Berlin - Für neutrale Fans sieht die Tabelle der Bundesliga-Fußballerinnen gerade ziemlich wunderbar aus. Herbstmeister Frankfurt, der FC Bayern und Bayer Leverkusen punktgleich auf den Plätzen eins bis drei, nur ein Zähler dahinter der VfL Wolfsburg. Spannung pur im Meisterrennen. Doch während auf dem Platz das Tempo zunimmt, wird hinter den Kulissen eher gebummelt. Die Professionalisierung der Liga stockt, wesentliche Fragen sind offen. Und die Zeit drängt.

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Dabei ist das Ziel eigentlich klar: "Wir müssen dahin kommen, dass alle unter guten Bedingungen Fußball spielen können und sich darauf konzentrieren können", erklärt Nationalspielerin Lena Oberdorf vom FC Bayern: "Wenn jede Einzelne besser wird, dann wird die Mannschaft besser. Dann steigt das Niveau in der Liga weiter und weiter. Das zieht dann nochmal mehr Leute an." Was wiederum für mehr Sponsoren und höhere TV-Gelder sorgen dürfte.

Kosten von 80 bis 90 Millionen Euro - aber kein Konsens

Über das Tempo und die Maßnahmen, die dafür nötig sind, herrscht in der Liga bislang allerdings kein Konsens, genauso wenig wie bei der entscheidenden Frage: Wer soll die kursierenden Fortschritts-Kosten von schätzungsweise 80 bis 90 Millionen Euro bis 2032 tragen? Und: Wann greifen die angedachten Reformen, die ursprünglich schon vor der aktuellen Saison hätten umgesetzt werden sollen?

Ein paar Antworten dürfte an diesem Donnerstag die Agentur Portas auf all das liefern. Die Auftragnehmerin aus England, die bereits der dortigen Liga den Weg in den moderaten Fußball-Kapitalismus bereitete, soll den Bundesligisten in einer digitalen Runde präsentieren, wie etwa Stadien und Geschäftsstellen vergrößert, Gehälter angehoben und Medienerlöse (aktuell 5,17 Millionen Euro pro Jahr) gesteigert werden können. Das Ziel: Die Bundesliga im internationalen Vergleich konkurrenzfähig halten. Im besten Fall: an die Spitze führen.

Kleinere Clubs zahlen eher symbolischen Betrag

Etwa 280.000 bis 320.000 Euro lässt sich die Liga die Arbeit der Agentur kosten. Größere Clubs wie Frankfurt oder der FC Bayern beteiligen sich stärker daran, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Kleinere wie Turbine Potsdam oder Carl Zeiss Jena zahlen offenbar nur einen symbolischen Beitrag.

Dass nun am Donnerstag der große Wurf glückt und Reformen verabschiedet werden, gilt als wenig wahrscheinlich. Zu unterschiedlich sind die Clubs aufgestellt, zu weit auseinander liegen deren Interessen.

"Für uns muss die weitere Professionalisierung im Einklang mit der wirtschaftlichen Stabilität der Vereine stehen", sagt etwa Florian Zeutschler, Geschäftsführer der SGS Essen. Die Möglichkeiten des Ruhrpott-Clubs, der etliche Nationalspielerinnen wie Oberdorf, Lea Schüller oder Linda Dallmann geformt hat, sind finanziell eng abgesteckt. Dafür spielen die Essenerinnen im modernen Stadion an der Hafenstraße, wo über 20.000 Fans Platz finden.

Würde der DFB den Bundesligisten nun eine Mindestkapazität von 5.001 Plätzen vorschreiben, hätte ausgerechnet Branchenprimus München ein Problem: Am FC Bayern Campus stehen lediglich 2.500 Plätze zur Verfügung. Dafür genießen die Meisterinnen in quasi allen anderen Handlungsfeldern wie Marketing, Geschäftsstelle oder Trainingsbetrieb alle Möglichkeiten eines (Männer-)Weltclubs.

Irritationen beim DFB

Der im Juni von den Clubs forcierte Portas-Einstieg sorgte beim Verband offenbar für leichte Irritationen. Denn der DFB teilte den Clubs bereits im vorigen Dezember selbst mit, was nötig ist, um die Liga voranzubringen: Von zunächst rund 135 Millionen Euro bis zur Saison 2031/32 war die Rede, nun gelten eher 80 bis 90 Millionen als Orientierungsgröße.

Gespräche hatte der Verband mit den Clubs über das vergangene Jahr hinweg regelmäßig geführt, um deren Belange abzuklopfen und die Finanzierung zu klären. Zwischenzeitlich gab es auch Treffen mit mächtigen Club-Entscheidern wie Bayerns Jan-Christian Dreesen, Frankfurts Axel Hellmann, Bremens Klaus Filbry oder Kölns Christian Keller.

Im April dieses Jahres wollte der Verband mit den Clubs in wesentlichen Fragen eine Einigung herbeiführen. Doch immer wieder meldeten die Clubs aus unterschiedlichsten Gründen Bedenken an.

Auch Investoren-Einstieg war Thema

Teilnehmende berichten, dass zwischenzeitlich auch der Einstieg von Investoren Thema war. Angebote verschiedener Finanzdienstleister habe es wohl gegeben, softe Vorprüfungen auch. Klar ist derzeit nur, dass die Zeit drängt. Bereits am Freitag berät der DFB auf einer Sitzung, welche Zulassungsvoraussetzungen zur kommenden Saison in der Bundesliga gelten sollen. Teams, die aufsteigen wollen, müssen zwar erst im März ihre Unterlagen einreichen. Aber eben auch frühzeitig wissen, was von ihnen verlangt wird. Bei zu kurzen Fristen drohen dem Verband rechtliche Konsequenzen.

Ein weiteres Problem: Sollte der Wachstumsplan nicht zur kommenden Saison an den Start gehen, was derzeit als schwierig gilt, würde das die Verhandlungsposition der Liga bei der Rechtevergabe für die Spielzeiten 2027/28 bis 2031/32 schwächen. Über den neuen TV-Vertrag verhandelt wird voraussichtlich ab Ende 2025. Ein überzeugender Masterplan für die weitere Professionalisierung des Frauenfußballs wäre bis dahin hilfreich - ist aber noch lange nicht in Sicht.  © Deutsche Presse-Agentur

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