Bei Borussia Dortmund bahne sich mal wieder eine Transferposse an, heißt es überall. Aber das ist kein Material für ein Transferdrama – der BVB hat eine gute Verhandlungsposition: Schon seit Monaten ist bekannt, dass sich Manchester United um Jadon Sancho bemüht.
Kein "Corona-Rabatt" für Manchester United
Allerdings halten die Dortmunder nach wie vor alle Zügel in der Hand. Denn:
So ist es auch kein Wunder, dass Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc sehr bestimmt verlauten lassen, für United keinen "Corona-Rabatt" gewähren zu wollen. Es bleibt also bei dem Preisschild in Höhe von etwa 120 Millionen Euro. Überdies sollen die Dortmunder sogar in die Offensive gegangen sein und dem englischen Rekordmeister eine Frist bis zum 10. August gesetzt haben: dann beginnt das Trainingslager der Schwarz-Gelben in Bad Ragaz.
Trotz Corona: der BVB ist auf die Ablösesumme nicht angewiesen
Das Vorgehen der Dortmunder macht deutlich, dass man um die eigene starke Verhandlungsposition weiß. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie ist man nicht um jeden Preis auf die Sancho-Millionen angewiesen. Zudem kann man davon ausgehen, dass auch im Sommer 2021 der Marktwert des Flügelspielers nicht in den Keller fallen wird.
Insoweit gehen auch die Vergleiche mit der Verpflichtung von
Sancho-Tore und -Assists statt Millionen
In Anbetracht der (noch) recht entspannten finanziellen Situation der Borussia hat man also sportlich wesentlich mehr davon, noch ein Jahr mit einem Ausnahmespieler wie Sancho im Kader um die Deutsche Meisterschaft zu kämpfen.
Die Situation ist vergleichbar mit dem Wechsel von Robert Lewandowski zum FC Bayern im Sommer 2015: ein Jahr zuvor drängte der Pole auf einen Wechsel nach München, der BVB hingegen verzichtete sogar komplett auf eine Ablösesumme und profitierte lieber ein weiteres Jahr von seinen Toren, um ihn schließlich ablösefrei ziehen zu lassen.
Das einzige Risiko ist Sancho selbst
Damit ist aber auch das Risiko klar, welches die Dortmunder eingehen. Was bei dem Vorzeigeprofi Lewandowski nie zur Debatte stand, könnte sich bei Sancho zu einem Problem entwickeln: Ist der junge Engländer professionell genug, um noch ein weiteres Jahr Topleistungen abzurufen, obwohl er eigentlich lieber in der Premier League für Manchester kicken würde? Das ist schwer zu sagen. Der BVB lässt hierzu verlauten, dass Sancho die Situation akzeptiert habe. Gleichzeitig fiel der Youngster in der Vergangenheit auch immer wieder durch Undiszipliniertheiten auf und kassierte von Trainer Lucien Favre schon einmal den ein oder anderen Verweis auf die Bank.
Insgesamt scheint es aber momentan nicht danach auszusehen, dass dem BVB ein Drama à la
BVB könnte auch als Gewinner rausgehen
Sollte United nicht doch noch einknicken und die 120 Millionen Euro überweisen, wird der BVB in Sachen Sancho also als Gewinner aus dem Sommer gehen: man hat eine weitere Saison eines der größten Offensivtalente der Welt in seinen Reihen und darf gespannt sein, wie er sich auf der rechten Seite mit dem belgischen Neuzugang Thomas Meunier ergänzen wird. Auch die Verpflichtung seines Landsmannes Jude Bellingham könnte sich positiv auf die Stimmung von Sancho auswirken. Nächstes Jahr wird man dann neu verhandeln und sicherlich eine immer noch üppige Ablösesumme einstreichen, sollte es nicht zu einer gravierenden Verletzung kommen. Dem BVB steht also ausnahmsweise keine dramatische Transferepisode bevor.
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