Marko Rehmer, Dietmar Hamann, Sebastian Deisler, WM-Qualifikation, Deutschland, England, Wembley
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Dietmar Hamann ist am 7. Oktober 2000 der letzte Torschütze im abbruchreifen Fußballtempel Wembley-Stadion. Deutschland, hier 1966 Verlierer des WM-Finals und 1996 gefeierter Europameister, schlägt im Rahmen der WM-Qualifikation England zum fünften Mal auf dessen heiligem Rasen. Hamann, in Diensten des FC Liverpool stehend, trifft aus 32 Metern ins Tor.
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"Hamann schwang die Abrissbirne für Wembley", titelt damals der "Independent on Sunday". Der Schütze des entscheidenden 1:0 soll nach dem Wunsch zahlreicher deutscher Internetuser 2005 auch Namenspatron der Brücke zum neu erbauten Wembley-Stadion werden. Letztlich aber gewinnt der Vorschlag "White Horse Bridge". Warum, wird in dieser Galerie noch Thema sein.
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Auch Oliver Bierhoff, zu diesem Zeitpunkt Manager der deutschen Nationalmannschaft, hätte Ansprüche anmelden können, mit seinem Namen in Wembley verewigt zu werden. Das Finale der EM 1996 gegen Tschechien wird zur Sternstunde des Spätberufenen. Bierhoff, erst als 27-Jähriger Nationalspieler, schlägt in seinem achten Länderspiel zweimal zu.
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Der Legende nach fährt Bierhoff nur auf Anraten von Berti Vogts' Ehefrau zum Turnier mit. "Nimm Oliver mit, er wird es dir danken", soll sie gesagt haben. Nach 69 Endspielminuten erinnert sich Vogts dieser Worte. Er bringt Bierhoff für Mehmet Scholl. Vier Minuten später gleicht Bierhoff, Bild, zum 1:1 aus. Zum Helden macht ihn das 2:1 in der 95. Minute. Es ist das "Golden Goal" und das Spiel nach dieser ehemals gültigen Regel beendet.
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Vier Tage zuvor muss Deutschland in einem dieser epischen Duelle mit Gastgeber England bis ins Elfmeterschießen. In seinem 22. von 25 Länderspielen gleicht der spätere U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz Englands frühe Führung bereits nach 16 Minuten aus. Es folgen fesselnde Momente zwischen zwei ausgeglichenen Mannschaften. Keine trifft in 120 Minuten mehr.
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Es steht im Elfmeterschießen 5:5, als der deutsche Kapitän Andreas Möller den bedeutendsten Schuss seiner Laufbahn vor sich hat. Satt knallt der oft als zu weich verschriene Weltmeister von 1990 den Ball über David Seaman ins Netz. 30 Jahre nach dem WM-Finale dort, steht Deutschland in Wembley im Endspiel der EM. Bierhoff wird es entscheiden.
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Bierhoff ist erst ein 14-jähriges Talent bei Schwarz-Weiß Essen, als die deutsche Nationalmannschaft das Wembley-Stadion zum zweiten Mal sportlich einnimmt. Am 13. Oktober 1982, keine vier Monate nach einem enttäuschenden 0:0 zwischen Deutschland und England in der WM-Zwischenrunde, heißt der Mann des Abends Karl-Heinz Rummenigge.
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Dem DFB-Kapitän gelingen beide Tore zum verdienten 2:1-Sieg. "Rummenigge, what a man!", entfährt es dem britischen TV-Kommentator nach Rummenigges Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. Diese Respektsbekundung inspiriert das englische Pop-Paar Alan und Denise Whittle zum gleichnamigen Hit auf Rummenigge, der zum Evergreen avanciert.
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Zehn Jahre vor dem Erscheinen des Liedes passt nur ein Trauermarsch zur Stimmung rund um die englische Nationalmannschaft. Sie verpasst am 17. Oktober 1973 daheim gegen Polen die Qualifikation für die WM-Endrunde in Deutschland, weil ihr beim 1:1 nur ein Tor gelingt. Allan Clarke trifft nicht per Kopf, Bild, sondern zum 1:1 in der 63. Minute per Strafstoß.
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Alle anschließenden Versuche der verzweifelt anrennenden Engländer, zum Sieg zu kommen, scheitern. Wahlweise am Pfosten, wie hier bei Tony Currie, Zweiter von links, oder am polnischen Torwart Jan Tomaszewski, auf der Linie. England fehlt erstmals seit 1938 bei einem WM-Turnier. Polen hingegen wird 1974 erst von Deutschland gestoppt und WM-Dritter.
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Die deutsche Elf wiederum tritt bei der Heim-WM 1974 als amtierender Europameister an. Auf dem Weg zu diesem Titel kommt es am 29. April 1972 im Wembley-Stadion zum legendären ersten Sieg über England in England. Das mit 3:1 gewonnene Hinspiel im Viertelfinale der EM schafft den Mythos der vielleicht spielerisch besten DFB-Auswahl aller Zeiten.
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Gladbachs Günter Netzer, später als TV-Experte in der ARD ebenso legendär wie als Ideengeber auf dem Platz, behält die Nerven, als sich ihm beim Stand von 1:1 vom Elfmeterpunkt die große Chance zum 2:1 bietet. Netzer hat bei seinem Tor in der 85. Minute indes Glück, dass der großartige Torwart Gordon Banks den Ball nur gegen den Innenpfosten klatschen kann.
