Das legendäre 7:1 der deutschen Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien ist fast zehn Jahre her. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw erinnert sich an die Einschätzung der Defensive der Brasilianer durch den damaligen Spielbeobachter Urs Siegenthaler.

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Erinnert man sich an den Weg der deutschen Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel 2014, dürften die meisten Fans neben dem Finale gegen Argentinien (1:0) vor allem das Halbfinale gegen Brasilien im Kopf haben. Mit 7:1 fertigte das DFB-Team die Gastgeber am 8. Juli 2014 ab.

Rund zehn Jahre später blickt der damalige Bundestrainer Joachim Löw in einer Kolumne für den DFB auf das Spiel zurück. Im Vorfeld der Partie sei Löw vor allem eine Unterhaltung mit dem damaligen DFB-Spielbeobachter Urs Siegenthaler in Erinnerung geblieben. "Brasilien sei 'grottenschlecht' in der Defensive, hat Urs gesagt. Von dieser Einschätzung hat er sich auch durch mein mehrmaliges Nachfragen nicht abbringen lassen", schreibt Löw.

Siegenthaler sei sich laut Löw ganz sicher gewesen: "So schlecht, wie die aktuelle Seleção, habe eine brasilianische Nationalmannschaft noch nie verteidigt." Die Brasilianer seien nicht nur "anfällig", wie Löw zugegeben hatte, sondern einfach "richtig schlecht", habe Siegenthaler wiederholt betont.

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Siegenthaler über Brasilien: "Nicht die Ambition, Zweikämpfe zu führen"

Dass die Gegner der Brasilianer das schwache Defensivverhalten im früheren Turnierverlauf nicht ausnutzen konnten, habe Siegenthaler auf die Faktoren Glück auf der einen Seite und fehlende Konsequenz auf der anderen Seite zurückgeführt.

Brasilien sei sich dieser Schwäche laut Siegenthaler bewusst gewesen und habe sein Defensivkonzept im Wesentlichen darauf aufgebaut, "nach Ballverlusten sofort zu foulen und das Spiel zu unterbrechen. Sie hätten nicht die Ambition, Zweikämpfe zu führen und den Ball zurückzugewinnen, für sie gehe es nur darum, das Spiel zu unterbinden", erinnert sich Löwe an Siegenthalers Worte.

In diesem Sinne habe Löw die Mannschaft dann auf das Spiel eingestellt. "Es ging darum, auf den Beinen zu bleiben, die Fouls nicht anzunehmen. Es ging darum, minimale Ballkontaktzeiten zu haben und sofort in die Räume zu starten. Es ging um den Automatismus, sich nach Ballgewinn blitzschnell in vollem Tempo nach vorne zu lösen", erklärt Löw.

8. Juli 2014: Co-Trainer Hansi Flick (l.) und Bundestrainer Joachim Löw bejubeln eines der sieben Tore Deutschlands im WM-Halbfinale gegen Brasilien. © imago/MIS/imago sportfotodienst

Der Matchplan sei dann auf beste Weise aufgegangen. "Das 1:0 ist aus einem Eckball resultiert, das hat uns natürlich in die Karten gespielt. Brasilien hat danach aber einfach weitergemacht – blind nach vorne. Beim 2:0, 3:0 und 4:0 waren es genau solche Situationen, die wir vorher beobachtet und den Spielern gezeigt hatten. Wie am Reißbrett", schreibt Löw.

"Die Tore zwei, drei, vier und fünf fielen innerhalb von sechs Minuten, es war unwirklich, unfassbar."

Joachim Löw

Alles sei genauso abgelaufen, wie Siegenthaler es prophezeit hatte. "Wenn die Brasilianer nach Ballverlust nicht sofort Zugriff bekommen, dann ist es für sie im Grunde zu spät. Dann hatten sie hinten nur noch die beiden Innenverteidiger – und wir hatten die Qualität, unsere Überzahl auszuspielen. Die Tore zwei, drei, vier und fünf fielen innerhalb von sechs Minuten, es war unwirklich, unfassbar", erinnert sich Löw.

Die von Löw angesprochene Führung nach einem Eckball hatte Thomas Müller in der 11. Minute erzielt. Es folgten Tore durch Miroslav Klose (23.), der mit seinem Treffer zum WM-Rekordtorschützen wurde, und ein Doppelpack von Toni Kroos (24. und 26. Minute). Kurz darauf folgte Sami Khedira (29.) mit dem 5:0. In der zweiten Hälfte erhöhte der eingewechselte André Schürrle mit zwei Treffern auf 7:0 (69. und 79.). In der 90. Minute gelang Oscar noch der Ehrentreffer für Brasilien. (lh)

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