Normal One" stellte sich Jürgen Klopp beim FC Liverpool vor. Medien und Fans feierten den bodenständigen und gleichsam extrovertierten Ex-BVB-Coach als Heilsbringer - und das noch bevor er das erste Mal an der Seitenlinie stand. Doch nach dem dritten Remis in Serie scheint die Euphorie bereits verflogen.
Kritik an Klopp wird noch nicht laut; auch nicht bei der angriffsfreudigen britischen Presse. Doch die "Kloppomania" lässt in Liverpool langsam nach. Das "Liverpool Echo" schrieb von einem "andauernden Kater" und nannte die Partie gegen Southampton "ein frustrierendes Spiel für Jürgen Klopp".
Dabei scheint es nur logisch, dass auch ein so erfolgreicher Coach wie Klopp eine mit guten, aber keineswegs herausragenden Spielern bestückte Mannschaft nicht auf Anhieb zurück in die nationale Spitze befördert. Auch in Dortmund benötigte Klopp Anlaufzeit, bis sein Schaffen in zwei Meisterschaften, einem DFB-Pokal-Sieg und einer Champions-League-Finalteilnahme gipfelte.
Kirchenchor statt Heavy-Metal-Fußball
Klopp, unter dem der BVB über weite Strecken seiner Amtszeit einen atemberaubenden Tempofußball spielte, hat es noch nicht geschafft, dem FC Liverpool seine Spielidee einzuimpfen. Dem Angriff der "Reds" fehlt es an Durchschlagskraft. "Klopp will Heavy-Metal-Fußball, aber Liverpool ist eher ein Kirchenchor", sagte Sky-Experte und Liverpool-Legende Jamie Carragher: "Es ist so langweilig, nichts passiert, keine Aggressivität. Nichts wird kreiert, alles ist langsam und vorhersehbar."
Klopp selbst lässt sich trotz der aktuellen Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen. "Fußball ist kein Märchen", sagte 48-Jährige nach 1:1 gegen Southampton und bemängelte, dass seine Spieler nach dem Ausgleich nicht mehr an den Sieg glaubten: "Das ist ein Problem, das wir in den Griff bekommen müssen."
Die Zeit dafür wird Klopp bekommen. Und vielleicht wird er dann doch noch der Heilsbringer, als der er geholt wurde.
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