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Anderthalb Jahre und 19 Spiele liegt Englands letzte Niederlage zurück, als am 15. April 1967 Nachbar und Erzrivale Schottland im Wembleystadion auftaucht. 99.063 Zuschauer verfolgen, wie die Bravehearts den Weltmeister in der EM-Qualifikation entzaubern. Manchester Uniteds schottischer Star Dennis Law leitet in der 27. Minute den Auswärtssieg ein.
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Die Schotten (hier Billy Bremner und Jim Baxter) beschenken ihren neuen Nationaltrainer Robert Brown bei dessen Debüt mit einem 3:2. Den Fans beider Seiten stockt in der turbulenten Schlussphase mehrfach der Atem. Zwischen der 78. und 88. Minute fallen vier der fünf Tore, das entscheidende dritte für den Gast durch Debütant James McCalliog in der 87. Minute.
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Das Spiel, das allen deutschen Fußballfans ein Begriff ist, beschließt am 30. Juli 1966 die WM in England. In einem denkwürdigen Finale verlangt die deutsche Elf Gastgeber England, rote Trikots, alles ab. Wolfgang Weber, Zweiter von rechts, erzwingt mit seinem 2:2 in letzter Minute eine unvergessene Verlängerung. Hans Tilkowski, links, und Geoffrey Hurst, Mitte, werden zu Hauptdarstellern.
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In der 100. Minute fällt das berühmte Wembley-Tor. Hursts (nicht im Bild) Schuss knallt von der Unterlatte des deutschen Tores auf die Linie - so zumindest die Lesart aller deutschen Fans, und die Bilder legen diesen Schluss nahe. Das Tor aber zählt, weil der Linienrichter Tofik Bachramow auf Nachfrage des Schiedsrichters Gottfried Dienst nickt. Es ist das 3:2. Hurst legt in der 120. Minute noch das 4:2 nach.
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Schon fünf Monate vor dem WM-Finale im Juli 1966 sind sich England und Deutschland in Wembley begegnet. Und auch bei diesem vergessenen Start ins WM-Jahr im Februar geht es aus deutscher Sicht nicht mit rechten Dingen zu. Regulär fällt das Siegtor der Engländer durch Nobby Stiles, im Bild. Doch der vermeintliche Ausgleich durch Alfred Heiß zählt aus unerfindlichen Gründen nicht.
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Heiß, hier nicht im Bild, genießt schon am 19. Mai 1965 die einzigartige Atmosphäre im Wembleystadion: Der deutsche Pokalsieger TSV 1860 München greift gegen Gastgeber West Ham United im Endspiel des Europapokals nach den Sternen. West Ham aber, mit dem späteren Weltmeister Martin Peters, Zweiter von rechts, ist die bessere zweier starker Mannschaften und gewinnt mit 2:0.
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Als Deutschland als amtierender Weltmeister am 1. Dezember 1954 in den Fußballtempel in London reist, ist der Berner Ruhm schon wieder verblasst: Sepp Herbergers Auswahl hat seit dem sensationellen 3:2 über Ungarn in Belgien und daheim gegen Frankreich verloren. Vor 100.000 Zuschauern debütieren gleich vier deutsche Spieler.
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Torwart Fritz Herkenrath, links, steht zum zweiten Mal im Tor. Kapitän Jupp Posipal, rechts, ist mit 24 Länderspielen der Erfahrenste. Unter den Neulingen befindet sich mit Jupp Derwall auch der spätere Bundestrainer. Der zweite Debütant ist Alfred Beck vom FC St. Pauli, der das Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 erzielt. Es bleibt dessen einziges Länderspiel.
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Olympiasieger Ungarn sorgt am 25. November 1953 gegen England für einen Urknall im internationalen Fußball. Das bis dahin auf eigenem Grund für kontinentaleuropäische Gegner unantastbare Mutterland des Fußballs verliert erstmals gegen ein Team vom Kontinent in Wembley. Nandor Hidegkutis 0:1 aus der ersten Minute gleicht John Sewell für England in der 14. Minute zunächst aus.
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Anschließend schlägt sich Ungarns Demonstration modernen Fußballs, den England eben nicht spielt, in weiteren fünf Toren auf der Gegenseite nieder. Sandor Kocsis, links, bleibt bei diesem 6:3-Schützenfest vor 105.000 Zuschauern gegen Englands Keeper Gil Merrick sein 36. Länderspieltor aber verwehrt. Es ist Ungarns 17. Länderspiel ohne Niederlage in Folge. Die Wunderelf bleibt bis zum WM-Finale 1954 gegen Deutschland unbesiegt.
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Der englische Fußballverband provoziert mit seiner leichtsinnigen Unterschätzung des Fanandrangs anlässlich des Pokalfinals im frisch erbauten Wembleystadion am 28. April 1923 beinahe eine Katastrophe. 117.000 Menschen hätten Platz, insofern bekäme jeder an der Tageskasse ein Ticket. Plötzlich aber überfluten 200.000 Fußballbegeisterte Ränge und Spielfeld.
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Es entstehen legendäre Bilder wie dieses von Billy, dem berühmten Polizeipferd, dem es gelingt, die Menge hinter die Seitenauslinie zurückzudrängen. Letztlich sehen 126.047 Zuschauer mit 45 Minuten Verspätung ein 2:0 der Bolton Wanderers über West Ham United. Benannt nach Billy geht diese Eröffnungspartie als das "White Horse Final" in die Geschichte des Fußballs ein.