Paul Pogba galt einst als Wunderkind und Hoffnungsträger im französischen Fußball. Doch statt den europäischen Fußball zu prägen, beendet eine jahrelange Sperre nun wohl die Karriere des 30-Jährigen vorzeitig. Sein Klub Juventus Turin will nicht mehr mit dem Mittelfeldstar zusammenarbeiten.

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Juventus Turin will den Vertrag mit dem wegen Dopings gesperrten Paul Pogba auflösen. Der 30-jährige Franzose war am 29. Februar für vier Jahre gesperrt worden, da er positiv auf die verbotene Substanz Testosteron getestet wurde. Der ehemalige Nationalspieler war nach einer positiven Erstprobe bereits seit dem 11. September 2023 vorläufig gesperrt.

Juventus Turin prüft rechtliche Schritte gegen Paul Pogba

Wie die "Gazzetta dello Sport" berichtet, hat der Verein rechtliche Schritte für eine Trennung geprüft. Im Falle einer Sperre, die länger als sechs Monate dauert, kann der Verein nicht nur die fälligen Gehaltszahlungen einsparen, sondern auch einen Schadenersatz vom Spieler fordern. Für das finanziell angeschlagene Juventus wäre eine Vertragsauflösung daher eine große Entlastung. Bis zum Vertragsende im Juni 2026 könnten beinahe 30 Millionen Euro eingespart werden.

Deutlich mehr als zehn Jahre ist es nun her, als Paul Pogba als junger Emporkömmling die Fußballwelt beeindruckte. Ein junger Franzose, der sich durch eine enorme Zielstrebigkeit und fußballerische Intelligenz auf dem Platz auszeichnete und der schon in jungen Jahren physisch mit den etablierten Spielern mithalten konnte, war bereit, den europäischen Fußball im Sturm zu erobern.

Paul Pogba, Juventus FC, Udinese Calcio
Paul Pogba, hier für Juventus im Spiel, ist auf Abwege geraten. © IMAGO/ABACAPRESS

Alle Anlagen, die er mitbrachte, sprachen für eine große Karriere. Jetzt, im Herbst 2023, reibt man sich beim Blick zurück verwundert die Augen. Pogba dominierte nicht den Weltfußball, sondern war einer von vielen hochveranlagten Spielern, die nicht das Optimum aus sich herausholen konnten. Verletzungen waren dabei nur eine Facette. In der letzten Phase seiner Karriere schrieb er nämlich auch noch weitere Negativschlagzeilen.

Paul Pogba: Ein Karrierestart wie aus dem Lehrbuch

Dabei fing alles so gut an für den Franzosen. Ausgebildet wurde er in der Jugend von Torcy und Le Havre, ehe Manchester United 2009 auf ihn aufmerksam wurde und ihn in die eigene Jugendakademie lotste. Dort machte er wichtige Schritte nach vorne, wurde früh in die Reservemannschaft berufen. Zwischen Klub und Spieler stimmte die Chemie aber nicht vollends, weswegen Juventus seine Chance nutzte und das Talent 2012 ablösefrei unter Vertrag nahm.

Schnell lebte sich der Mittelfeldspieler ein, bestach durch Dynamik und Unbekümmertheit auf dem Platz, gab dem gesamten Team eine enorme Energie. Als klassischer "Box-to-Box"-Spieler, also jemand, der sowohl vor dem eigenen Tor aufräumt, als auch offensive Akzente setzt, machte er sich einen Namen. Es bahnte sich eine Bilderbuchkarriere an, schon im ersten Jahr gewann er den Scudetto mit Juventus, wurde Nationalspieler in der Equipe Tricolore und gewann zudem mit der U20 die Weltmeisterschaft.

Drei weitere Meistertitel mit den Bianconeri sollten in den kommenden drei Jahren folgen. Einzig der Erfolg im internationalen Bereich blieb ihm verwehrt. Das Kapitel Manchester United war für den Franzosen zu dieser Zeit aber noch nicht abgeschlossen. Die Red Devils bemühten sich sehr um ihn, legten im Jahr 2016, als Pogba auf dem Höhepunkt seiner Karriere war, 105 Millionen Euro für ihn auf den Tisch. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, dass das große Versprechen, das dieser Transfer mit sich brachte, nie eingelöst werden würde.

