Nach nur eineinhalb Jahren ist Neymar bei Al-Hilal nicht mehr gefragt. Der sich anbahnende Abschied markiert das Ende einer mehr als unglücklichen Zeit in Saudi-Arabien. War es vielleicht sogar der schlechteste Transfer aller Zeiten?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Er ist ein Mann der Superlative, zumindest beim Blick auf die Ablösesumme: Noch immer hält Neymar da Silva Santos Júnior den Transferrekord für die höchste Ablöse aller Zeiten.

Mehr News zum Thema Fußball

Unglaubliche 222 Millionen Euro zahlte PSG im Sommer 2017 an den FC Barcelona. Eine Summe, die selbst heute, in Zeiten, in denen übertrieben erscheinende Ablösesumme an der Tagesordnung stehen, schwindelerregend hoch erscheint.

Neymar ist zuständig für die ganz großen Geldsummen, das war er schon immer: 2013 wagte das einstige Jahrhundert-Talent den Sprung von Brasilien nach Europa, zum FC Barcelona. 88 Millionen Euro zahlten die Katalanen damals an Ablöse. Was heute kaum noch für große Augen sorgt, war zu dieser Zeit ein Riesen-Ausrufezeichen – vor allem für einen so jungen Spieler. Damals war Neymar gerade einmal 21 Jahre alt.

Neymar bei seiner Vertragsunterschrift für Al-Hilal
Neymar bei seiner Vertragsunterschrift für Al-Hilal. © IMAGO/Balkis Press/ABACA

Etwas mehr – zumindest, was die offizielle Ablöse betrifft – ließ sich Saudi-Klub Al-Hilal zehn Jahre später die Dienste Neymars kosten. 90 Millionen Euro zahlte der Verein an PSG, das obligatorische Handgeld für den Spieler selbstverständlich nicht mit einberechnet.

88, 222 und 90 Millionen Euro: Neymar ist gleich dreimal in den Top 25 der teuersten Transfers aller Zeiten vertreten, wie "transfermarkt.de" schreibt. Der mittlerweile 32-Jährige war und ist der Mann fürs große Geld.

Neymar mit nur sieben Pflichtspielen bei Al-Hilal

Mit seinem Wechsel in die Wüste sollte der Brasilianer der saudischen Liga zusätzlichen Glanz verleihen. Etliche internationale Topstars folgten in den vergangenen Jahren dem Ruf des Geldes – allen voran Cristiano Ronaldo (Al-Nassr), Karim Benzema (Al-Ittihad) oder Ryad Mahrez (Al-Ahli), um nur ein paar der bekanntesten Spieler zu nennen.

Mit großem Tamtam und reichlich Theater wurde Neymar damals als Neuzugang vorgestellt. Erfüllen konnte er die immens hohen Erwartungen allerdings nie. Was am Ende seiner Zeit in Saudi-Arabien bleibt: magere sieben Spiele für Al-Hilal.

Neymar in Saudi-Arabien
Neymar bei seiner offiziellen Präsentation im Stadion von Al-Hilal – mit Feuerwerk und viel Theater. © IMAGO/Power Sport Images/Strigner

Zur Verteidigung des exzentrischen Offensivstars muss gesagt werden: Neymar hatte großes Verletzungspech. Im August 2023 kam er bereits mit muskulären Problemen zu Al-Hilal, kurz danach setzte ihn ein Kreuzbandriss für knapp ein Jahr außer Gefecht, Neymar verpasste in dieser Zeit insgesamt 48 Pflichtspiele für Al-Hilal. Nach seinem Comeback mit zwei Einwechslungen zog sich der 32-Jährige eine Oberschenkelverletzung zu – Neymar war wieder raus.

Die bisherige Bilanz in dieser Saison: Mickrige 42 Minuten Einsatzzeit, in der Liga spielte Neymar zuletzt am 29. September 2023. Eine bittere Verletzungshistorie, die aber auch Raum für Spekulationen lässt: Ist Neymar – oder vielmehr sein Körper – dem Leistungssport Fußball nicht mehr gewachsen? Kann der einstige Superstar und Hoffnungsträger einer ganzen Nation überhaupt nochmal Fuß fassen?

"Neymar ist nicht mehr auf dem Niveau, das wir gewohnt sind."

Al-Hilal-Trainer Jorge Jesus

Sein Noch-Trainer Jorge Jesus fand erst vor wenigen Tagen deutliche Worte. "Neymar ist nicht mehr auf dem Niveau, das wir gewohnt sind. Die Dinge sind leider schwierig für ihn geworden", sagte Jesus laut sid auf einer Pressekonferenz am Freitag. Der Brasilianer wurde nicht für die Rückrunde der Saudi Pro League registriert – ein deutliches Zeichen, dass Neymar in den Planungen von Al-Hilal keine Rolle mehr spielt.

In der Retrospektive könnte Neymars Wechsel zu Al-Hilal möglicherweise sogar der schlechteste Transfer aller Zeiten sein. Ablöse, Handgeld und ein Jahresgehalt von kolportiert 100 Millionen Euro stehen sieben Pflichtspieleinsätzen gegenüber. Eine Rechnung, mit der selbst der schier unendlich finanzstarke Saudi-Klub nicht zufrieden sein kann.

Neymar: Hin zur großen Liebe, weg vom großen Geld?

Neymar beim FC Santos
Beim FC Santos startete Neymars große Karriere damals. Jetzt steht er vor einer Rückkehr zum Klub. © imago/Fotoarena

Allem Anschein nach hält es auch Neymar, trotz des fürstlichen Gehalts, nicht mehr in Saudi-Arabien. Gerüchten zufolge steht er vor einer Rückkehr zum FC Santos, zu dem Klub also, bei dem seine einst so große Karriere fulminant startete.

Für den Superstar, der bei PSG zeitweise einen Marktwert von 180 Millionen hatte, könnte der Wechsel zu Santos so etwas wie eine Herzensangelegenheit sein. Hin zur einstigen großen Liebe, weg vom großen Geld.

Denn eines ist sicher: Beim Gehalt würde Neymar bei Santos deutliche Abstriche machen müssen. Und auch astronomisch hohe Ablösen wie früher wird der Rekordhalter in seiner Karriere nicht mehr erzielen. Die große Zeit des Neymar da Silva Santos Júnior, sie scheint vorbei.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.