Es ist zu spüren, dass der Titel bei der Klub-WM für den FC Bayern durchaus eine enorme Bedeutung hat. Das gehört zum Selbstverständnis des Vereins. Doch in diesem Jahr wirkt die Klub-WM für viele Fans und auch für mich noch überflüssiger als sonst.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde die Idee eines Weltpokals, bei dem die Champions aller Kontinente einmal im Jahr gegeneinander antreten, im Prinzip extrem reizvoll.

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Ich bin absolut überzeugt, dass daraus ein Wettbewerb werden könnte, der Fans anzieht und auch sportlich wieder mehr Bedeutung bekommt, als aktuell. Während die Fußball-Weltmeisterschaft alle viere Jahre Teams unterschiedlicher Länder und Regionen zusammenbringt, leben die Klubs der großen Kontinentalverbände fast ohne Berührungspunkte nebeneinander her. Genau daraus könnte eigentlich ein großer Reiz für ein Vereinsturnier entstehen.

Lieblose Umsetzung der Klub-WM

Doch die Umsetzung der FIFA ist misslungen. Die Klub-WM wirkt lieblos. Bestenfalls routiniert durchinszeniert. Durch die Teilnahme des Meisters des jeweiligen Gastgeberlandes wird zum Beispiel der Modus unnötig verwässert und die Bedeutung des Turniers unterlaufen.

Entweder man sucht ernsthaft die beste Mannschaft der Welt in einem Turnier der besten Mannschaften aller Kontinente, oder man schafft ein künstliches Konstrukt, in dem plötzlich auch der gastgebende katarische al-Duhail SC die Krone gewinnen kann, obwohl der Asienmeister aus Südkorea kommt.

Die FIFA hat sich für letzteres entschieden. In Zukunft will die FIFA das Teilnehmerfeld wohl sogar auf 24 Teams aufstocken. Der Charakter wäre dann erst recht ein anderer.

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Es passt übrigens nur ins Bild, dass die FIFA das Turnier mitten in einer Pandemie und in Anbetracht all der Verwerfungen und Verschiebungen, die diese allein im Fußball ausgelöst hat, durchzieht, als wäre nichts gewesen. Auch deshalb kommt mir das Turnier in diesem Jahr noch unpassender vor als sonst.

Die Klub-WM ist kein Fest des Fußballs. Kein Ort der Begegnung unterschiedlicher Kulturen, Spielweisen und interessanter Vereine mit viel Tradition. Sie ist so, wie sie derzeit umgesetzt wird, ein Kurztrip in eine von der FIFA geschaffene Scheinwelt, die immer weniger Fußballfans verstehen.

FC Bayern auf den Titel fixiert

Auch die Klubs müssten eigentlich ein Interesse daran haben, dies zu ändern. Wann gibt es für europäische Klubs schon einmal die Gelegenheit, sich unter Wettkampfbedingungen mit den besten Teams aus Asien oder Südamerika zu messen und sich dort gleichzeitig einem großen Publikum zu präsentieren? Andersherum gilt das natürlich erst recht.

So ist es durchaus respektabel, wie ernst der FC Bayern das Turnier trotz aller Widrigkeiten nimmt. Seit Wochen ist es ein Fixpunkt in den Planungen der Münchner. Die Spiele für größere Rotationen zu nutzen, um Spieler für die wichtigeren Aufgaben in der Bundesliga und Champions League zu schonen, kommt Trainer Hansi Flick nicht in den Sinn. Das ist ehrbar. Und darüber hinaus geht es für den Klub natürlich auch um ein ordentliches Preisgeld.

Und trotzdem: Vorfreude will sich bei mir vor dem Finale am Donnerstagabend einfach nicht einstellen. Im Gegenteil. Egaler als diese Klub-WM im Jahr 2021 wird es nicht.

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