Verletzungen, Konstanzprobleme und falsche Entscheidungen

In den Folgejahren sahen die Fußballfans einen anderen Pogba. In Topform hatte der dynamische Spieler nichts von seiner Klasse eingebüßt, daran besteht kein Zweifel. Diese Topform erreichte er aber immer seltener. Die hohe Ablöse brachte eine gewisse Erwartungshaltung mit sich, von Unbekümmertheit war keine Spur mehr zu sehen. Der Druck, ein Manchester United im Dauerumbruch fast im Alleingang zu stabilisieren, lastete auf dem Franzosen. Und dann kamen auch noch die Verletzungen dazu.

2017/18 begann es mit einem Muskelriss im Oberschenkel, der ihn mehr als zwei Monate aussetzen ließ. Weitere vier Blessuren kamen 2018 und 2019 hinzu. Es waren keine langen Ausfälle, aber Rhythmusbrecher. 2019/20 sorgten gleich zwei Sprunggelenksverletzungen für insgesamt 230 Tage Pause. Seitdem kam Pogba nicht mehr wirklich auf die Beine. Auch mit Titeln auf Vereinsebene sah es mau aus; dabei zeigte er, dass er noch einen großen Wert für eine Mannschaft haben kann, gewann mit Frankreich die Weltmeisterschaft.

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Bei den Red Devils lief es für den eigentlichen Star im Mittelfeld immer schlechter. Die Reißleine dort nicht früher gezogen zu haben, dürfte eine der Fehlentscheidungen in der Karriere des Spielers gewesen sein. Eine homogene Mannschaft brachte United nur selten auf den Platz.

Erpressungskrimi und Doping-Skandal: Pogba im Abseits

Im Rahmen seiner Verletzungssorgen soll der Franzose zuletzt sogar mit zwielichtigen, alternativen Heilmethoden experimentiert haben. Zudem sorgte ein Erpressungskrimi im Jahr 2022 für Aufsehen. Es ging darum, dass fünf Männer, darunter sogar sein älterer Bruder Mathias, über mehrere Monate versucht haben sollen, den Nationalspieler zu erpressen. Über eine zweistellige Millionensumme und eine vorgehaltene Waffe ging es dabei unter anderem. Mehrere Personen wurden festgenommen, Pogba und seine Mutter standen zeitweise unter Polizeischutz.

Im September kam heraus, dass ein Dopingtest des Mittelfeldspielers aus dem August positiv war. Pogba war nach dem Serie-A-Spiel zwischen Juve und Udinese Calcio positiv auf Testosteron getestet worden. Die erhöhten Werte, so wurde bei der Untersuchung der Probe festgestellt, hatten keine natürliche Ursache, sondern seien von außen hinzugefügt worden. Sofort gab es Konsequenzen. Juventus fror das Gehalt des Spielers ein, schloss ihn vom Training aus und wartete auf das Ergebnis der B-Probe. Pogba gab zu, ein Nahrungsmittelergänzungsmittel eingenommen zu haben, auf dessen Beipackzettel auf leistungsfördernde Substanzen hingewiesen wird.

Paul Pogba kassiert die Höchststrafe

Mitte Oktober herrschte dann endgültig Gewissheit, auch die B-Probe kam positiv zurück. Das bedeutete, dass der Franzose gesperrt blieb. Die italienische Anti-Doping-Staatsanwaltschaft ermittelte, es kam zu einer Anhörung. Das italienische Sportgericht hat Pogba nun die Höchststrafe verpasst und ihn für vier Jahre gesperrt.

Pogba reagierte auf die Verurteilung geschockt: "Ich wurde heute über die Entscheidung informiert und bin der Ansicht, dass das Urteil falsch ist. Ich bin traurig, schockiert und untröstlich, dass mir alles, was ich mir in meiner Profikarriere aufgebaut habe, genommen wurde", schrieb der Mittelfeldspieler bei Instagram.

"Paul wird einen neuen Kampf führen müssen."

Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps

"Das Vorhandensein des unerlaubten Hormons ist unbestreitbar", kommentierte der französische Nationaltrainer Didier Deschamps die Situation Pogbas. "Das Problem ist da und Paul wird einen neuen Kampf führen müssen, um sich zu verteidigen, und die Richter davon überzeugen müssen, dass er nicht wissentlich verbotene Mittel eingenommen hat."

Verwendete Quellen:

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